Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Teil IV der SZ-Lieblingsrunde: Entschleunigen im Brochenzeller Wald
Nordic-Walking-Strecken im Brochenzeller Wald bieten sich auch für Spaziergänge gut an
BROCHENZELL - Der Brochenzeller Wald ist schon lange vor Corona-Zeiten ein beliebtes Ziel von Wanderern, Spaziergängern, Sportlern und Hundebesitzern gewesen. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich die Besucherfrequenz deutlich erhöht, und so manch Brochenzeller wie Meckenbeurer weiß die grüne Oase vor der Haustür nun nochmals anders zu schätzen. Die SZ stellt sie im vierten Teil ihrer „Lieblingsrunden“vor.
Wer nicht gerade zu den Hauptstoßzeiten morgens oder am frühen Abend unterwegs ist, hat den Wald auch immer noch (fast) für sich allein. Obwohl die Leute, die einem begegnen – egal ob verschwitzter Jogger, in sich versunkener Wanderer oder Jungfamilie mit Kinderwagen – allesamt, einer ungeschriebenen Regel gleich, freundlich grüßen.
Für denjenigen, dessen Abenteuerund Orientierungssinn nicht ganz so ausgeprägt ist und der lieber auf geführten, ausgetretenen Pfaden wandelt, bieten sich die Nordic-Walking-Strecken des VfL Brochenzell hervorragend an. Vor Jahren in Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Meckenbeuren entstanden, bieten die drei unterschiedlich langen Routen alles, was gemeinhin mit einem Besuch im Wald verbunden wird: Ruhe, Stille, eine beeindruckende Flora und Fauna und diesen ganz speziellen, erdigen Geruch.
Alle drei Strecken – blau (4,5 Kilometer), rot (7 Kilometer) und schwarz (10 Kilometer) – starten am Waldparkplatz „Am Gunterbach“in Brochenzell. Auf einer großen, gelben Informationstafel sind die einzelnen Strecken auf einer Karte farblich markiert. Zudem gibt es noch Tipps für die richtigen Dehnungsübungen vor und nach der WalkingRunde. Linkerhand, vor den sich mächtig auftürmenden Bäumen des Waldes, liegt eine große Wiese, die in diesen Tagen einem gelben Meer aus Frühlingsblühern wie Wiesenschaumkraut, Hahnenfuß und Löwenzahn gleicht. Vorbei an einem Wegkreuz mit der Inschrift „Uns Hilfe ist im Namen des Herrn“und einer stattlichen Eiche, die am Waldesrand noch genug Platz zur Entfaltung hat, führt der Schotterweg hinein in den Wald. Schon nach wenigen Metern nimmt einen die besondere Atmosphäre gefangen. Mit jedem Schritt tiefer in die Welt der Bäume hinein, wähnt sich der Wanderer fernab jeglicher Zivilisation.
Straßenlärm wird ausgeblendet, verblasst schließlich ganz, und lediglich das muntere Gezwitscher von Meise, Fink und vereinzelt einer Amsel erreichen das Ohr. Später gesellt sich noch der markante Trommelwirbel
eines Spechts hinzu. Doch zunächst bekommt der Waldbesucher Gesellschaft von einer kleinen, schwarzen Katze, die ihm treu ergeben auf Schritt und Tritt folgt.
Mit der Treue ist es allerdings schnell vorbei, als hinter der ersten Wegbiegung zwei Nordic-Walkerinnen auftauchen und diese doch interessanter erscheinen. Was abseits des Weges alles kreucht und fleucht, offenbart sich dem Spaziergänger auf ganz andere Weise als dem Jogger mit Kopfhörern, der seine Streckenzeit unterbieten will und dabei leicht die kleinen, lila Veilchen, weißen Buschwindröschen oder die Sumpfdotterblumen in den Entwässerungsgräben übersieht.
Nach gut zwei Kilometern, kurz nachdem die Kreisstraße Richtung Appenweiler überquert wird, muss sich der Wanderer je nach Fitnessstand, Zeit und Ausdauer entscheiden, ob er links abbiegt und der rotschwarzen Streckenführung über Hungersberg (rot) bis nach Weiler (schwarz) folgt. Oder aber die kürzere, blaue Strecke wählt, die noch ein Stück weit geradeaus Richtung Holzbauer und Regler führt, bevor es nach einem Schlenker wieder zurück zum Ausgangspunkt geht.
Barrierefreiheit: Der erste Abschnitt ist für Rollstuhlfahrer noch geeignet, danach kommen kurze, unebene Streckenabschnitte mit teilweise recht großen Schottersteinen.