Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Kleinod in Retterschen wird gut gehütet
Mitgliederversammlung des Vereins zur Erhaltung der Hofanlage Milz kommt einem Familientreffen gleich
KRESSBRONN - Wenn die Vorsitzende Petra Sachs-Gleich zur Mitgliederversammlung des Vereins zur Erhaltung der Hofanlage Milz in die „Kapelle“einlädt, dann ist, wie am Donnerstagabend, ein voller Saal garantiert.
Auch wenn hier natürlich die bei Vereinen üblichen Regularien exakt eingehalten werden, fühlt man sich weniger bei der vorgeschriebenen Mitgliederversammlung als bei einem Familientreffen. Der verstorbene Museumsleiter Eduard Hindelang war nie müde geworden, bei jeder Gelegenheit von der Langenargener Museumsfamilie zu sprechen.
In Kressbronn wird weniger davon gesprochen als tatkräftig zugepackt. Aus gesundheitlichen Gründen musste Petra Sachs-Gleich im vergangenen Jahr kürzer treten, da wurde von vielen Seiten geholfen, wie in einer gut funktionierenden Familie. „Man kann einen alten Bauernhof nicht der Öffentlichkeit zeigen, wenn man ihn nicht vorher geputzt hat“, sagte sie und dankte allen Beteiligten.
„Jetzt reicht’s“, meinte Helmut Müller, nachdem Petra Sachs-Gleich an vielen Details zeigte, wie er über viele Jahre hinweg nicht nur bei Veranstaltungen geholfen hat, sondern sich überdurchschnittlich unentgeltlich und immer kompetent um alle „Maßnahmen in Sachen Mauerwerk, Putz und Stein“gekümmert hat. Ähnlich der auf eigenen Wunsch aus Altersgründen ausscheidende stellvertretende Vorsitzende Franz Wörle, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde, „ein handwerklicher Allrounder und Fachmann für alle Schlosserund
Metallarbeiten“. Petra SachsGleich bekannte, bei beiden viel gelernt zu haben. Mit Freude nahm die Versammlung zur Kenntnis, dass beide Männer weiterhin beratend und helfend tätig sein werden.
Ein Vereinsmitglied ist weggezogen, eines hinzugekommen, der Stand von 184 Mitgliedern kann sich sehen lassen. Auch die Kasse, die zuletzt etwas angewachsen ist. Der Kassenbericht von Helene Schumacher wurde durch die Kassenprüfer Siegfried Binzler und Hans Hiemer lobend bestätigt und einstimmig angenommen.
Vorher hatte der Freie Architekt Eckart Rapp über die vielfältigen Arbeiten im laufenden Jahr berichtet und beispielsweise an einem Detail wie dem Anstrich der alten Holzläden mit Leinöl gezeigt, wie man bei einem denkmalgeschützten Bauernhof vorgehen muss.
Sein Neffe, Architekt Bernhard Rapp, wird ihn künftig als „Azubi“unterstützen. Im Team mitwirken will Susi Schlegel bei Bewirtungen und Franz Hilebrand bei der Gebäudepflege, Walter Schmid und Ralph Kolars erweitern das Team für Führungen.
Einen sehr guten Griff hat der Verein mit der neugewählten stellvertretenden Vorsitzenden Christina Kieble getan, die durch ihr kompetentes Mitwirken allseits bekannt ist und als Führungskraft bis zu ihrer Pensionierung reichlich Erfahrung sammeln konnte.
Herrlich die Geschichte, wie sie beim Gang durchs Haus in einer bisher nicht beachteten Schublade auf alte Schächtelchen gestoßen war und sofort zu überlegen begann, was man daraus für Einblicke in die Gesundheitspflege von früher gewinnen konnte.
Bürgermeister Daniel Enzensperger, der auch die Wahl leitete, dankte allen Vereinsmitgliedern für die Pflege des Kleinods in Retterschen. Unter den Gästen war natürlich auch der frühere Kressbronner Bürgermeister Edwin Weiss, dem der Hof Milz immer ein Anliegen war. Anschließend an den offiziellen Teil zeigte Birgit Schobinger ihren Film über die Restaurierung des Wirtschaftsteils in den Jahren 2005 und 2006. Am 17. Mai ist „Frühjahrserwachen“auf der Hofanlage, wieder ist ein detailliertes Programm für 2020 angekündigt.