Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kunden dürfen weiter Behälter mitbringen
In Häfler Unverpackt-Läden werden alle Hygienevorschriften erfüllt
FRIEDRICHSHAFEN - Verpackungsfreies Einkaufen liegt im ökologischen Trend. Können aber Unverpackt-Läden die gebotene Hygiene sicherstellen, wenn Kunden ihre gekauften Waren eigenhändig in die von ihnen mitgebrachten Behälter füllen? Eine Frage, die in diesen Corona-Zeiten durchaus auf der Hand liegt.
„Bei uns werden am Eingang die Hände desinfiziert. Maximal zwei Kunden sind gleichzeitig im Laden. Löffel, Zangen und weiteres Besteck, mit dem die Ware abgefüllt wird, werden regelmäßig gereinigt. Natürlich müssen auch Masken getragen werden. Wir erfüllen in jedem Fall alle Hygienevorschriften“, sagt Bernd Köhler, Inhaber vor „Tante Emma‘s Bruder“in der Friedrichstraße 11. Er habe – wie andere Lebensmittelläden
auch – seit Beginn der CoronaKrise ständig geöffnet gehabt und könne sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. „Die Einkäufe laufen in sehr entspannter Atmosphäre ab“, so seine Erfahrung.
Köhler hat seinen Laden im vergangenen September eröffnet – und erfreut sich nach eigener Aussage eines wachsenden Kundenstamms mit unterschiedlichen Ansprüchen. Da könne es auch schon mal vorkommen, dass ältere Herrschaften vorbeikämen und gerade einmal 100 Gramm Nudeln für den Tagesbedarf abfüllten. Zugenommen habe in den vergangenen Wochen allerdings sein Aufwand für den Lieferservice, dem Bernd Köhler und seine drei Mitarbeiter mit einem Lastenfahrrad aber gerne nachkommen.
Entwarnung gibt auch das Verbrauchermagazin „Öko Test“in seiner Aprilausgabe. „Der Einkauf in
Unverpackt-Läden ist nach wie vor sicher und bedenkenlos möglich“, wird Gregor Witt, Vorsitzender des Berufsverbands der Unverpackt-Läden, zitiert. Alle neuen hygienischen Schutzmaßnahmen würden von den Mitgliedern umgesetzt. „Bei uns gelten selbstverständlich die gleichen Regeln wie aktuell in allen Lebensmittelgeschäften“, sagt Witt.
Nach wie vor leer stehen die Räumlichkeiten in der Charlottenstraße 57, in denen Olivia und Anna Hörmann mit ihrem neuen Unverpackt-Laden „S’Gläsle“eigentlich Mitte Mai an den Start gehen wollten. „Die Finanzierungsfragen sind durch Corona etwas verzögert worden. Wir müssen noch letzte Einzelheiten mit der Bank klären, sind aber guter Hoffnung, dass wir im Juni eröffnen können“, sagt Olivia Hörmann. Außer mit einem breiten Sortiment, will man auch mit einem angegliederten „Zero Waste“-Bistro aufwarten, in dem die Kunden von der gelernten Köchin Anna Hörmann zubereitetes vegetarisches oder veganes Essen genießen oder einfach bei einer Tasse Kaffee entspannen können sollen. Demnächst können demnach Interessierte auch über die Crowdfunding-Plattform „Startnext“online die Anschubfinanzierung unterstützen. Für eine Einlage von fünf Euro an aufwärts erhalten Kunden ein Dankeschön in finanziell gleicher Höhe – etwa einen Einkaufsgutschein oder auch ein Essen für zwei Personen.
Dass in ihrem neuen UnverpacktLaden von der Handdesinfektion bis zur Reinigung der Schöpfkellen großer Wert auf Hygiene gelegt werden wird, das steht für Olivia und Anna Hörmann außer Frage. „Und ja, die Kunden dürfen ihre eigenen Behältnisse mitbringen.“