Der General verlässt die Ulmer Basketballer

Zoran Dragic macht von Ausstiegsklausel Gebrauch

ULM (tk/sz) - Herber Schlag für die Basketballer von Ratiopharm Ulm: Zoran Dragic, Dreh- und Angelpunkt und Topscorer in dieser Saison, verlässt die Ulmer und wechselt mit sofortiger Wirkung zu Saski Baskonia nach Spanien. Möglich macht dies eine Ausstiegsklausel für ein Euroleague-Team. Dennoch kam der Abschied des bislang besten Spielers der Saison für die Ulmer Verantwortlichen überraschend.

Am Donnerstagvormittag hatte der spanische Club unter anderem auf Twitter bekannt gegeben, dass Dragic verpflichtet wurde. In einer Fotomontage trug er sogar bereits das Trikot von Baskonia. Konkrete Anfragen der Spanier oder von Dragics Agenten gab es laut Mitteilung der Ulmer aber nicht. „Von der theoretischen Möglichkeit wussten wir“, sagte Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath. Die theoretische Möglichkeit hatten die Ulmer dem erfahrenen Slowenen schließlich selbst in den Vertrag geschrieben.

Die Klausel lautete: Sollte im Januar ein Club aus der Euroleague kommen, dann darf Dragic wechseln. Die Euroleague im Basketball ist vergleichbar mit der Champions League im Fußball. In einem Interview mit dem slowenischen Rundfunk RTV hatte Dragic die Klausel jüngst bestätigt. Konkrete Angebote habe es aber noch nicht gegeben, meinte der 30Jährige. „Die Signale in den letzten Tagen und Wochen waren so, dass wir davon ausgegangen sind, dass er bleibt“, sagte Leibenath am Donnerstag.

So überraschend der Abgang ist, so weh tut er den Ulmern sportlich. In 15 Bundesliga-, drei Pokal- und zehn Eurocup-Spielen zeigte Dragic seine Klasse. Mit 19,9 Punkten im Schnitt ist er der erfolgreichste Spieler der Bundesliga. Von manchen wurde Dragic sogar schon als MVPKandidat gehandelt – also als bester Spieler der gesamten Liga. In der jungen Ulmer Mannschaft war der ehemalige NBA-Spieler mit Clubidol Per Günther der Erfahrenste. Dragic sollte mithelfen, dass die Ulmer die Playoffs erreichen. Stattdessen läuft er nun für den Rest dieser Saison für Baskonia auf. In der spanischen Liga ist die Mannschaft Elfter, in der Euroleague liegt sie auf Rang 13.

Dass die Nachricht vom überraschenden Abgang schmerzhaft für Ulm ist, verdeutlicht ein Zitat von Leibenath: „Wir wünschen Zoran Dragic in Spanien viel Erfolg und bedanken uns für seinen Einsatz für Ratiopharm Ulm.“Auf Twitter schrieb Manager Thomas Stoll nur: „Baskonia braucht dringend Hilfe. Da wollen wir mal nicht so sein. Die hatten nicht mal Zeit, uns vorab zu informieren.“

Nun müssen die Ulmer versuchen, Dragic irgendwie zu ersetzen. „Es bedeutet, dass jeder Spieler noch mehr gefordert ist“, sagte Leibenath. „So wollen wir das ja auch. Aber wir werden noch eine Nachverpflichtung tätigen, auch wenn man einen Spieler wie Zoran Dragic nicht eins zu eins ersetzen kann.“

FOTO: IMAGO IMAGES Zoran Dragic