Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Häfler Händler sorgen vor: Klopapier ist rationiert
Aus Damenbinden versuchen manche, Mundschutz zu bauen – Einige Artikel gibt es weiterhin nicht in allen Mengen
FRIEDRICHSHAFEN - Das Klopapier-Drama haben die Häfler Geschäftsleute weitgegehend im Griff. Warum die Menschen Klopapier gehamstert haben, ist niemandem so richtig klar. Es gibt aber stets Nachschub. Hamstern ist vollkommener Unsinn und wer Toilettenpapier braucht, muss einfach mal nachfragen, so lautet die Essenz dessen, was Marktbetreiber zum Thema sagen.
Im Kaufland gibt es eine Reglementierung. Pro Haushalt darf nur noch eine Packung Toilettenpapier gekauft werden. „Mehr gibt es nicht, andere wollen auch noch etwas haben“, sagt Jutta Traub vom Kaufland im Bodenseecenter. Das Gleiche gelte für Seife und Desinfektionsmittel sowie Küchenrollen.
Vor dem für die Kanalisation gefährlichen Gebrauch von Küchenrollen statt Klopapier warnt mittlerweile auch die Stadt Friedrichshafen.
Frank Burhenne ist Filialleiter von Edeka Baur in Friedrichshafen und hat unterdessen ganz andere Beobachtungen gemacht. Seine Regale sind leer. Trotzdem verkauft Edeka
Baur Toilettenpapier. „Wer etwas haben möchte, kann bei den Mitarbeitern, die sich seit einigen Tagen in diesem Bereich vermehrt aufhalten, nachfragen“, sagt er. Das ist eine Reaktion auf den Umstand, das bisweilen vollkommen unbekannte Kunden, die er und die Mitarbeiter noch nie im Geschäft gesehen haben, mit dem Handy Fotos von den Regalen gemacht hätten. Eine Stunde später sei das Toilettenpapier gänzlich ausverkauft gewesen. „Das geht so nicht, wir wollen, dass alle Kunden gleichermaßen bedient werden können“, sagt er.
Zwar seien immer schon gewisse Regeln beim Einkauf vorhanden gewesen, noch nie habe ein Kunde mehr als zwei Packungen Klopapier in einem Wagen mit durch die Kasse nehmen dürfen. Jetzt aber seien die Regeln nötig, weil die Leute irgendwann mit den Listen des Zivilschutzes kamen und die Hamsterverkäufe begannen.
Frank Burhenne sieht einen Artikel jedoch weit umfassender von den Hamsterkäufen betroffen als das Toilettenpapier: die Damenbinden. Und Christoph Barbknecht vom Rewe aus
Kluftern kann sich darauf auch einen Reim machen. Daraus haben wohl einige Menschen versucht, Mundschutz zu bauen.
Sebastian Kreutle, Chef des ReweMarktes auf der Albrechtstraße, hat ebenfalls die Mengen des Toilettenpapiers reglementiert, die gekauft werden dürfen. Eine Packung pro Haushalt. Die Hamsterkäufe sind ganz und gar unnötig, sagt er. Sie haben aber dazu geführt, dass es auch nur zwei Würfel Hefe geben kann.
Die bislang rationierten Produkte Nudeln, Reis und Mehl hingegen sind wieder frei. „Einen Versorgungsengpass haben wir eigentlich nicht. Wir bestellen beim Großhändler und der liefert. Aber ebenso wie wir unseren Kunden die Mengen rationieren müssen, machen das die Großhändler auch“, sagt Sebastian Kreutle. Schließlich müssten alle Märkte gleichermaßen versorgt werden.
Er erzählt von Kunden, die mit der Zivilschutzliste durch das Geschäft liefen und die Liste als Einkaufszettel nutzten. „Aber das wird sich schon alles wieder normalisieren“, benennt er einen Hoffnungsschimmer zwischendurch.
Trotzdem wird auch Sebastian Kreutle mit dem Start des Ostergeschäftes, „so es sich überhaupt einstellt“, Security-Mitarbeiter im Laden haben, die dafür sorgen, dass die Kunden Abstand halten und es keine Probleme gibt.
Die Kunden würden mittlerweile seltener einkaufen, dafür aber mehr und umfangreicher. Auch die Mitarbeiter hat Kreutle in zwei Schichten geteilt, die zwischen 14 und 14.30 Uhr wechseln und sich nicht begegnen. „Jeder versucht in diesen Tagen, das Bestmögliche daraus zu machen. Das schaffen wir“, sagt Sebsastian Kreutle.