Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Krallen bleiben ausgefahren
Der TSV Eschach ist Bezirksliga-Spitzenreiter, will aber von der Meisterschaft noch nichts wissen
ESCHACH - Dass es eine spannende Saison in der Fußball-Bezirksliga werden würde, war den meisten Vereinsvertretern schon vor Anpfiff des ersten Spiels klar. Dass aber ausgerechnet der TSV Eschach als Tabellenführer in die Winterpause ging, damit hatte nicht einmal der TSV selbst gerechnet. Trotzdem steht Eschach nicht zufällig an der Tabellenspitze. Trainer Philipp Meißner hat ein langjähriges Eschacher Sorgenkind zu einer Stärke gemacht.
In den vergangenen Jahren las sich die Saisonbilanz des TSV Eschach immer relativ ähnlich: Ein überragender Sturm kompensierte die löchrige Abwehr. Die 49 Gegentore beim Landesliga-Aufstieg 2016 waren allenfalls Mittelmaß, in der ersten Landesliga-Saison kassierte Eschach mehr Gegentreffer als mancher Absteiger. Nach 19 Spielen Bezirksliga in dieser Saison hat der TSV gerade mal 19 Tore kassiert, stellt damit gemeinsam mit dem SV Beuren die beste Abwehr der Liga. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte Eschach diese Marke am elften Spieltag erreicht.
„Die Jungs haben es verstanden, als Mannschaft zu verteidigen“, erklärt Trainer Meißner. „Jeder hat seine klaren Defensivaufgaben und die Spieler merken, dass es so funktioniert.“Nun gewinnt eine gute Abwehr allein noch keine Spiele.
Bester Sturm, beste Defensive
Doch genau darin liegt das eigentlich Interessante an der Eschacher Hinrunde. Der TSV hat sich in den anderen Bereichen nicht verschlechtert. Er fährt unter Meißner nicht den Abwehrriegel vor und verteidigt mit Mann und Maus das eigene Tor, sondern stellt neben der besten Defensive mit 55 erzielten Treffern auch noch den ligaweit besten Sturm. Das offensive Potenzial ist in Eschach also nicht verlorengegangen. Gerade die Variabilität im Angriff zeichnet den TSV weiter aus. In Max Bröhm, Florian Locher und Niklas Rummler haben drei Spieler zehn oder mehr Tore erzielt. Damit kann kein anderes Bezirksliga-Team mithalten. „Die Mannschaft darf komplett zusammen angreifen, aber sie muss zusammen verteidigen“, bringt Meißner es auf eine einfache Formel.
Natürlich sind die anderen Mannschaften dadurch gewarnt. „Man muss die Eschacher Leistung hoch anrechnen“, sagt etwa Patrick Mayer vom punktgleichen Zweitplatzierten Beuren und hebt einen Spieler heraus: „Max Bröhm ist einer der besten Spieler der Liga.“In Bröhm vereinigt sich vieles, was die Eschacher DNA ausmacht. Der 20-Jährige ist mit 13 Toren nicht nur Eschachs bester Torschütze, sondern kommt vor allem aus der eigenen Jugend. „Da wird im Verein viel bewegt“, lobt Philipp Meißner. „Der TSV hat erkannt, dass es nur über eine gute Jugendarbeit auch eine stabile erste Mannschaft gibt.“Von 25 eingesetzten Spielern liefen 17 bereits in der Jugend für Eschach auf. Darüber hinaus haben die Eschacher auch einen der jüngsten Kader der Liga.
Die Gründe für eine große Euphorie wären also da, dennoch hält Meißner den Ball flach: „Die jungen Spieler werden ihre Fehler machen und wir werden sicher auch einige knappe Spiele verlieren.“Zwar hat Eschach momentan acht Punkte Vorsprung
auf Rang drei, doch Meißner ist sich bewusst, wie schnell es in der Bezirksliga auch wieder bergab gehen kann. „Wir hatten in der Hinrunde ganz wenig Verletzte und waren in einem guten Fluss mit viel Selbstvertrauen.“Von der Meisterschaft will der Trainer deshalb noch nicht sprechen, „unser Ziel sind die Top Fünf. Und das bleibt auch so.“Eine klare Kampfansage an die Konkurrenz gibt es also nicht, aber die Krallen fährt Meißner auch nicht ein: „Ich bin überzeugt, dass wir keine enttäuschende Rückrunde spielen werden. Dafür sind die Spieler viel zu ehrgeizig.“