Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Taizé-Gottesdienst fragt nach dem Glauben
Eine schöne Tradition: Die Nacht der Lichter in der Schlosskirche.
TETTNANG - Eine schöne Tradition in der Martin-Luther-Gemeinde ist die nach der Liturgie aus Taizé gestaltete Nacht der Lichter am Beginn des Jahres. Wieder hat sich am Freitagabend die Schlosskirche gefüllt mit Menschen, die die Stille, die Gedankenimpulse und die ruhigen Lieder lieben.
Rot ist die Farbe der Gemeinschaft von Taizé. So ergossen sich wieder rote Tuchbahnen vom Kreuz über dem Altar in den sparsam beleuchteten Raum, als Inseln des Lichts verbreiteten Kerzen ihren warmen Schein. Wenige Takte Klavier und da war das Lied, das einen noch lange begleitete: „Laudate, omnes gentes, laudate Dominum“– Lobsingt, ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn. Wieder und wieder wiederholt, spricht es zum Herzen.
Als Leitgedanken stellte Pfarrerin Martina Kleinknecht-Wagner die Jahreslosung für 2020 aus dem Markusevangelium „Ich glaube – hilf meinem Unglauben“in den Raum.
Ein Vorbereitungsteam brachte Gedanken dazu ein: Was meint glauben? Nur vermuten oder fest vertrauen? Was ist das Gegenteil von Glauben? Wissen, Unglaube, Aberglaube, Misstrauen, Zweifel, Gleichgültigkeit? Kann Glaube sich wandeln, kann er wachsen? Wer will beurteilen, was richtiger oder falscher Glaube ist? Fragen, die bedacht sein wollen. Im Wechsel wurde das „Veni, Creator Spiritus“angestimmt, „komm, Heiliger Geist“.
Pfarrerin Kleinknecht-Wagner nahm die Losung auf: „Glaube und Unglaube gehört zusammen, Grenzerfahrungen lassen zweifeln, der Glaube wandelt sich mit der Lebenserfahrung.“Mit Blick auf das Gleichnis vom Vater, der sein krankes Kind zu Jesus bringt, mit Blick auf die Erkenntnis, dass dem, der glaubt, alle Dinge möglich seien, fragte sie nach dem eigenen Gottvertrauen, nach Zweifeln und Fragen.
Eine Zeit der Stille, Lieder und Gebete vertieften die Gedanken.
Tröstliche Gottesbilder standen im Raum: „Ich habe ein Du und dieses Du ist die Wurzel, die mich hält. Es gibt einen Gott, der Ja sagt zu mir, einen Gott, der mich liebt.“
Gerne nahmen die Gottesdienstbesucher das Angebot zu einem persönlichen Segensgebet an, ehe die zum Herzen sprechende Stunde der Besinnung mit dem allgemeinen Segen und einem Segenslied zu Ende ging: „Behüte mich, Gott, ich vertraue Dir, Du zeigst mir den Weg zum Leben.“