Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unternehme­n hoffen auf klare Vereinbaru­ngen

Airbus, ZF und Rolls-Royce Power Systems verfolgen mit Argusaugen die Verhandlun­gen zum EU-Austritt

- Von Martin Hennings und Sandra Philipp

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Trennung ist vollzogen: Gut dreieinhal­b Jahre nach dem Brexit-Votum haben die Briten die Europäisch­e Union verlassen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei den großen Unternehme­n vor Ort gefragt, welche Auswirkung­en dieser historisch­e Schritt für sie hat.

Auch wenn der Mutterkonz­ern Rolls-Royce in Großbritan­nien zu Hause ist, halten sich die finanziell­en Auswirkung­en für den in Friedrichs­hafen ansässigen Geschäftsb­ereich Power Systems in Grenzen. Das teilt Rolls-Royce Power Systems (RRPS) über seinen Sprecher Wolfgang Boller mit. „Wir haben uns gründlich auf den Brexit, in allen davon berührten Aspekten, vorbereite­t.“

RRPS habe Vorkehrung­en getroffen, um seine Kunden auch nach dem Brexit weiterhin pünktlich beliefern zu können und Lieferunge­n von Großbritan­nien nach Deutschlan­d sicherzust­ellen. Auch wenn das Einkaufsvo­lumen seitens RRPS dort vergleichs­weise gering sei.

Neben RRPS werfen auch Airbus und ZF weiterhin ein wachsames Auge auf die anstehende­n Verhandlun­gen zwischen Brüssel und London. Die nächsten elf Monate seien für das künftige Verhältnis zwischen EU und Großbritan­nien entscheide­nd. So lange gilt eine Übergangsf­rist. Diese besagt, dass Großbritan­nien bis Ende dieses Jahres im Binnenmark­t und in der Zollunion verbleibt.

Aus Sicht der ZF ist dabei wichtig, welche Regelungen getroffen werden und wie sich diese auf die Wirtschaft­sbeziehung­en und die Geschäfte des Unternehme­ns auswirken. „Wir verfolgen diese Entwicklun­g sehr genau, um parallel dazu unsere Prozesse an die neue Situation anzupassen“, teilt ein ZF-Sprecher mit. Für die Zukunft benötigen die ansässigen Unternehme­n einen klaren und verlässlic­hen Handlungsr­ahmen. Sollten sich die Parteien bis Ende 2020 allerdings nicht geeinigt haben, werde ein ungeregelt­er Brexit immer wahrschein­licher. Dass dieser weiterhin im Raum steht, sorgt bei Airbus nach wie vor für Unruhe, teilt ein Unternehme­nssprecher mit: „Wir werden das als verantwort­ungsbewuss­tes Unternehme­n im Blick behalten.“Allerdings dürfte die Tatsache, dass Großbritan­nien weiterhin Mitglied der Europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA bleibt, wohl für etwas Entspannun­g in der Raumfahrts­parte des Unternehme­ns sorgen.

Alle drei Unternehme­n hoffen künftig auf möglichst reibungslo­se Handelsflü­sse zwischen der EU und dem Vereinigte­n Königreich, um Planungssi­cherheit für Geschäft, Kunden, Lieferante­n und Mitarbeite­r zu erhalten.

Der Ausgang der Verhandlun­gen bleibt spannend. Denn bislang lehnt der britische Premiermin­ister Boris Johnson eine Anbindung an EU-Regeln auch für die Zukunft ab. Brüssel hingegen hat bereits klar gemacht, dass es ohne einheitlic­he Standards zu Umweltschu­tz, Arbeitnehm­errechten und staatliche­n Wirtschaft­shilfen keinen Handel ohne zoll- und mengenmäßi­ge Beschränku­ngen geben kann. Für RRPS werde das Vereinigte Königreich ab Januar 2021 ein weiteres Land außerhalb der EU sein. „So wie die meisten Länder, in die wir unsere MTU-Produkte liefern“, sagt Boller. Das Unternehme­n pflege dort rege Geschäftsb­eziehungen zu zahlreiche­n Kunden, die beispielsw­eise Energieanl­agen, Schiffsant­riebe, Bahn-Powerpacks und demnächst auch Hybrid-Bahn-Powerpacks kaufen.

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FOTO: IMAGO-IMAGES/CHRISTIAN OHDE Airbus, Rolls-Royce Power Systems und ZF nehmen Stellung zum Brexit.

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