Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Hoch auf die Freundschaft
Schon seit dem ersten Tag der Ausgangsbeschränkungen habe ich mich eines gefragt: Wann erwischt es mich? Nein, nicht das Virus, sondern das erste richtige Tief, dass gerade alles so bescheiden ist, wie es ist. Ich habe lange gewartet, denn ich bin von Natur aus ein fast schon übertriebener Optimist. Doch irgendwann hat es dann auch mich und gleichzeitig auch noch meinen Partner getroffen. Die gute Nachricht: Es blieb nur einige Stunden. Die noch bessere Nachricht: Ich werde das Loblied auf Freundschaft ab jetzt noch lauter singen. Dazu muss ich zunächst erklären, dass wir uns seit Jahren immer zu Silvester mit zwei Freunden treffen. Mit keinen anderen können wir so gut und so entspannt auf das zurückliegende Jahr blicken und das neue eröffnen. Der Haken? Leider sieht sich unsere Gruppe – ebenfalls seit Jahren – fast ausschließlich nur in diesen wenigen Tagen um den Jahreswechsel. Zu wenig Zeit bleibt darüber hinaus, weil so viele Termine den Kalender versperren und wir sehr weit voneinander weg wohnen. Seit Corona jedoch, sehen wir uns jede Woche mindestens einmal. Und stellen fest, dass man digital auch ziemlich gut miteinander – und das meine ich wortwörtlich – abhängen kann. Gut, dass niemand sieht, wie entspannt wir vier alle Viere von uns strecken und jeweils vor den Bildschirmen auf dem Sofa lungern. Da ist es kaum verwunderlich, dass genau diese beiden Freunde, uns an besagtem Jammertag aus dem Tief heraushalfen. Jeder durfte mal sagen, was ihn gerade so richtig nervt und danach war der ganze Ballast plötzlich futsch. Dieser besonderen Freundschaft sei Dank!