Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fahrradstraße Oberdorf - Kressbronn kommt nicht
Kressbronner Ratsmehrheit sagt Nein und fordert stattdessen eine Geschwindigkeitsreduzierung
KRESSBRONN - Eine auch nur probeweise Fahrradstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn wird es nicht geben. Während der Langenargener Gemeinderat am Montag bei einer Gegenstimme dafür votiert hatte, lehnte eine Mehrheit von 10:8-Stimmen im Kressbronner Gemeinderat am Mittwoch das von der „Radweginitiative Oberdorf“geforderte Ansinnen ab. Um eine Fahrradstraße einrichten zu können, hätten beide Gremien zustimmen müssen.
Eine Fahrradstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn mit dem Zusatz „Kfz-Verkehr frei“wird von der Straßenverkehrsbehörde unterstützt. Eine Umsetzung wäre schon im Frühjahr dieses Jahres möglich. Für den Fahrverkehr gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer sowohl für Radler als auch für Auto-, Lastwagen- und Motorradfahrer und all diejenigen, die sich im ausgeschilderten Verkehr bewegen.
Allerdings: In der Fahrradstraße müssen sich die anderen Verkehrsteilnehmer nach der Geschwindigkeit der Radler richten, auch wenn die nur langsam vorankommen. Der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Wenn nötig, muss der Kraftfahrzeugverkehr die
Geschwindigkeit weiter verringern. Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist erlaubt, es gilt jedoch weiterhin das Rechtsfahrgebot. Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu den Radfahrern eingehalten werden.
Dieter Mainberger nannte die Schutz-Absicht in Ordnung, befürchtet allerdings „brenzlige Situationen“für landwirtschaftliche Fahrzeuge, wenn der Radler mit 15 Stundenkilometer vor ihnen herfährt. Denn: In einer Fahrradstraße müssen sich andere Verkehrsteilnehmer nach der Geschwindigkeit der Radler richten. Mainberger hält wie eine Mehrheit im Rat eine Geschwindigkeitsbeschränkung für ausreichend und sprach von „mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, würde sich dort der motorisierte Verkehr nach der Geschwindigkeit der Radler richten müsste. Außerdem handle es sich bei den Schülern, die von Oberdorf nach Kressbronn fahren, um Kinder ab der fünften Klasse und keine Grundschüler.
Bei der Straßenverkehrsbehörde eine reine Geschwindigkeitsreduzierung auf der jetzigen Straße zu erreichen, habe man versucht, allerdings ohne Erfolg, berichtete Bürgermeister Daniel Enzensperger. Die lasse sich darauf nicht ein. Was Karl Bentele nicht einsichtig ist, auch wenn für ihn die Sicherheit der Radler Priorität hat, wie er sagte.
Seine Anregung, auf der jetzigen Straße Markierungen und damit einen Schutzstreifen für Räder anzubringen, ist nach Auskunft von Nathalie
Olbrich vom Hauptamt der Gemeinde außerhalb von Ortschaften nicht möglich. „Keine tolle Lösung“, aber ein guter Kompromiss ist die Fahrradstraße nach Ansicht von Silvia Queri, der zudem schnell umsetzbar wäre. Ihre Frage: Wenn zwei Radler dort nebeneinander fahren, reicht da die Straßenbreite?
Martin Kolb sieht mit einer Geschwindigkeitsreduzierung nichts gewonnen. Die Fahrradstraße sollte versuchsweise eingeführt werden. Für Stefan Fehringer, selbst Radler, ist nicht nachvollziehbar, die Geschwindigkeit nicht reduzieren zu dürfen.
Hier sollte noch einmal mit der Straßenverkehrsbehörde nachverhandelt und für die Alternative gekämpft werden. Auch Radler sind egoistisch, halten sich nicht immer an Regeln, erlebt er. Eine Fahrradstraße sieht er als Provokation.
In unserer Berichterstattung aus dem Gemeinderat Langenargen haben wir leider etwas zu voreilig die Einrichtung einer Fahrradstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn gemeldet. Dies geht jedoch nicht ohne die Zustimmung des Kressbronner Gemeinderats, der die Fahrradstraße nun abgelehnt hat.