Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Virus der Globalisierung
Etwa 8000 Infizierte, knapp 800 Tote. Das war die weltweite Bilanz der hochansteckenden Lungenkrankheit mit dem Kürzel Sars in den Jahren 2002/2003. Beim Coronavirus, eng mit Sars verwandt, sind es bisher 10 000 Infizierte und mehr als 200 Tote. Heute wie damals ging das Virus von China aus. Heute wie damals erreichte es schließlich andere Länder der Welt. In Deutschland etwa saß es 2003 in einem aus den USA kommenden Flugzeug, in dem sich ein infizierter Arzt aus Singapur befand. Diesmal kam es mit einer chinesischen Webasto-Mitarbeiterin nach Bayern.
Es ist zu befürchten, dass die Zahl der Länder mit Infizierten von derzeit 20 weiter steigt. China mischt ökonomisch in vielen Teilen der Welt mit und setzt entsprechend auch Personal global ein. Zudem sind die Chinesen längst Reiseweltmeister, wie man auch an vielen deutschen Touristenattraktionen unschwer beobachten kann. Zu Hause aber gibt es noch immer Bedingungen, die Ausbruch und Verbreitungen solcher Krankheiten erleichtern. Die Volksrepublik besteht eben nicht nur aus hochmodernen HochhausGlitzermetropolen. Teilweise herrschen noch immer haarsträubende hygienische Bedingungen, leben etwa Mensch und Tier viel zu nah beieinander. Und ausgerechnet in Sachen Gesundheit funktioniert der kommunistische Überwachungsstaat offenbar nicht so recht. Skandale werden gerade von Provinzregierungen gerne vertuscht. Bis dann schließlich gegen eine Krankheit massiv vorgegangen wird, ist der Erreger schon großräumig im Umlauf. Da hilft dann auch der Bau von Krankenhäusern im Expresstempo wenig.
Und auch wenn noch längst nicht absehbar ist, wann das neue Coronavirus gebändigt ist, lässt sich schon vorhersagen: Die nächste Infektionswelle kommt bestimmt. Obwohl Vorbeugung oft mit einfachen Mitteln möglich ist – mit Körperhygiene genauso wie mit Impfungen. Doch weltweit werden Infektionskrankheiten oft unterschätzt. So ist die Gefahr groß, dass sich bald von irgendwo in der Welt der nächste neue Erreger auf den Weg zu uns macht. Globalisierung bedeutet eben auch Globalisierung für Krankheiten.