Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Das ist ein Tag, der uns Frauen gehört“
Frauenbegegnungstag: Nachdenken über Überangebote und Wege zum Maßhalten
TETTNANG – Zur Freude der Organisatorinnen Gerlinde Frey und Judith Schobloch sind auch dieses Jahr wieder mehr als hundert Frauen zum „Begegnungstag für Frauen aus Stadt und Land“ins Gemeindezentrum St. Gallus gekommen.
Jährlich gibt die Landfrauenvereinigung des Katholischen Deutschen Frauenbundes der Diözese Rottenburg-Stuttgart ein Leitthema für diesen in allen Dekanaten stattfindenden Begegnungstag aus, der ursprünglich als Landfrauentag begonnen hat, aber längst alle Frauen erreichen will. So durfte Dekanatsreferentin Christa Hecht-Fluhr zu ihrem morgendlichen Referat zum Thema „Weniger ist mehr“Frauen aus der ganzen Region zwischen Argental und Friedrichshafen begrüßen. Zur Einstimmung ging schon Pfarrer Rudolf Hagmann bei der vorangehenden Eucharistiefeier auf das Thema ein: „Weniger ist mehr“, eine Lebensweisheit, die jedoch nicht gelte, wo es beispielsweise um Hoffnung, Nähe, Liebe und Begegnungen geht. Die Begegnung stand auch an diesem Tag im Mittelpunkt. An vier langen Tafeln saßen die Frauen im Gemeindezentrum beim Kaffee, eifrig im Gespräch. Hilde Gebhard aus Tannau fasste zusammen, was alle empfanden: „Egal, was für ein Thema, das gehört einfach dazu, dass wir kommen, das ist ein Tag, der uns Frauen gehört. Das Thema ist immer interessant, ich war noch nie enttäuscht.“
Christa Hecht-Fluhr begann mit einer „Mauschelrunde“, einem ersten Austausch zum Thema. Was hat sich nicht alles angesammelt und ist zum Ballast geworden! Das Überangebot an Lebensmitteln verführe ebenso wie die rasch im Internet bestellte Kleidung. Beschallung und Papierflut kamen ebenso zur Sprache wie das übergroße Angebot an Veranstaltungen. Die Referentin blickte auf Aussagen von Buddha, Jesus, Meister Eckart und Erich Fromm, fragte, was der Einzelne und die Welt brauche, damit sie Zukunft hat. Der Mensch sei verführbar, er giere nach Konsum, Besitz, Anerkennung, Macht und nach absoluter Sicherheit. Doch die Bibel, der Glaube relativiere die zu große Sorge: „Wir sind der Versuchung nicht ausgeliefert.“Hecht-Fluhr nannte zwei Ansätze zum Gegensteuern: Maßhalten und Loslassen. Es sei höchste Zeit für eine Kultur des Maßhaltens, beim Konsum wie bei der Arbeit, so wie die Mönche neben die Arbeit die „contemplatio“, das Gebet, und die „recreatio“, die Erholung, stellen sollen. Auch Pater Anselm Grün spreche von der Kunst des Maßhaltens, der Kunst, den angemessenen Rhythmus zu finden. Das Loslassen von materiellen Gütern wie von Menschen sei eine bleibende Aufgabe, um zu einer Form des GelassenSeins zu finden.
Am Nachmittag sprach Gerlinde Heumesser vom Landwirtschaftsamt Friedrichshafen über das Thema
„Einfach essen – restlos glücklich“. Unterhaltsam und mit viel Humor blickte die Referentin zurück auf eine Zeit, da Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern aus Achtung vor der Natur, vor den Tieren auch die Reste verwertet wurden. Lebensmittelvielfalt, Verpackungsgrößen, Mindesthaltbarkeitsdaten, Geschenkkörbe – alles Gründe, warum Reste anfallen. Reste vermeiden oder „kreativ verarbeiten“hieß die Parole, mutig ausprobieren, wo es gelte, Reste zu integrieren. Zudem gab sie Tipps, wie weniger Reste anfallen. Da könne auch ein kleinerer Einkaufskorb und Barzahlung helfen.