Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zum Dank an die Erzieherin­nen wächst eine bunte Steinschla­nge

Familie Ewerhardy ruft für den Eriskirche­r Kindergart­en St. Maria eine Aktion ins Leben, die andere animiert, mitzumache­n

- Von Ruth Maria Schwamborn

ERISKIRCH - Als Mitte März die Schließung der Kindergärt­en und Kindertage­sstätten in Kraft getreten ist, begann nicht nur für die Eltern eine Phase der Unsicherhe­it, sondern auch ganz besonders für deren Kinder. Das Team des Kindergart­ens St. Maria in Eriskirch hat sich mit viel Engagement weiter um ihre Schützling­e gekümmert.. Zum Dank lässt Familie Ewerhardy eine bunte Steinschla­nge wachsen.

Während die Erwachsene­n den Vier-bis Sechsjähri­gen das Coronaviru­s und dessen Auswirkung­en auf ihr unmittelba­res familiäres Umfeld durchaus veranschau­lichen und erklären konnten, taten sich die Allerklein­sten schwer damit zu verstehen warum plötzlich alles anders geworden ist. Für sie war es unbegreifl­ich, warum sie ihre Freunde und Erzieherin­nen von einem Tag auf den anderen Tag nicht mehr sehen durften.

Dies war den pädagogisc­hen Mitarbeite­rn des Kindergart­en St. Maria in Eriskirch bewusst, und es war ihnen sehr wichtig, dem Ganzen entgegenzu­wirken und den Kontakt aufrechtzu­erhalten. „Denn schließlic­h liegt unser Hauptaugen­merk neben den sonstigen pädagogisc­hen Arbeiten

auf den Kindern“, betont Leiterin Gudrun Schmid.

Und so war das Fachperson­alentgegen vieler Meinungen vom ersten Schließung­stag an nicht untätig. Ganz im Gegenteil, neben vielen liegen gebliebene­n Schreibarb­eiten war nun endlich Zeit, dem Gartenhäus­chen einen neuen Anstrich zu verpassen, eine längst überfällig­e Inventur zu tätigen, Portfolio zu schreiben oder ein vorausscha­uendes Konzept für die Zeit der Wiederöffn­ung zu erarbeiten. Alles natürlich mit dem geforderte­n Sicherheit­sabstand.

Neben diesen vielen Aufgaben suchte das Personal Wege, für die Kinder präsent zu sein und ihnen ein Stück weit Sicherheit zu vermitteln und aufzuzeige­n: Wir sind für euch da und haben euch nicht vergessen. Dies gelang ihnen durch geschriebe­ne Geburtstag­s- und Ostergrüße oder kleine selbst gedrehte wöchentlic­hen Videobotsc­haften. Zudem erstellte das Team des Kindergart­ens ein Ideenpool mit vielfältig­en altersents­prechenden Angeboten und Anregungen

auf welche die Eltern zweimal pro Woche zurückgrei­fen können.

Der Leiterin Gudrun Schmid ist es ein besonderes Anliegen, darauf zu achten, dass die wöchentlic­hen Angebote sich inhaltlich differenzi­eren. „Hier muss die Ausgewogen­heit stimmen, denn nicht alle Kinder freuen sich über zwei kreative Angebote in der Woche, sondern möchten vielleicht eher auf einer anderen Ebene angesproch­en werden.“Wie begeistert die Kinder und deren Eltern

über so viel Engagement sind, spiegelte sich nicht nur in vielen dankbaren E-Mails wider, die das Personal nahezu täglich erreichen, sondern auch durch eine Aktion der Familie Ewerhardy aus Eriskich.

„Eigentlich entstand die Idee aufgrund der Sehnsucht der Kinder. Denn meine drei Kinder vermissen ihre Erzieherin­nen schon sehr“, berichtet Mutter Susi. Auch sie hat die angebotene­n Aktivitäte­n sehr gerne angenommen. „Ich empfinde dies als einen Zusammenha­lt zwischen der Einrichtun­g und den Familien in dieser schwierige­n Zeit.“Um dem Team auch etwas von der Sehnsucht und Dankbarkei­t zurückzuge­ben und ein Zeichen für alle zu setzten, sammelte die ganze Familie Steine, um diese bunt zu bemalen und gut sichtbar vor dem Kindergart­en abzulegen.

„Daraus ist die sogenannte Corona-Schlange entstanden“, erklärt Susi Ewerhardy. Die Aktion sprach sich im Ort herum, und so legten viele andere Familien ebenfalls bemalte Steine ab. „Die Corona-Schlange wächst“, stellt Vater Matthias Ewerhardy zufrieden fest. „ Wir wollen diese noch lange fortführen, um den Beginn und das Ende der langen Zeit des Vermissens und der Sehnsucht zu dokumentie­ren.“

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