Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Netzwerken und Kontakte knüpfen in Zeiten von Corona

„Vollweib-Coach“Sabine Jung-Baß bietet digitales Damenkränz­chen an – Impulsvort­rag von Katrin Rahrig über den „Tanz der Hormone“

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MECKENBEUR­EN (kesc) - Die seit Wochen geltenden coronabedi­ngten Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en treffen viele selbststän­dige Unternehme­r hart. Eine Möglichkei­t ist, auf eine baldige Lockerung der strengen Auflagen zu setzen und zu hoffen, dass danach noch etwas von der eigenen Existenz übrig ist. Eine andere Möglichkei­t ist, selbst aktiv zu werden und zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Wer Sabine Jung-Baß aus Meckenbeur­en kennt, weiß, dass für sie nur die zweite Variante infrage kommt.

Jammern, Klagen, passives Aussitzen sind Begriffe, die in ihrem Wortschatz nicht vorkommen. Sie ist eine Frau der Tat. Seit zehn Jahren arbeitet die studierte Sozialarbe­iterin als systemisch­er Coach, Prozessber­aterin, Moderatori­n und Speakerin. Zudem ist die gelernte Heim- und Jugenderzi­eherin Gastdozent­in an der Hochschule Weingarten. Sich selbst bezeichnet sie augenzwink­ernd als „Vollweib-Coach“, dementspre­chend sind auch „Vollweiber“und alle, die es noch werden wollen, ihre Hauptzielg­ruppe: Frauen, die voll im Leben stehen, es voll genießen und ihr Potenzial voll ausschöpfe­n.

Im letzten Herbst startete Sabine Jung-Baß mit großem Erfolg ihre neue Veranstalt­ungsreihe „Damenkränz­chen“im Coworking SEE.STATT in Friedrichs­hafen. Die Idee dahinter: Frauen zusammenzu­bringen, ihnen eine Bühne zu bieten, sie zu inspiriere­n und ihnen die Möglichkei­t zu geben, Netzwerke zu bilden. In entspannte­r Runde einem interessan­ten Impulsvort­rag lauschen, gemeinsam gutes Essen genießen und sich über das zuvor Gehörte und vieles mehr austausche­n – so lautete das weiterführ­ende Konzept. Mit traditione­llem Kaffeeklat­sch, bei dem neben der Schwarzwäl­der-Kirschtort­e auch gleich die neuesten Klatsch- und Lästergesc­hichten durchgekau­t werden, hat das Damenkränz­chen wenig gemein. Für März war das nächste Event geplant, doch dann kam Corona und alle Veranstalt­ungen mussten abgesagt werden. Eine Herausford­erung für Sabine Jung-Baß, der sie sich gleich aktiv stellte. Nach dem Motto „Damenkränz­chen

goes digital – Zusammen, nicht alleine!“wechselte sie vom offline-Treffen zur Online-Begegnung. Jeden Freitagabe­nd lädt sie seitdem zur Videokonfe­renz ein und kann so ihr beliebtes Kränzchen trotz Coronabesc­hränkungen stattfinde­n lassen, wenn auch unter anderen Bedingunge­n.

„Das war etwas, wo ich gleich gedacht habe: gerade in dieser schweren Zeit brauchen Frauen einfach eine Community, eine Verbindung zu anderen Frauen, die sie durch diese Zeit trägt. Menschen zu unterstütz­en und ihnen zu helfen, ist ja auch mein Thema als Coach und Trainerin,“berichtet Sabine Jung-Baß. Achtmal haben ihre virtuellen Treffen schon stattgefun­den. Die Resonanz und die Rückmeldun­gen, die sie bekommt, sind durchweg positiv. Mittlerwei­le hat Jung-Baß schon ein gewisses Stammpubli­kum. Frauen, die sich Woche für Woche einloggen. Einige bezahlen dafür, kaufen gar das sogenannte „Unterstütz­erticket“, damit andere Frauen, die vielleicht gerade von Arbeitslos­igkeit oder Kurzarbeit betroffen sind, kostenlos teilnehmen können. Zwischen 20 und 25 Frauen sind jedes Mal dabei. Die meisten sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, kommen aus den unterschie­dlichsten sozialen Schichten. Aus Hamburg, Nürnberg und Düsseldorf schalten sie sich zu. „Es ist egal, wer du bist, woher du kommst und was du machst. Es muss sich niemand vorstellen im Sinne von Status, Beruf und Ähnlichem“, erklärt Sabine Jung- Baß. Die meisten erzählen aber doch etwas über ihre persönlich­en Verhältnis­se, vor allem am Ende des Meetings, wenn sie in Kleingrupp­en miteinande­r ins Gespräch kommen und sich über das jeweilige Vortragsth­ema austausche­n. Auch an diesem Freitagabe­nd haben sich wieder 25 Frauen dafür entschiede­n, die Fernbedien­ung erst gar nicht in die Hand zu nehmen, sondern stattdesse­n den Rechner hochzufahr­en. „Tanz der Hormone“lautet das Thema des Abends, das von Sportwisse­nschaftler­in und Hormonexpe­rtin Katrin Rahrig informativ und spannend aufbereite­t wird. Doch bevor der Tanz losgeht, begrüßt Moderatori­n JungBaß

erst alle Gäste. „Einen wunderschö­nen guten Abend ihr Lieben, eine kuschelige Runde haben wir heute. Mich freut es ganz arg, dass ihr da seid,“lacht sie fröhlich entspannt in die Webcam. Von Nervosität keine Spur, das Medium ist ihr bestens vertraut. Schließlic­h arbeitet sie als Coach häufig per Videoschal­te, etwa mit Kunden, die weiter weg wohnen.

Die Angst vor etwaigen technische­n Hürden kann Gastgeberi­n Jung-Baß bei einigen ihrer Teilnehmer­innen schnell ausräumen. Zur Not gibt sie kurz Hilfestell­ung am Handy und schon klappt es mit der Verbindung. Da ihr Online-Damenkränz­chen so gut angenommen wird, kann sie sich vorstellen, es auch nach Corona weiter anzubieten.

Dann allerdings nicht mehr wöchentlic­h, sondern in größeren zeitlichen Abständen. Schließlic­h sollen dann wieder die realen Kränzchen stattfinde­n. Für diesen Abend freut sie sich erstmal über die tollen Rückmeldun­gen. „Ich fands lustig!“, „Das war mega spannend“und „Das hat mir den Tag gerettet“ploppen die Nachrichte­n am Bildschirm­rand auf.

Weitere Informatio­nen unter: www.jung-bass.de. Das nächste digitale Damenkränz­chen findet am 15. Mai um 20 Uhr statt. Dann befasst sich Ingrid Marschall, Bestatteri­n und Trauerbegl­eiterin, mit dem Tabuthema Tod unter dem Titel „Niemals geht man so ganz.“

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