Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Meckenbeuren nimmt die Barrierefreiheit ernst
Bis 2023 sollen elf Bushaltestellen umgebaut werden – Gemeinderat vergibt Planungsauftrag für 226 000 Euro
MECKENBEUREN - Ein Großprojekt verspricht der barrierefreie Umbau von elf Bushaltestellen im Gemeindegebiet zu werden. Ein erster Blick darauf fiel in öffentlicher Gemeinderatssitzung am Mittwoch, als es um die Vergabe von Ingenieurleistungen ging. Angesichts der Vergabesumme von 226 000 Euro lässt sich auf Gesamtkosten schließen, die zwischen zwei und drei Millionen Euro liegen. Für genauere Angaben ist es aber noch zu früh.
Und so ist auch nicht davon auszugehen, dass bereits in diesem Jahr Bagger für die Umsetzung anrollen. Mit dem Ratsbeschluss (bei einer Enthaltung von Kilian Straub) ist es vielmehr erst einmal möglich, Antragsunterlagen auf Bezuschussung beim Land einzureichen.
Ist der auf drei bis vier Jahre angesetzte Umbau doch nach dem LGVG (LandesgemeindeVerkehrsfinanzierungsGesetz) förderfähig. Seit 2019 weiß die Schussengemeinde, dass sie in dem Förderprogramm zugelassen ist. „Wir sind in der Auswahl derer, die einen Zuschuss bekommen können“, skizzierte Ursula BraungerMartin den Weg.
Die stellvertretende Ortsbaumeisterin verschwieg nicht, dass dazu hohe Hürden zu überwinden sind. So muss erst alles in trockenen Tüchern sein (beispielsweise auch, was den Grunderwerb betrifft), ehe über die Förderung entschieden wird.
Von Kämmerer Simon Vallaster kam der Hinweis, dass der Zuschuss an den anrechenbaren Kosten bemessen ist – dessen Höhe ist daher ebensowenig vorhersagbar wie der
ANZEIGE
Prozentsatz an den Gesamtkosten. Zwischen einem Viertel und einem Drittel lautete Vallasters Schätzung.
Der Impuls für den barrierefreien Umbau stammt übrigens aus dem Kreistag. Die von ihm beschlossene Teilfortschreibung des Nahverkehrsplans sieht vor, verkehrswichtige Haltestellen für den Umbau auszuwählen.
Deren sieben hat das Landratsamt vorgeschlagen. Aus dem Rathaus kamen vier weitere hinzu, und in der
Ratssitzung wurde angefragt, ob nicht auch jene am Kim-Center in Frage käme – was die Verwaltung wohl prüft. Im Moment sind dies: die Kreuzung Eschacher Straße/Hegenberg/Langentrog – Lindauer Straße in Liebenau (Gasthaus Hirsch) – Siggenweiler Straße in Liebenau – Humpisstraße/Kirche Brochenzell – Rathaus/Schule Buch – Hauptstraße/ Kirche Meckenbeuren – Hirschlatter Straße/Kirche Kehlen – Pestalozzistraße/Schule Kehlen – Pferchweg/
Moosstraße – Brückenstraße Gerbertshaus – Bahnhof Meckenbeuren.
Kriterien sind demnach die Einwohnerzahl und besondere Betroffenheiten – von Schule und Umsteigepunkt über Altenheim bis zur Behinderteneinrichtung. Eine Priorisierung war damit nicht verbunden, sie soll dem Gemeinderat im Frühjahr vorgeschlagen werden. Die zuletzt mehrfach im Rat angesprochene Haltestelle am Bildungszentrum werde „eine der ersten“sein, blickte
Ursula Braunger-Martin in der Sitzung voraus.
In der ging es darum, ein Büro mit der Planung zu beauftragen. Das Büro RSI aus Biberach, mit dem die Gemeinde seit Langem zusammenarbeitet, hatte Ende November ein Honorarangebot abgegeben – zum Bruttopreis von 226 000 Euro.
Was zu Wortmeldungen führte – so von Jörg Baumann (CDU), der die Höhe des Betrags hinterfragte. Für plausibel hält Kämmerer Simon Vallaster die Honorarsumme angesichts der zu erwartenden Bausumme: Auf zehn bis 20 Prozent wird sie für gewöhnlich taxiert – was auf Gesamtkosten zwischen zwei und drei Millionen Euro hindeutet.
Was aber wird gemacht? Alle Haltestellen erhalten beim Umbau ein sogenanntes Kasseler Hochbord, wie es jetzt schon in der Daimlerstraße vorzufinden ist. Mit den passenden Bussen befindet es sich auf einer Ebene, sodass Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator problemlos ein- und aussteigen können.
Mit taktilen Leiteinrichtungen am Boden und Rillenplatten soll der Buszustieg für Blinde und Sehbehinderte leichter sein. Nicht ausschließen will die Verwaltung, dass auch Buswartehäuschen versetzt oder erhöht werden oder Kabel neu verlegt werden müssen.
Ein Kasseler Hochbord ist ein Betonprofil, das an Haltestellen, an denen Niederflurfahrzeuge (Busse, Straßenbahnen) halten, als Randstein verwendet wird. Der abgerundete Bordstein wurde in Kassel entwickelt – daher der Name.