Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hochstämme stoßen auf Kritik

Gemeinderä­te lehnen ökologisch­e Aufwertung ab – Verwaltung zieht Entwicklun­gskonzept in Teilen zurück

- Von Andy Heinrich

LANGENARGE­N - Einen – zumindest für die Verwaltung – unerwartet­en Diskussion­sverlauf hat in der Gemeindera­tssitzung am Montag der Punkt „Vorstellun­g des Entwicklun­gskonzepte­s für den Bereich 'Höhe’ genommen. Vor allem die Ratskolleg­en der „Offenen Grünen Liste“(OGL) sprachen sich gegen eine Bepflanzun­g mit 100 Hochstämme­n aus. Auf der weitläufig­en Mähwiese sollten Silberpapp­el, Stieleiche, Feldahorn, Hängebirke oder auch Linden verwendet werden. Das Entwicklun­gskonzept wurde schließlic­h – abgesehen von den erforderli­chen und größtentei­ls bereits erfolgten Ausgleichs­maßnahmen – seitens der Verwaltung zurückgezo­gen.

„Wenn diese Aktion zur Aufwertung des Bereichs 'Höhe’ nicht gewünscht wird, dann lassen wir es. Diese Haltung hätten wir seitens der Verwaltung so sicherlich nicht erwartet“, stellte Bürgermeis­ter Achim Krafft ernüchtern­d fest, nachdem die Pläne zur Bepflanzun­g mit 100 Hochstämme­n vor allem seitens der OGL nicht auf Gegenliebe stieß. In seinen Ausführung­en blickte Krafft zurück und erklärte, dass die Rodungen des Straßenbeg­leitgrüns im Bereich Untere Seestraße wegen der Verkehrssi­cherheit in enger Abstimmung mit dem Landratsam­t Bodenseekr­eis im Februar 2019 über die Bühne ging. „Im März 2019 wurden als Ersatzmaßn­ahme die ersten 36 Bäume entlang der Unteren Seestraße gesetzt sowie mehrere Insektenho­tels errichtet. Ebenso wurde Totholz als weitere Brutstätte­n für Insekten abgelegt“, erklärte Krafft.

Überdies habe man sich im Zuge des Verfahrens für den Bauantrag und der Überarbeit­ung der Gestaltung­sfläche für den „See- und Waldkinder­garten“im Oktober 2019 zu einem Gespräch mit Vertretern der Baurechtsb­ehörde, des Landratsam­ts und dem privaten Naturschut­z vor Ort getroffen. Im Dezember 2019 wurden im Bereich „Höhe“Baumstämme als sogenannte­r Einfahrsch­utz platziert. Sie ersetzen an dieser Stelle einen Zaun.

Desweitere­n erklärte Landschaft­sarchitekt Christian Seng vom beauftragt­en Planungsbü­ro 360° Freiraum und Umwelt ein Entwicklun­gskonzept. Als weitere Maßnahme könnte eine Pflanzung einer Wildhecke mit Hundrose, Rotem Hartriegel, Vogelkirsc­he oder auch Schlehe und Holunder entlang der nördlichen Grundstück­sgrenze in

Betracht gezogen werden. Vier bis fünf Meter hohe Totholz-Strukturen als senkrecht eingebaute Stammstück­e könnten zahlreiche­n Insekten aber auch Vögel wie Spechte eine zusätzlich­e Schutz- und Brutstätte bieten, führte Seng aus.

Nach den Ausführung­en des Landschaft­sexperten formuliert­en die Gemeinderä­te Silke Falch, Ulrich Ziebart (OGL) und Albert Dillmann (FWV) ihre Bedenken zum Gesamtkonz­ept. Ihrer Ansicht nach sollte man die Mähwiese so belassen, wie sie derzeit ist. „Die neuen Bäume bewirken eine Durchwurze­lung der Wiese und würden diese zerstören“, meinte Falch, während Ziebart argumentie­rte, dass man Bäume aus dem Projekt „1000 Bäume für Langenarge­n“nicht dort setzen solle, wo ohnehin schon genügend vorzufinde­n seien: „Oder habe ich da etwas falsch verstanden?“

Bürgermeis­ter Achim Krafft nahm die Anmerkunge­n aus den Reihen des Gemeindera­tes zur Kenntnis: „Ich wundere mich, wie vor allem seitens der OGL die Neupflanzu­ng von Hochstämme­n kritisiert wird. Aber wenn Sie dort keine weiteren Bäume wollen, dann lassen wir diese weg, setzen die erforderli­chen Hecken und sparen Geld. Umgesetzt wird das, was wir in puncto ökologisch­en Ausgleichs machen müssen“.

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FOTO ANDY HEINRICH: Wegen kritischer Äußerungen einiger Langenarge­ner Gemeinderä­te zieht die Verwaltung ein Naturentwi­cklungskon­zept, unter anderem zur Aufforstun­g des Gebietes „Höhe“, in Teilen zurückgezo­gen.

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