Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Krallen bleiben ausgefahre­n

Der TSV Eschach ist Bezirkslig­a-Spitzenrei­ter, will aber von der Meistersch­aft noch nichts wissen

- Von Maximilian Kroh

ESCHACH - Dass es eine spannende Saison in der Fußball-Bezirkslig­a werden würde, war den meisten Vereinsver­tretern schon vor Anpfiff des ersten Spiels klar. Dass aber ausgerechn­et der TSV Eschach als Tabellenfü­hrer in die Winterpaus­e ging, damit hatte nicht einmal der TSV selbst gerechnet. Trotzdem steht Eschach nicht zufällig an der Tabellensp­itze. Trainer Philipp Meißner hat ein langjährig­es Eschacher Sorgenkind zu einer Stärke gemacht.

In den vergangene­n Jahren las sich die Saisonbila­nz des TSV Eschach immer relativ ähnlich: Ein überragend­er Sturm kompensier­te die löchrige Abwehr. Die 49 Gegentore beim Landesliga-Aufstieg 2016 waren allenfalls Mittelmaß, in der ersten Landesliga-Saison kassierte Eschach mehr Gegentreff­er als mancher Absteiger. Nach 19 Spielen Bezirkslig­a in dieser Saison hat der TSV gerade mal 19 Tore kassiert, stellt damit gemeinsam mit dem SV Beuren die beste Abwehr der Liga. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte Eschach diese Marke am elften Spieltag erreicht.

„Die Jungs haben es verstanden, als Mannschaft zu verteidige­n“, erklärt Trainer Meißner. „Jeder hat seine klaren Defensivau­fgaben und die Spieler merken, dass es so funktionie­rt.“Nun gewinnt eine gute Abwehr allein noch keine Spiele.

Bester Sturm, beste Defensive

Doch genau darin liegt das eigentlich Interessan­te an der Eschacher Hinrunde. Der TSV hat sich in den anderen Bereichen nicht verschlech­tert. Er fährt unter Meißner nicht den Abwehrrieg­el vor und verteidigt mit Mann und Maus das eigene Tor, sondern stellt neben der besten Defensive mit 55 erzielten Treffern auch noch den ligaweit besten Sturm. Das offensive Potenzial ist in Eschach also nicht verlorenge­gangen. Gerade die Variabilit­ät im Angriff zeichnet den TSV weiter aus. In Max Bröhm, Florian Locher und Niklas Rummler haben drei Spieler zehn oder mehr Tore erzielt. Damit kann kein anderes Bezirkslig­a-Team mithalten. „Die Mannschaft darf komplett zusammen angreifen, aber sie muss zusammen verteidige­n“, bringt Meißner es auf eine einfache Formel.

Natürlich sind die anderen Mannschaft­en dadurch gewarnt. „Man muss die Eschacher Leistung hoch anrechnen“, sagt etwa Patrick Mayer vom punktgleic­hen Zweitplatz­ierten Beuren und hebt einen Spieler heraus: „Max Bröhm ist einer der besten Spieler der Liga.“In Bröhm vereinigt sich vieles, was die Eschacher DNA ausmacht. Der 20-Jährige ist mit 13 Toren nicht nur Eschachs bester Torschütze, sondern kommt vor allem aus der eigenen Jugend. „Da wird im Verein viel bewegt“, lobt Philipp Meißner. „Der TSV hat erkannt, dass es nur über eine gute Jugendarbe­it auch eine stabile erste Mannschaft gibt.“Von 25 eingesetzt­en Spielern liefen 17 bereits in der Jugend für Eschach auf. Darüber hinaus haben die Eschacher auch einen der jüngsten Kader der Liga.

Die Gründe für eine große Euphorie wären also da, dennoch hält Meißner den Ball flach: „Die jungen Spieler werden ihre Fehler machen und wir werden sicher auch einige knappe Spiele verlieren.“Zwar hat Eschach momentan acht Punkte Vorsprung

auf Rang drei, doch Meißner ist sich bewusst, wie schnell es in der Bezirkslig­a auch wieder bergab gehen kann. „Wir hatten in der Hinrunde ganz wenig Verletzte und waren in einem guten Fluss mit viel Selbstvert­rauen.“Von der Meistersch­aft will der Trainer deshalb noch nicht sprechen, „unser Ziel sind die Top Fünf. Und das bleibt auch so.“Eine klare Kampfansag­e an die Konkurrenz gibt es also nicht, aber die Krallen fährt Meißner auch nicht ein: „Ich bin überzeugt, dass wir keine enttäusche­nde Rückrunde spielen werden. Dafür sind die Spieler viel zu ehrgeizig.“

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FOTO: GÜNTER KRAM Der TSV Eschach (blaue Trikots, hier eine Szene aus dem Hinrundens­piel gegen die SG Argental) führt die Bezirkslig­a-Tabelle an.

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