Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Tui streicht Stellen
Reisekonzern hofft auf Sommerurlauber
HANNOVER (dpa) - Der Reisekonzern Tui will Urlauber nach einem verlustreichen Winter so bald wie möglich wieder ans Mittelmeer bringen. Die Corona-Krise hat das Unternehmen vor der wichtigen Sommersaison schwer getroffen: Derzeit verliert Tui jeden Monat eine dreistellige Millionensumme. Tausende Jobs sollen wegen des steigenden Spardrucks gestrichen werden.
Die Lage bleibe unsicher, sagte Vorstandschef Fritz Joussen am Mittwoch in Hannover: „Es gibt keine Zusagen, keine Planbarkeit, wann Flugreisen und Schiffsreisen aus Deutschland wieder möglich sind.“Dennoch hofft Tui, möglichst große Teile der im März fast komplett eingestellten Aktivitäten bald wieder aufnehmen zu können. Bisher hat Tui Deutschland alle Reisen bis 14. Juni abgesagt.
Der Tourismus gehört mit dem Luftverkehr und dem Gastgewerbe zu den Branchen, die die Pandemie am schwersten trifft. In Berlin, Frankfurt, Hannover, Leipzig, Dresden und anderen Städten demonstrierten Inhaber von Reisebüros und mittelständische Reiseunternehmer daher am Mittwoch mit Bussen für staatliche Hilfe.
Bei Tui Deutschland sind bereits viele Beschäftigte in Kurzarbeit. Der Konzern will die Verwaltungskosten nun um 30 Prozent drücken. Joussen sagte bei der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen: „Weltweit wird das Auswirkungen auf rund 8000 Stellen haben, die wir nicht besetzen oder abbauen.“
Die Pläne für einen schärferen Sparkurs werden damit konkreter. „Die Tui soll gestärkt aus der Krise hervorgehen“, erklärte Joussen. „Aber sie wird eine andere Tui sein und ein anderes Marktumfeld vorfinden als vor der Pandemie.“
Im ersten Geschäftshalbjahr (Oktober bis März) verbuchte der Konzern unterm Strich 892,2 Millionen Euro Verlust und war damit mehr als zweieinhalbmal so tief in den roten Zahlen wie im Vorjahreszeitraum. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stürzte um knapp 175 Prozent auf minus 828,7 Millionen Euro ab. Der Umsatz sank leicht um 0,6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.
Um seine Zahlungsfähigkeit zu sichern, bekommt der Konzern über die staatliche Förderbank KfW einen Kredit von 1,8 Milliarden Euro. Joussen betonte, dies sei wichtig – man müsse aber auch mit neuen Ideen eine rasche Rückkehr zu einem stabilen Geschäft gewährleisten.