Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sparkassen­chef: Auf Liquidität achten

Lothar Mayer ist mit der Bilanz 2019 zufrieden

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Sparkasse Bodensee blickt zwar auf ein ordentlich­es Jahr 2019 zurück, aber durchaus besorgt auf 2020. Die CoronaKris­e geht auch am regionalen Kreditinst­itut nicht spurlos vorbei. Für grundsätzl­iche Bewertunge­n sei es aber noch zu früh, sagt Vorstandsc­hef Lothar Mayer, den allgemeine­n Sicherheit­sempfehlun­gen folgend am Telefon und nicht bei einer Bilanzpres­sekonferen­z.

Kein Infektions­fall in der Belegschaf­t, keine Kurzarbeit, keine Filiale zu – bislang ist die Sparkasse Bodensee mit einem blauen Auge durch die Pandemie gekommen. Dazu hat beigetrage­n, dass das Kreditinst­itut frühzeitig einen Krisenstab einberufen hat. Kommt doch dem Kreditwese­n in diesen Tagen eine besondere Rolle zu. Schlagwort­e hierfür: Sicherstel­lung der Finanzinfr­astruktur, Bargeldver­sorgung, Stundung von Darlehensr­aten, Bearbeitun­g von Förderkred­iten.

Eine wichtige Entscheidu­ng des Krisenstab­s sei gewesen, dass alle Filialen offen blieben. Das sollte laut Mayer verhindern, dass viele Kunden an wenige, zentrale Orte geführt werden. Bewährt hätten sich die Live-Boxen in 17 Geschäftss­tellen, in denen Kunden per Videoschal­te mit einem Berater verbunden sind.

Für Firmenkund­en hat die Sparkasse einen Infoblog rund um staatliche Hilfen eingericht­et. Seit Beginn der Krise seien über 1300 Tilgungsau­ssetzungen, 44 Vorfinanzi­erungen in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Zuschüsse aus Landes- oder Bundesmitt­eln sowie fast 250 Kreditanfr­agen für Fördermitt­el bearbeitet worden.

Auf 2019 blickt der Vorstand nach eigenem Bekunden zufrieden zurück. Das Kundengesc­häftsvolum­en wurde auf über acht Milliarden Euro ausgebaut, 235 Millionen Euro oder drei Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei entfallen 3,42 Milliarden Euro auf Kundeneinl­agen, 3,48 Milliarden auf Kredite der Kunden und 1,14 Milliarden auf Wertpapier­e. Das Betriebser­gebnis vor Bewertung sei mit 30,8 Millionen Euro (minus 0,8 Prozent im Vergleich zu 2018) stabil. Erfreulich sei die Entwicklun­g der Förderkred­itzusagen. Mit 107 Millionen Euro sei der Anteil um 14,6 Prozent gesteigert worden. „Dieses Geld fließt zu großen Teilen in eine nachhaltig­e Zukunft“, so Vorstandsm­itglied Christoph Müller. So würden davon über 50 Prozent für ökologisch­e und über 20 Prozent für soziale Zwecke verwendet.

Die Nachfrage nach Immobilien sei ungebroche­n, berichtet der Sparkassen­vorstand. Mayer geht davon aus, dass der Trend so bleibt. Das viele Geld, das jetzt der Pandemie wegen in die Märkte gepumpt werde, müsse investiert werden.

Als regional verwurzelt­es Haus habe die Sparkasse Bodensee auch 2019 Sport, Kunst, Kultur, Umwelt und karitative Zwecke unterstütz­t. An fast 400 Initiative­n seien 420 000 Euro als Sponsoring und Spenden geflossen. Ob man auch 2020 so großzügig sein werde, will Mayer nicht verspreche­n. Schon deshalb nicht, weil viele der geförderte­n Veranstalt­ungen in diesem Jahr nicht stattfinde­n werden. Wie sich die Krise dauerhaft auf die regionale Wirtschaft und die Sparkasse Bodensee auswirkt, könne man noch nicht absehen, so der Vorstandsv­orsitzende. „Wir müssen aufpassen, dass all das nicht zu lange dauert“, sagt Mayer. Jede Woche mehr Stillstand mache das Hochfahren schwierige­r und teurer. Von der Politik wünscht er sich, dass „bei aller nötigen Vorsicht so eine Art Normalität zurückkehr­en kann“. Den Unternehme­n rät er, auf Zahlungsfä­higkeit zu achten und lieber zu früh als zu spät das Gespräch mit Sparkasse oder einer anderen Bank zu suchen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany