Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hochstämme stoßen auf Kritik
Gemeinderäte lehnen ökologische Aufwertung ab – Verwaltung zieht Entwicklungskonzept in Teilen zurück
LANGENARGEN - Einen – zumindest für die Verwaltung – unerwarteten Diskussionsverlauf hat in der Gemeinderatssitzung am Montag der Punkt „Vorstellung des Entwicklungskonzeptes für den Bereich 'Höhe’ genommen. Vor allem die Ratskollegen der „Offenen Grünen Liste“(OGL) sprachen sich gegen eine Bepflanzung mit 100 Hochstämmen aus. Auf der weitläufigen Mähwiese sollten Silberpappel, Stieleiche, Feldahorn, Hängebirke oder auch Linden verwendet werden. Das Entwicklungskonzept wurde schließlich – abgesehen von den erforderlichen und größtenteils bereits erfolgten Ausgleichsmaßnahmen – seitens der Verwaltung zurückgezogen.
„Wenn diese Aktion zur Aufwertung des Bereichs 'Höhe’ nicht gewünscht wird, dann lassen wir es. Diese Haltung hätten wir seitens der Verwaltung so sicherlich nicht erwartet“, stellte Bürgermeister Achim Krafft ernüchternd fest, nachdem die Pläne zur Bepflanzung mit 100 Hochstämmen vor allem seitens der OGL nicht auf Gegenliebe stieß. In seinen Ausführungen blickte Krafft zurück und erklärte, dass die Rodungen des Straßenbegleitgrüns im Bereich Untere Seestraße wegen der Verkehrssicherheit in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Bodenseekreis im Februar 2019 über die Bühne ging. „Im März 2019 wurden als Ersatzmaßnahme die ersten 36 Bäume entlang der Unteren Seestraße gesetzt sowie mehrere Insektenhotels errichtet. Ebenso wurde Totholz als weitere Brutstätten für Insekten abgelegt“, erklärte Krafft.
Überdies habe man sich im Zuge des Verfahrens für den Bauantrag und der Überarbeitung der Gestaltungsfläche für den „See- und Waldkindergarten“im Oktober 2019 zu einem Gespräch mit Vertretern der Baurechtsbehörde, des Landratsamts und dem privaten Naturschutz vor Ort getroffen. Im Dezember 2019 wurden im Bereich „Höhe“Baumstämme als sogenannter Einfahrschutz platziert. Sie ersetzen an dieser Stelle einen Zaun.
Desweiteren erklärte Landschaftsarchitekt Christian Seng vom beauftragten Planungsbüro 360° Freiraum und Umwelt ein Entwicklungskonzept. Als weitere Maßnahme könnte eine Pflanzung einer Wildhecke mit Hundrose, Rotem Hartriegel, Vogelkirsche oder auch Schlehe und Holunder entlang der nördlichen Grundstücksgrenze in
Betracht gezogen werden. Vier bis fünf Meter hohe Totholz-Strukturen als senkrecht eingebaute Stammstücke könnten zahlreichen Insekten aber auch Vögel wie Spechte eine zusätzliche Schutz- und Brutstätte bieten, führte Seng aus.
Nach den Ausführungen des Landschaftsexperten formulierten die Gemeinderäte Silke Falch, Ulrich Ziebart (OGL) und Albert Dillmann (FWV) ihre Bedenken zum Gesamtkonzept. Ihrer Ansicht nach sollte man die Mähwiese so belassen, wie sie derzeit ist. „Die neuen Bäume bewirken eine Durchwurzelung der Wiese und würden diese zerstören“, meinte Falch, während Ziebart argumentierte, dass man Bäume aus dem Projekt „1000 Bäume für Langenargen“nicht dort setzen solle, wo ohnehin schon genügend vorzufinden seien: „Oder habe ich da etwas falsch verstanden?“
Bürgermeister Achim Krafft nahm die Anmerkungen aus den Reihen des Gemeinderates zur Kenntnis: „Ich wundere mich, wie vor allem seitens der OGL die Neupflanzung von Hochstämmen kritisiert wird. Aber wenn Sie dort keine weiteren Bäume wollen, dann lassen wir diese weg, setzen die erforderlichen Hecken und sparen Geld. Umgesetzt wird das, was wir in puncto ökologischen Ausgleichs machen müssen“.