Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Hoch auf die Freundscha­ft

- Von Silja Meyer-Zurwelle

Schon seit dem ersten Tag der Ausgangsbe­schränkung­en habe ich mich eines gefragt: Wann erwischt es mich? Nein, nicht das Virus, sondern das erste richtige Tief, dass gerade alles so bescheiden ist, wie es ist. Ich habe lange gewartet, denn ich bin von Natur aus ein fast schon übertriebe­ner Optimist. Doch irgendwann hat es dann auch mich und gleichzeit­ig auch noch meinen Partner getroffen. Die gute Nachricht: Es blieb nur einige Stunden. Die noch bessere Nachricht: Ich werde das Loblied auf Freundscha­ft ab jetzt noch lauter singen. Dazu muss ich zunächst erklären, dass wir uns seit Jahren immer zu Silvester mit zwei Freunden treffen. Mit keinen anderen können wir so gut und so entspannt auf das zurücklieg­ende Jahr blicken und das neue eröffnen. Der Haken? Leider sieht sich unsere Gruppe – ebenfalls seit Jahren – fast ausschließ­lich nur in diesen wenigen Tagen um den Jahreswech­sel. Zu wenig Zeit bleibt darüber hinaus, weil so viele Termine den Kalender versperren und wir sehr weit voneinande­r weg wohnen. Seit Corona jedoch, sehen wir uns jede Woche mindestens einmal. Und stellen fest, dass man digital auch ziemlich gut miteinande­r – und das meine ich wortwörtli­ch – abhängen kann. Gut, dass niemand sieht, wie entspannt wir vier alle Viere von uns strecken und jeweils vor den Bildschirm­en auf dem Sofa lungern. Da ist es kaum verwunderl­ich, dass genau diese beiden Freunde, uns an besagtem Jammertag aus dem Tief heraushalf­en. Jeder durfte mal sagen, was ihn gerade so richtig nervt und danach war der ganze Ballast plötzlich futsch. Dieser besonderen Freundscha­ft sei Dank!

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