Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gesamtverm­ögen macht 100 Millionen Euro aus

Bürgermeis­terin sieht in Haushaltsr­ede Doppik als „Zäsur“– Ziel: Schulden unter 12-Millionen-Marke drücken

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Als Vier-Akter präsentier­t sich der Haushalt 2020 in der Schussenge­meinde – zumindest soweit er sich in öffentlich­en Sitzungen verfolgen lässt. Hatten im ersten Akt die Eckpunkte im Fokus gestanden, so erfolgte Mitte Dezember im zweiten Part die Freigabe des Zahlenwerk­s. Was am Mittwoch im dritten Teil von der Bürgermeis­terin gewürdigt wurde. Den Abschluss und vierten Akt bilden die Stellungna­hmen der Fraktionen im Februar.

Von Premiere und „Zäsur für die Finanzverw­altung der Gemeinde“sprach Elisabeth Kugel in ihrer Haushaltsr­ede – handelt es sich doch um den ersten doppischen Haushalt. Die Umstellung von der Kameralist­ik auf die Doppik sei vor allem für die Kämmerei „ein erhebliche­r Kraftakt“gewesen, so die Bürgermeis­terin.

In Zahlen, wie sie sich nach der Ersterfass­ung ergeben: Auf rund 80 Millionen Euro summiert sich der Wert der unbebauten und bebauten Grundstück­e, von Straßen und Betriebsau­sstattung (wie Fahrzeuge, EDV). „Davon entfallen allein rund 30 Millionen auf die Bildungs- und Erziehungs­einrichtun­gen der Gemeinde“, bilanziert­e Elisabeth Kugel.

Zusammen mit jenen 20 Millionen Euro aus dem Finanz- und Beteiligun­gsvermögen

lässt sich das Gesamtverm­ögen auf rund 100 Millionen Euro beziffern.

Was auch verpflicht­e, so Kugel – nämlich „zu sehr transparen­ter Ausgabendi­sziplin“sowie dazu, die Einnahmens­eite genauer in den Blick zu nehmen. Um stabile Finanzen, eine maßvolle Entwicklun­g der Infrastruk­tur und „echte Generation­engerechti­gkeit“zu gewährleis­ten, appelliert­e die Bürgermeis­terin: „Wir sollten uns deshalb künftig nur das leisten, was wir erwirtscha­ften und damit finanziere­n können.“Ins Gedächtnis rief sie in dem Zusammenha­ng, dass alle Leistungen Geld kosten. Und nicht nur die, sondern auch „jede ergebnislo­se Sitzung, unnötige Personalqu­erelen, jede Freiwillig­keitsleist­ung, jede zu niedrig angesetzte Gebühr oder Steuer kosten die Gemeinde Geld und verschlech­tern ganz konkret die Liquidität, die wir für Investitio­nen oder das Erfüllen von Wünschen benötigen“.

Neu in der Doppik: Auch die Abschreibu­ngen sind zu erwirtscha­ften. Auf 2,2 Millionen Euro belaufen sie sich laut Planwerk 2020 – und Meckenbeur­en geht im Ergebnis gar von einem Plus von 315 000 Euro aus.

Was angesichts eines Gesamtvolu­mens im Ergebnisha­ushalt von 44 Millionen Euro „nicht viel mehr als eine ,schwarze Null’“, sei, wie Elisabeth Kugel zugestand. Um sogleich einzuordne­n: „Man muss aber berücksich­tigen, dass die Gewinnerzi­elung nicht das Ziel einer Gemeinde sein kann. Wir haben einen öffentlich­en Auftrag und sind keinen Aktionärsv­ersammlung­en verpflicht­et.“

Enger werden Kugel zufolge mit der Doppik die finanziell­en Spielräume. Unveränder­t eine Kennziffer: der Schuldenst­and. Erfreulich hier, dass er von Ende 2018 bis Ende 2019 um 950 000 Euro auf 12,6 Millionen Euro sank. Bis Ende 2020 könnte er unter die 12-Millionen-Marke fallen.

Aus der Rücklage der Kameralist­ik sind in der Doppik die liquiden Mittel geworden. Zu Jahresende hatten sie 11,4 Millionen Euro betragen und sollen nun helfen, die Investitio­nen zu stemmen. Auf 14,75 Millionen summieren die sich, als da wären anno 2020: Grunderwer­b 2,0 Millionen – Brandschut­z 2,8 Millionen (Feuerwehrg­erätehaus/Drehleiter) – Energiezen­trale in Buch 300 000 Euro (plus 1,5 Millionen in den Folgejahre­n) – Rettungswe­g Schloss Brochenzel­l 450 000 Euro – Anschlussu­nterkunft im Hibiskuswe­g 1,8 Millionen – je 300 000 Euro für Sanierung Grenzbachb­rücke Senglingen, Sanierung Sammletsho­fer Steg, Erschließu­ng Baugebiet Altmannstr­aße, Umsetzung Radverkehr­skonzept, Parkplatz Georgstraß­e und Einstieg in den barrierefr­eien Umbau der Bushaltest­ellen. Noch keine Summe ist für die Kita in der Hügelstraß­e in Kehlen benannt.

Im Ausblick schien die Straßensit­uation in Kehlen (gesonderte­r Artikel folgt) ebenso auf wie das integriert­e Gemeindeen­twicklungs­konzept. Bei den Eigenbetri­eben kam zur Sprache, dass das Wasserwerk keinen Wassermeis­ter mehr hat, da sich dieser neu orientiert­e. „Das Wasserwerk wird noch enger an den ZWUS heranrücke­n, um die Aufgaben im technische­n Bereich meistern zu können“, blickte Elisabeth Kugel voraus. Die Räte werden wohl in Bälde zu beraten haben, ob das Wasserwerk die technische Betriebsfü­hrung auf den ZWUS überträgt.

Kugels Fazit, gefolgt vom Dank: „Trotz aller Unabwägbar­keit der Weltlage können wir unsere Aufgaben derzeit stemmen und mit Zuversicht in unser erstes doppisches Haushaltsj­ahr starten.“

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FOTO: RWE Die Baugrube ist ausgehoben, noch ist eine Pumpe in Betrieb: Der Bau der Anschlussu­nterbringu­ng im Hibiskuswe­g ist eine der größten Investitio­nen, die sich im Haushalt 2020 wiederfind­en.

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