Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Diskussion um Schutzmaskenpflicht
Weltärztepräsident Montgomery rät davon ab – Baden-Württemberger mehrheitlich dafür
RAVENSBURG/BERLIN/DÜSSELDORF - Ab Montag gilt sie auch in BadenWürttemberg und Bayern: die Schutzmaskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen. Am Freitag sprach sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zudem dafür aus, dass während der Corona-Pandemie auch Schüler einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollen. „Aus meiner Sicht spricht viel dafür, dass überall dort, wo Schülerinnen und Schüler den Abstand nicht einhalten können, Masken getragen werden müssen“, sagte sie dem „Spiegel“. Im Bus oder auf den Fluren wäre das gegeben, in den Klassenzimmern könnten sie vielleicht auch einmal abgelegt werden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte an, dass es Kontrollen und Strafen geben werde. Zunächst werde man lediglich auf die Maskenpflicht hinweisen, „aber wenn es jemand nach zwei, drei Tagen immer noch nicht kapiert hat, muss er damit rechnen, mit 150 Euro Bußgeld belegt zu werden“.
Doch während die Regierungen in Bund und Ländern die Entscheidung verteidigen, gibt es auch Zweifel. So hatte unter anderem Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery erklärt: „Wer eine Maske trägt, wähnt sich sicher, er vergisst den allein entscheidenden Mindestabstand.“Bei unsachgemäßem Gebrauch könnten Masken gefährlich werden. Das Virus könne sich im Stoff konzentrieren, auch berühre man beim Abnehmen die Gesichtshaut. Eine gesetzliche Pflicht für Schals oder Tücher sei „lächerlich“.
Lange hatten auch viele Gesundheitsexperten Schutzmasken nur für
Personal in Kliniken und Pflegeeinrichtungen empfohlen. Mittlerweile ist die Meinung vorherrschend, dass so die Infektionsgefahr verringert wird – insbesondere für andere Menschen, weil Tröpfchen beim Niesen oder Sprechen aufgefangen werden.
Eine deutliche Mehrheit der Bürger im Südwesten findet die Entscheidung gut. Knapp 60 Prozent der Baden-Württemberger bewerten die Einführung der Mundschutzpflicht sehr positiv oder eher positiv. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Schwäbische.de und dem Online-Meinungsumfrageinstitut Civey. Mit 30,5 Prozent ist aber nahezu ein Drittel der Bürger gegen die Pflicht, Mund und Nase zu bedecken. Unentschieden sind in der Frage etwa zehn Prozent.
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