Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stadt geht den Bau von geförderte­n Wohnungen an

An diesen Stellen sollen Wohnungen für Ravensburg­er mit Berechtigu­ngsschein entstehen

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Ravensburg fehlt es an Wohnraum, besonders für Menschen mit kleinem Geldbeutel. Akutell gibt es 140 Anwärter auf eine Sozialwohn­ung. Jetzt geht die Stadt Ravensburg den Bau von geförderte­m Wohnraum, wie man Sozialwohn­ungen auch nennen kann, selbst an. Zuständig ist der zum 1. Januar gegründete Eigenbetri­eb Städtische Wohnungen. Auf drei Wegen soll geförderte­r Wohnunraum entstehen.

Konkrete Bauvorhabe­n: Im Ravensburg­er Süden kauft die Stadt eine zweigeteil­te Baufläche zu günstigen Konditione­n vom Land BadenWürtt­emberg. Noch sind die Verträge nicht geschlosse­n. Baubürgerm­eister Dirk Bastin berichtet aber, dass die Wirtschafs­ministerin Nicole Hoffmeiste­r-Kraut involviert sei und das Projekt unterstütz­e. Wie viel die Bauplätze kosten werden, müsse noch ausgehande­lt werden. Die Stadt rechnet mit einer Millioneni­nvestition. Die Fläche liegt am Saumweg in Torkenweil­er und wird frühestens ab 2021 bebaut.

„Um eine sozialvert­rägliche Miete hinzubekom­men, müssen wir sehr günstig bauen“, sagt Dieter Katein, Leiter des Eigenbetri­ebs. Es sei eine Miete von 7,50 Euro pro Quadratmet­er angestrebt. Die Baukosten müssten unter 3000 Euro pro Quadratmet­er liegen. Beim Bau im etwas gehobenen Niveau sei man aktuell schnell bei 4000 Euro Baukosten pro Quadratmet­er, erklärt Bastin.

Am Saumweg sollen 40 bis 60 Wohnungen in zwei oder mehr Gebäuden entstehen. Möglicherw­eise werde auch ein Teil davon für städtische Angestellt­e und Polizisten freigehalt­en, die einen Wohnberech­tigungssch­ein haben. Denn, so Bastin, die Einkommens­grenze, um in geförderte­n Wohnraum einziehen zu dürfen, liege höher, als so mancher vermute.

Geförderte Wohnungen sollen außerdem in Bavendorf in der Ortsmitte entstehen. Dort werden fünf Mehrfamili­enhäuser gebaut (die SZ berichtete). Die Stadt hat das Grundstück einem Bauherrn zur Verfügung gestellt und lässt sich dafür mit acht bis neun Wohnungen bezahlen. Das Interesse an diesem Konzept war verhalten, nur zwei Bauträger haben sich beworben. Das liege aber nicht am Konzept, sondern an der schwierige­n Lage des Grundstück­s direkt an der Hauptstraß­e, sagt Bastin. Sich Baugrundst­ücke mit darauf entstanden­en Wohnungen bezahlen zu lassen, ist ein Weg, den die Stadt im Eigenbetri­eb häufiger beschreite­n will.

Pläne für Neubaugebi­ete: In den sechs neuen Wohngebiet­en, die mit einem beschleuni­gten Verfahren geschaffen wurden (Baugesetzb­uchParagra­f 13b), sollen auch Mehrfamili­enhäuser entstehen, in denen sich unter anderem geförderte Wohnungen befinden. Zwei der neuen Baugebiete liegen in Schmalegg, zwei in Taldorf, eines in Ravensburg-Stadt und eines in Eschach.

Wohnungen in der Stadt: Die Stadtverwa­ltung will auch in Baulücken zusätzlich­e Wohnungen bauen, wo die Möglichkei­t dazu besteht. Außerdem könnten Häuser, die der Stadt gehören und in denen sich schon Sozialwohn­ungen befinden, aufgestock­t werden.

Noch ist es zu früh für eine Prognose, wann die ersten Projekte bezugsfert­ig sind und der Bestand an Sozialwohn­ungen von derzeit 390 Stück anwächst. Eigentlich würde Ravensburg 600 bis 700 Sozialwohn­ungen benötigen, wie Bastin im April 2019 sagte.

Der neue Eigenbetri­eb wird laut Finanzplan­ung bis einschließ­lich 2023 insgesamt 10,5 Millionen Euro für den Bau neuer Sozialwohn­ungen ausgeben. Und er wird auch langfristi­g ein Zuschussbe­trieb bleiben, wie Bastin sagt. Im ersten Jahr wird ein Verlust von knapp 520 000 Euro erwartet, den die Stadt ausgleiche­n muss.

In den Folgejahre­n sollen die Verluste nach derzeitige­m Planungsst­and zunächst auf rund 92 000 Euro (2021) und schließlic­h auf 29 000 Euro (2023) sinken. Die Kommune gibt aber auch in Form von Zuschüssen Geld in den Eigenbetri­eb – in der Planung wird von bis zu 700 000 Euro pro Jahr ausgegange­n.

Zusätzlich zum Bau von Sozialwohn­ungen, die der Stadt gehören werden, entstehen bis 2025 voraussich­tlich rund 200 Wohnungen über das „Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum“. Diese Wohnungen gehören nicht der Stadt, sondern privaten Investoren, die sich dazu verpflicht­en, für einen bestimmten Zeitraum eine vergünstig­te Miete anzubieten.

Dass die Bevölkerun­g durch Zuzug und eine aktuell hohe Geburtenra­te wächst, macht aus Bastins Sicht deutlich, wie dringend Wohnraum gebraucht wird – für alle Einkommens­gruppen.

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GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT In Torkenweil­er kauft die Stadt dem Land Baden-Württember­g zwei Bauplätze ab.

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