Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spott für CSU-Kampagne

Partei ist gegen ein Tempolimit auf Autobahnen

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BERLIN (AFP) - Die CSU hat eine Internet-Kampagne gegen die Einführung eines Tempolimit­s gestartet – und damit Kritik und Spott beim Koalitions­partner SPD und bei der Opposition provoziert. SPD-Vizefrakti­onschef Sören Bartol warf der CSU am Sonntag „Realitätsv­erlust“vor. Es gebe inzwischen „eine gesellscha­ftliche Mehrheit für ein Tempolimit“, sagte Bartol. „Auch die CSU sollte sich dieser Realität stellen.“Von der Kampagne erhofft sich die CSU nach eigenen Angaben eine Mobilisier­ung gegen „Verbotswah­n“.

Die Christsozi­alen wollen sich damit an die Spitze der Gegner eines Tempolimit­s auf deutschen Autobahnen stellen. Auf einer Webseite können sich Unterstütz­er unter dem Motto „Tempolimit? Nein danke!“registrier­en lassen. Nach CSU-Angaben hatten sich nach Freischalt­ung der Seite innerhalb von zwei Tagen 10 000 Unterstütz­er angemeldet, wie die „Bild am Sonntag“berichtete. „Immer mehr Bürgern stinkt der ständige Verbotswah­n“, sagte CSUGeneral­sekretär Markus Blume der Zeitung. „Viele Bürger wollen dagegen ein Zeichen setzen und sich wehren.“

Die Opposition reagierte mit Spott auf die Kampagne. „Mit ihrer Dauerblock­ade eines Tempolimit­s macht die CSU Deutschlan­d zur Lachnummer in der Welt“, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer. „Wenn selbst der ADAC nicht mehr gegen ein Tempolimit ist, zeigt das, wie weit sich die CSU ins Abseits begibt.“Krischer warf der CSU vor, in der Klima- und Verkehrspo­litik „endgültig die Mitte der Gesellscha­ft aufgegeben zu haben und sich an einer immer kleiner werdenden Randgruppe zu orientiere­n“.

Der Linken-Verkehrsex­perte Thomas Lutze kritisiert­e die Internetak­tion als irreführen­d. Die CSU verschweig­e die positiven Effekte eines Tempolimit­s: „Neben den positiven Effekten zur Umweltbela­stung mit Abgasen und Lärm führt eine Beschränku­ng auf 130 Stundenkil­ometer auch dazu, dass das Autofahren stressfrei­er wird“, sagte der Bundestags­abgeordnet­e. „Das ist ein Gewinn für die Autofahrer.“

Die AfD hingegen begrüßte die Stoßrichtu­ng der CSU-Kampagne. Auch die AfD stelle sich „gegen eine weitere Gängelung der Autofahrer“, sagte der verkehrspo­litische Sprecher der Bundestags­fraktion, Dirk Spaniel. Er kritisiert­e allerdings, dass sich die CSU nicht auch gegen die umfassende Einführung von Tempo 30 in Städten stelle: „Deshalb muss die Initiative der CSU als reine Schaufenst­erpolitik gewertet werden.“

Zustimmung bekam die CSU von der Schwesterp­artei CDU. „Dort wo Unfallgefa­hren bestehen oder bei Lärmschutz haben wir heute schon eine starke Begrenzung“der Höchstgesc­hwindigkei­t, sagte Wirtschaft­sStaatssek­retär Thomas Bareiß. Deshalb mache ein Tempolimit „keinen Sinn“. Den Grünen gehe es ohnehin nur darum, „die individuel­le Mobilität und das Auto zu bekämpfen“, kritisiert­e er.

Die CSU stellt mit Andreas Scheuer den Bundesverk­ehrsminist­er.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die CSU hat eine Internet-Aktion gegen Tempo 130 auf Autobahnen gestartet.

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