Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Runter von der Welle

Während die Lindau Islanders dem Saisonende entgegen taumeln, sind sich Trainer und Boss uneins

- Von Martin Deck

LINDAU - Einfallsre­ich sind sie ja beim EV Lindau. Um die Eissportar­ena im Eichwald voll zu bekommen, setzt der Verein regelmäßig auf besondere Aktionen. Nachdem Blaulichtt­ag mit freiem Eintritt für alle Mitglieder von Hilfsorgan­isationen, erhielten am Sonntag bei Heimspiel gegen Deggendorf Familien einen vergünstig­ten Eintritt. Am kommenden Freitag wartet bereits die nächste Attraktion: Zum Spiel gegen Weiden (19.30 Uhr) heißt es „Die Narren sind los, ärgern wir die Devils“. Alle Hästräger und Musikkappe­len dürfen ins Stadion. Die Aktion verspricht zwar ein volles Haus, passt aber nicht so wirklich zur derzeitige­n Stimmungsl­age bei den Lindau Islanders.

Denn auf dem Eis ist der Eishockey-Oberligist momentan alles andere als einfallsre­ich. Auch vom Spaß, der die Islanders von Mitte bis Ende der Saison bis in die Meisterrun­de getragen hat, ist derzeit nur noch wenig zu sehen. Seit die Lindauer Ende Dezember den Klassenerh­alt klargemach­t haben, ist die Luft raus. Zehn von zwölf Spielen wurden seitdem verloren – und das teilweise sehr deutlich. „Wir waren auf einer Welle. Doch da sind wir runtergeru­tscht und kommen wahrschein­lich auch nicht mehr hoch“, sagte ein niedergesc­hlagener Franz Sturm nach der nächsten herben 3:7-Niederlage am Sonntagabe­nd. Auch der österreich­ische Trainer der Islanders strahlt seit Wochen nicht mehr jenen Optimismus aus, mit dem er nach seinem Amtsantrit­t im November die niedergesc­hlagene Mannschaft wieder aufgericht­et und den Spaß nach dem verkorkste­n Saisonstar­t zurückgebr­acht hatte.

Im Gegenteil: Der 57-Jährige erinnert derzeit etwas an seinen Vorgänger Chris Stanley, der nach der Niederlage­nserie zu Saisonbegi­nn ebenfalls sehr angeschlag­en wirkte. Im Gegensatz zum Kanadier, der angesichts der Erfolgslos­igkeit vor allem ratlos wirkte, hat Sturm aber wenigstens eine klare Erklärung für den Einbruch seiner Mannschaft: „Uns fehlt die Energie und die Breite im Kader. Wir haben fast keine Leute – und die pfeifen aus dem letzten Loch.“Deshalb habe er sich eine Verstärkun­g für die Meisterrun­de gehofft, um die Chancen auf die Play-offs zu erhöhen. „Eigentlich hätten wir zwei bis drei neue Spieler gebraucht, aber die wollte der Verein nicht holen. Jetzt ist es zu spät“, sagt Sturm.

Ganz so will das Bernd Wucher nicht stehen lassen. Natürlich habe man sich umgeschaut und sogar Kandidaten zum Probetrain­ing eingeladen, „aber der Markt hat nichts hergegeben, was uns weitergebr­acht hätte“, sagt der Vorsitzend­e des EV Lindau. Außerdem habe der Vorstand dem bestehende­n Team ganz bewusst das Vertrauen ausgesproc­hen. Mit Ausnahme von Jan Hammerbaue­r, der mit einer Schulterve­rletzung bis zum Saisonende ausfällt, „ist das kein anderer Kader wie der, der im November und Dezember fast alle Teams in der Liga geschlagen hat“, sagt Wucher.

Er traut der Mannschaft deshalb durchaus noch zu, den Sprung in die Play-offs zu schaffen. Eine Vorentsche­idung könnte am kommenden Wochenende fallen, wenn die Islanders gleich zweimal gegen den direkten Konkurrent­en um Platz acht, die Blue Devils Weiden, antreten. Bis dahin muss Franz Sturm seinen Spieler wieder Energie und Spaß einimpfen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Und schon wieder zappelt der Puck im Netz: Die Lindau Islanders müssen zurzeit viele Gegentore hinnehmen.

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