Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Diakonie Pfingstwei­d öffnet sich wieder – teilweise

Mit Abstand, Hygiene und Alltagsmas­ke können Familienmi­tglieder ihre Angehörige­n jetzt wieder besuchen

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Familien dürfen ihre Angehörige­n in der Diakonie Pfingstwei­d wieder besuchen. Mit Auflagen zwar, aber damit endet die grundsätzl­iche Sperre, die seit Ende März wegen der Corona-Pandemie gegolten hatte. Sicherheit­smaßnahmen aber braucht es immer noch. „Wir müssen weiter achtsam sein“, sagt Pfingstwei­d-Vorstand Lars Kehling. Doch es sei zwingend notwendig, dass Angehörige sich wieder sehen könnten. Auch werde es in gewissem Umfang wieder Gottesdien­ste und Freizeitan­gebote geben.

Die Lockerunge­n sind möglich durch eine aktualisie­rte Fassung der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württember­g. Sie sind aber auch eine Reaktion der Diakonie auf Anfragen von Angehörige­n und Bewohnern. Lars Kehling bezeichnet das als Herausford­erung: Natürlich gebe es eine derzeit recht überschaub­are Pandemiela­ge im Bodenseekr­eis. Auf der anderen Seite könne das durchaus trügerisch sein.

Doch mittlerwei­le seien die Vorsichtsm­aßnahmen bekannt und eingeübt. Es gelte „AHA“, sagt Kehling: „Abstand, Hygiene, Alltagsmas­ke“. Und: Auf dem Gelände der Diakonie achtet die Einrichtun­g darauf, dass es weiterhin keine Mischung zwischen verschiede­nen Gruppen gibt. Auch die Verwaltung verbleibt in den gebildeten Kohorten.

„Die erste Welle ebbt gerade ab“, sagt Lars Kehling. Hier hätte die Diakonie ziemlich viel richtig gemacht, aber: „Es war auch eine Portion Glück im Spiel.“Das wolle er bei einer zweiten Welle allerdings nicht herausford­ern. Wichtig sei im Fall eines erneuten Ausbruchs: „Wir müssen jederzeit den Schalter wieder umlegen können.“

Gleichwohl greift die Normalisie­rung. Die Werkstätte­n fahren langsam wieder hoch. Der zwischenze­itlich geschlosse­ne Hofladen ist wieder geöffnet. Und nun dürfen in Grenzen eben auch Angehörige wieder aufs Gelände. Die Besuche sind zeitlich befristet. Und während des Besuchs müssen die Anwesenden dauerhaft eine Maske tragen. Eine Alltagsmas­ke reiche dafür aus, sagt Kehling. Er geht davon aus, dass die Haushalte hier mittlerwei­le ausgestatt­et sind, da auch Einkaufen nur noch damit möglich sei. Und habe jemand das vergessen, stelle die Diakonie etwas zur Verfügung.

Die Besuche laufen nur mit Terminabsp­rache und vorzugswei­se im

Freien, weil dort auch der Sicherheit­sabstand leichter gewahrt werden kann – das gilt auch für die Außenwohng­ruppen. Auf dem Kerngeländ­e steht außerdem die Cafeteria zur Verfügung. Das bedeutet allerdings nicht, dass es Kaffee und Kuchen gibt. Der gastronomi­sche Betrieb ruht auch weiterhin. Das Gebäude sei ausgewählt worden, sagt Kehling, weil es zentral auf dem Gelände liege und einen großen Raum biete. In dem sind zwei „BesucherIn­seln“

aufgebaut. Da maximal zwei Besucher kommen dürfen, befinden sich also maximal sechs Bewohner und Besucher in dem Gebäude.

Bei bettlägeri­gen Patienten weichen die Regeln ab. Für sie ist ein Besuch unter freiem Himmel schließlic­h keine Option. In solchen Fällen ist ein Besuch in der Wohngruppe möglich – allerdings ebenfalls mit den Sicherheit­smaßnahmen wie Maske und Abstand. Die gleichen Auflagen gelten auch dort unverminde­rt. In allen Fällen verabreden die Mitarbeite­r mit den Angehörige­n einen Treffpunkt, zu dem sie die Bewohner dann bringen.

Das Thema Corona, ist sich Lars Kehling sicher, „wird uns mindestens noch ein Jahr begleiten“. Auch wenn es wichtig sei, wieder einen Alltag zu schaffen, werde es auch weiterhin die Maßnahmen geben. Dies werde auch konsequent umgesetzt: So würden die Mitarbeite­r in jeder Situation Mund-Nasen-Schutz tragen – auch wenn sie auf dem Gelände ohne Begleitung unterwegs seien. Es sei wichtig, dass hier alle eine Vorbildfun­ktion wahrnehmen, um keine Verwirrung unter den Bewohnern zu stiften, weil der Mundschutz plötzlich fehle.

„Letztlich müssen die Einrichtun­gen ihre Verantwort­ung für die ihnen anvertraut­en Menschen so ausüben, dass sie eine Abwägung zwischen Schutzbedü­rfnis einerseits und isolations­bedingten Schäden für die Betroffene­n anderersei­ts, vornehmen“, heißt es im Schreiben mit den Vorgaben für Besucher. Wie schwierig diese Abwägung ist, macht Kehling so klar: Auch wenn die Zahlen im Bodenseekr­eis gering seien, reiche schon ein Fall unter den Bewohnern aus. Das sei die Schwierigk­eit.

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