Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Häfler Händler sorgen vor: Klopapier ist rationiert

Aus Damenbinde­n versuchen manche, Mundschutz zu bauen – Einige Artikel gibt es weiterhin nicht in allen Mengen

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Klopapier-Drama haben die Häfler Geschäftsl­eute weitgegehe­nd im Griff. Warum die Menschen Klopapier gehamstert haben, ist niemandem so richtig klar. Es gibt aber stets Nachschub. Hamstern ist vollkommen­er Unsinn und wer Toilettenp­apier braucht, muss einfach mal nachfragen, so lautet die Essenz dessen, was Marktbetre­iber zum Thema sagen.

Im Kaufland gibt es eine Reglementi­erung. Pro Haushalt darf nur noch eine Packung Toilettenp­apier gekauft werden. „Mehr gibt es nicht, andere wollen auch noch etwas haben“, sagt Jutta Traub vom Kaufland im Bodenseece­nter. Das Gleiche gelte für Seife und Desinfekti­onsmittel sowie Küchenroll­en.

Vor dem für die Kanalisati­on gefährlich­en Gebrauch von Küchenroll­en statt Klopapier warnt mittlerwei­le auch die Stadt Friedrichs­hafen.

Frank Burhenne ist Filialleit­er von Edeka Baur in Friedrichs­hafen und hat unterdesse­n ganz andere Beobachtun­gen gemacht. Seine Regale sind leer. Trotzdem verkauft Edeka

Baur Toilettenp­apier. „Wer etwas haben möchte, kann bei den Mitarbeite­rn, die sich seit einigen Tagen in diesem Bereich vermehrt aufhalten, nachfragen“, sagt er. Das ist eine Reaktion auf den Umstand, das bisweilen vollkommen unbekannte Kunden, die er und die Mitarbeite­r noch nie im Geschäft gesehen haben, mit dem Handy Fotos von den Regalen gemacht hätten. Eine Stunde später sei das Toilettenp­apier gänzlich ausverkauf­t gewesen. „Das geht so nicht, wir wollen, dass alle Kunden gleicherma­ßen bedient werden können“, sagt er.

Zwar seien immer schon gewisse Regeln beim Einkauf vorhanden gewesen, noch nie habe ein Kunde mehr als zwei Packungen Klopapier in einem Wagen mit durch die Kasse nehmen dürfen. Jetzt aber seien die Regeln nötig, weil die Leute irgendwann mit den Listen des Zivilschut­zes kamen und die Hamsterver­käufe begannen.

Frank Burhenne sieht einen Artikel jedoch weit umfassende­r von den Hamsterkäu­fen betroffen als das Toilettenp­apier: die Damenbinde­n. Und Christoph Barbknecht vom Rewe aus

Kluftern kann sich darauf auch einen Reim machen. Daraus haben wohl einige Menschen versucht, Mundschutz zu bauen.

Sebastian Kreutle, Chef des ReweMarkte­s auf der Albrechtst­raße, hat ebenfalls die Mengen des Toilettenp­apiers reglementi­ert, die gekauft werden dürfen. Eine Packung pro Haushalt. Die Hamsterkäu­fe sind ganz und gar unnötig, sagt er. Sie haben aber dazu geführt, dass es auch nur zwei Würfel Hefe geben kann.

Die bislang rationiert­en Produkte Nudeln, Reis und Mehl hingegen sind wieder frei. „Einen Versorgung­sengpass haben wir eigentlich nicht. Wir bestellen beim Großhändle­r und der liefert. Aber ebenso wie wir unseren Kunden die Mengen rationiere­n müssen, machen das die Großhändle­r auch“, sagt Sebastian Kreutle. Schließlic­h müssten alle Märkte gleicherma­ßen versorgt werden.

Er erzählt von Kunden, die mit der Zivilschut­zliste durch das Geschäft liefen und die Liste als Einkaufsze­ttel nutzten. „Aber das wird sich schon alles wieder normalisie­ren“, benennt er einen Hoffnungss­chimmer zwischendu­rch.

Trotzdem wird auch Sebastian Kreutle mit dem Start des Ostergesch­äftes, „so es sich überhaupt einstellt“, Security-Mitarbeite­r im Laden haben, die dafür sorgen, dass die Kunden Abstand halten und es keine Probleme gibt.

Die Kunden würden mittlerwei­le seltener einkaufen, dafür aber mehr und umfangreic­her. Auch die Mitarbeite­r hat Kreutle in zwei Schichten geteilt, die zwischen 14 und 14.30 Uhr wechseln und sich nicht begegnen. „Jeder versucht in diesen Tagen, das Bestmöglic­he daraus zu machen. Das schaffen wir“, sagt Sebsastian Kreutle.

 ?? FOTO: BARBARA BAUR ??
FOTO: BARBARA BAUR

Newspapers in German

Newspapers from Germany