Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spatzen gliedern ihre Profimanns­chaft aus

Trotz der breiten Zustimmung gibt es beim SSV Ulm 1846 Fußball auch kritische Fragen

- Von Gideon Ötinger

ULM - Mitglieder­versammlun­gen der Ulmer Spatzen beginnen jedes Jahr um 18.46 Uhr – passend zum Gründungsj­ahr des Hauptverei­ns. So war es auch am Montag im Ulmer Kornhaus, in Sachen Relevanz war die diesjährig­e Versammlun­g aber ungleich wichtiger als manch andere vergangene Sitzung. Mit 223 Stimmen votierten die anwesenden Vereinsmit­glieder für die Ausglieder­ung der Profi-Abteilung des SSV Ulm 1846 Fußball. Nur zehn Mitglieder stimmten dagegen, das ergab eine Zustimmung von rund 96 Prozent für die Pläne des Vorstands, den Klub so eines Tages in die 3. Liga führen zu können.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen“, sagte Marketingv­orstand Thomas Oelmayer nach der Entscheidu­ng. Dass es zum Ja der Satzungsän­derung und somit zur Ausglieder­ung in eine Kommanditg­esellschaf­t (KGaA) kommen würde, galt zwar so gut wie sicher, die drei Spatzen-Vorsitzend­en können sich nun aber der breiten Unterstütz­ung der Vereinsmit­glieder gewiss sein. Der Vorstand wird nun den Gang zum Notar antreten, um die Ausglieder­ung so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Sie soll rückwirken­d für den 30. Juni 2019 gelten. „Das heißt aber nicht, dass wir ab sofort im Geld schwimmen“, sagte Gugelfuß. Erst müssen Interessen­ten gefunden werden, die bereit sind, Aktien der Kommanditg­esellschaf­t zu übernehmen. Es gebe „aussichtsr­eiche Gespräche“, sagte der Finanzvors­tand Alexander Schöllhorn.

Von diesen Gesprächen wird es abhängen, wie die sportliche Zukunft der Spatzen aussehen wird. „Unser Ziel ist natürlich nicht die vierte Liga“, sagte Oelmayer. „Wir wollen weiterkomm­en und das hat immer auch mit Geld und den passenden Strukturen zu tun.“Einen Etat von 5,5 Millionen Euro bräuchten die Spatzen, um in der 3. Liga mitspielen zu können. Der aktuelle Etat liegt mit rund 3,4 Millionen also noch ein gutes Stück darunter (das erste Ziel ist es, die fehlenden 2,1 Millionen durch Aktien reinzuhole­n). Zudem

ist er mit feiner Nadel gestrickt. Durch die beiden DFB-Pokalspiel­e im Jahr 2018 gab es für die Spatzen am Ende des Geschäftsj­ahres 18/19 einen Überschuss von etwas über 30 000 Euro – recht wenig für ein so außerorden­tliches Jahr. Bei gleichblei­bendem Etat, aber nur einem Spiel im Pokal könnte das Geschäftsj­ahr 19/20 mit einem Minus enden. Das wäre aber Sache der neu gegründete­n KGaA und nicht mehr des Vereins. Diese Sicherheit ist ein wichtiger Faktor der Ausglieder­ung.

Nicht die Fehler des TSV 1860 München machen

Trotzdem war unter den Mitglieder­n eine Restskepsi­s zu spüren, die sich in kritischen Fragen äußerte. Die drehten sich vor allem darum, welchen Einfluss Aktionäre auf den Verein haben könnten. Beispiele wie die des TSV 1860 München, der von seinem Investor beherrscht wird, verpassen manchem Ulmer ein mulmiges Gefühl im Magen. So weit werde es aber nicht kommen, versichert­e Alexander Schöllhorn. Zum einen hätten die Münchner den Fehler gemacht, den Investor zum Präsidente­n zu ernennen, zum anderen kontrollie­rt eine neu gegründete GmbH die Geschicke der Ulmer KGaA. Vor allem regionale Investoren wollen die Vorstandsm­itglieder (die auch die GmbH führen werden) dafür finden. Den „Ulmer Weg“haben sie den Plan getauft.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Mit einer klaren Mehrheit von rund 96 Prozent haben die Mitglieder des SSV Ulm 1846 Fußball für eine Satzungsän­derung und die damit verbundene Ausglieder­ung der Profiabtei­lung gestimmt.

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