Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Runter von der Welle
Während die Lindau Islanders dem Saisonende entgegen taumeln, sind sich Trainer und Boss uneins
LINDAU - Einfallsreich sind sie ja beim EV Lindau. Um die Eissportarena im Eichwald voll zu bekommen, setzt der Verein regelmäßig auf besondere Aktionen. Nachdem Blaulichttag mit freiem Eintritt für alle Mitglieder von Hilfsorganisationen, erhielten am Sonntag bei Heimspiel gegen Deggendorf Familien einen vergünstigten Eintritt. Am kommenden Freitag wartet bereits die nächste Attraktion: Zum Spiel gegen Weiden (19.30 Uhr) heißt es „Die Narren sind los, ärgern wir die Devils“. Alle Hästräger und Musikkappelen dürfen ins Stadion. Die Aktion verspricht zwar ein volles Haus, passt aber nicht so wirklich zur derzeitigen Stimmungslage bei den Lindau Islanders.
Denn auf dem Eis ist der Eishockey-Oberligist momentan alles andere als einfallsreich. Auch vom Spaß, der die Islanders von Mitte bis Ende der Saison bis in die Meisterrunde getragen hat, ist derzeit nur noch wenig zu sehen. Seit die Lindauer Ende Dezember den Klassenerhalt klargemacht haben, ist die Luft raus. Zehn von zwölf Spielen wurden seitdem verloren – und das teilweise sehr deutlich. „Wir waren auf einer Welle. Doch da sind wir runtergerutscht und kommen wahrscheinlich auch nicht mehr hoch“, sagte ein niedergeschlagener Franz Sturm nach der nächsten herben 3:7-Niederlage am Sonntagabend. Auch der österreichische Trainer der Islanders strahlt seit Wochen nicht mehr jenen Optimismus aus, mit dem er nach seinem Amtsantritt im November die niedergeschlagene Mannschaft wieder aufgerichtet und den Spaß nach dem verkorksten Saisonstart zurückgebracht hatte.
Im Gegenteil: Der 57-Jährige erinnert derzeit etwas an seinen Vorgänger Chris Stanley, der nach der Niederlagenserie zu Saisonbeginn ebenfalls sehr angeschlagen wirkte. Im Gegensatz zum Kanadier, der angesichts der Erfolgslosigkeit vor allem ratlos wirkte, hat Sturm aber wenigstens eine klare Erklärung für den Einbruch seiner Mannschaft: „Uns fehlt die Energie und die Breite im Kader. Wir haben fast keine Leute – und die pfeifen aus dem letzten Loch.“Deshalb habe er sich eine Verstärkung für die Meisterrunde gehofft, um die Chancen auf die Play-offs zu erhöhen. „Eigentlich hätten wir zwei bis drei neue Spieler gebraucht, aber die wollte der Verein nicht holen. Jetzt ist es zu spät“, sagt Sturm.
Ganz so will das Bernd Wucher nicht stehen lassen. Natürlich habe man sich umgeschaut und sogar Kandidaten zum Probetraining eingeladen, „aber der Markt hat nichts hergegeben, was uns weitergebracht hätte“, sagt der Vorsitzende des EV Lindau. Außerdem habe der Vorstand dem bestehenden Team ganz bewusst das Vertrauen ausgesprochen. Mit Ausnahme von Jan Hammerbauer, der mit einer Schulterverletzung bis zum Saisonende ausfällt, „ist das kein anderer Kader wie der, der im November und Dezember fast alle Teams in der Liga geschlagen hat“, sagt Wucher.
Er traut der Mannschaft deshalb durchaus noch zu, den Sprung in die Play-offs zu schaffen. Eine Vorentscheidung könnte am kommenden Wochenende fallen, wenn die Islanders gleich zweimal gegen den direkten Konkurrenten um Platz acht, die Blue Devils Weiden, antreten. Bis dahin muss Franz Sturm seinen Spieler wieder Energie und Spaß einimpfen.