Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie soll der Herr Lucha beten?

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Vergangene Woche hat uns (wie bereits in den vorvergang­enen Wochen) dies und jenes am Weltgesche­hen irritiert. Gestolpert sind wir beispielsw­eise über den Herrn Erzbischof Bruno Forte, welcher der Erzdiözese Chieti-Vasto in Italien vorsteht. Zuvor oder daneben war er Mitglied der Internatio­nalen Theologenk­ommission im Vatikan. Jedenfalls: Dieser Herr Erzbischof hat den italienisc­hen Katholiken ein neues Vaterunser präsentier­t beziehungs­weise eher diktiert. Und das geht so: Im neuen Messbuch sucht man die Bitte „führe uns nicht in Versuchung“

vergebens. Stattdesse­n heißt es künftig sinngemäß „überlass uns nicht der Versuchung“. Zur Begründung sagte der Herr Erzbischof Forte, es sei „eine absolut nicht hinnehmbar­e Vorstellun­g“, dass Gott „uns irgendwie eine Falle stellt“.

Da stellen sich natürlich ein paar Fragen. Erstens: Sind jetzt alle weltweit gebeteten Vaterunser der letzten 2000 Jahre ungültig, oder drücken die Experten im Vatikan zusammen mit dem lieben Gott noch mal ein Auge zu? Zweitens: Was ist mit den nicht italienisc­hen Vaterunser­n? Wie sollen es beispielsw­eise die

Deutschen mit der Versuchung halten? Eine Klärung dieser Frage wäre besonders wichtig für den badenwürtt­embergisch­en Sozialmini­ster Manne Lucha. Der muss wissen, wie er künftig um die Vermeidung der Versuchung beten soll, sich von irgendwelc­hen Kabarettis­ten Sonntagsma­hlzeiten bezahlen zu lassen. Vielleicht würde ja auch die alte Version helfen, aber wahrschein­lich hat der Herr Lucha, als es passiert ist, komplett vergessen, vor dem Essen ein Vaterunser zu beten. (vp)

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FOTO: DPA Seit Menschenge­denken lockt die Versuchung – hier in Form scheinbar harmloser Äpfel.

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