Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Diakonie Pfingstweid öffnet sich wieder – teilweise
Mit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske können Familienmitglieder ihre Angehörigen jetzt wieder besuchen
TETTNANG - Familien dürfen ihre Angehörigen in der Diakonie Pfingstweid wieder besuchen. Mit Auflagen zwar, aber damit endet die grundsätzliche Sperre, die seit Ende März wegen der Corona-Pandemie gegolten hatte. Sicherheitsmaßnahmen aber braucht es immer noch. „Wir müssen weiter achtsam sein“, sagt Pfingstweid-Vorstand Lars Kehling. Doch es sei zwingend notwendig, dass Angehörige sich wieder sehen könnten. Auch werde es in gewissem Umfang wieder Gottesdienste und Freizeitangebote geben.
Die Lockerungen sind möglich durch eine aktualisierte Fassung der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg. Sie sind aber auch eine Reaktion der Diakonie auf Anfragen von Angehörigen und Bewohnern. Lars Kehling bezeichnet das als Herausforderung: Natürlich gebe es eine derzeit recht überschaubare Pandemielage im Bodenseekreis. Auf der anderen Seite könne das durchaus trügerisch sein.
Doch mittlerweile seien die Vorsichtsmaßnahmen bekannt und eingeübt. Es gelte „AHA“, sagt Kehling: „Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“. Und: Auf dem Gelände der Diakonie achtet die Einrichtung darauf, dass es weiterhin keine Mischung zwischen verschiedenen Gruppen gibt. Auch die Verwaltung verbleibt in den gebildeten Kohorten.
„Die erste Welle ebbt gerade ab“, sagt Lars Kehling. Hier hätte die Diakonie ziemlich viel richtig gemacht, aber: „Es war auch eine Portion Glück im Spiel.“Das wolle er bei einer zweiten Welle allerdings nicht herausfordern. Wichtig sei im Fall eines erneuten Ausbruchs: „Wir müssen jederzeit den Schalter wieder umlegen können.“
Gleichwohl greift die Normalisierung. Die Werkstätten fahren langsam wieder hoch. Der zwischenzeitlich geschlossene Hofladen ist wieder geöffnet. Und nun dürfen in Grenzen eben auch Angehörige wieder aufs Gelände. Die Besuche sind zeitlich befristet. Und während des Besuchs müssen die Anwesenden dauerhaft eine Maske tragen. Eine Alltagsmaske reiche dafür aus, sagt Kehling. Er geht davon aus, dass die Haushalte hier mittlerweile ausgestattet sind, da auch Einkaufen nur noch damit möglich sei. Und habe jemand das vergessen, stelle die Diakonie etwas zur Verfügung.
Die Besuche laufen nur mit Terminabsprache und vorzugsweise im
Freien, weil dort auch der Sicherheitsabstand leichter gewahrt werden kann – das gilt auch für die Außenwohngruppen. Auf dem Kerngelände steht außerdem die Cafeteria zur Verfügung. Das bedeutet allerdings nicht, dass es Kaffee und Kuchen gibt. Der gastronomische Betrieb ruht auch weiterhin. Das Gebäude sei ausgewählt worden, sagt Kehling, weil es zentral auf dem Gelände liege und einen großen Raum biete. In dem sind zwei „BesucherInseln“
aufgebaut. Da maximal zwei Besucher kommen dürfen, befinden sich also maximal sechs Bewohner und Besucher in dem Gebäude.
Bei bettlägerigen Patienten weichen die Regeln ab. Für sie ist ein Besuch unter freiem Himmel schließlich keine Option. In solchen Fällen ist ein Besuch in der Wohngruppe möglich – allerdings ebenfalls mit den Sicherheitsmaßnahmen wie Maske und Abstand. Die gleichen Auflagen gelten auch dort unvermindert. In allen Fällen verabreden die Mitarbeiter mit den Angehörigen einen Treffpunkt, zu dem sie die Bewohner dann bringen.
Das Thema Corona, ist sich Lars Kehling sicher, „wird uns mindestens noch ein Jahr begleiten“. Auch wenn es wichtig sei, wieder einen Alltag zu schaffen, werde es auch weiterhin die Maßnahmen geben. Dies werde auch konsequent umgesetzt: So würden die Mitarbeiter in jeder Situation Mund-Nasen-Schutz tragen – auch wenn sie auf dem Gelände ohne Begleitung unterwegs seien. Es sei wichtig, dass hier alle eine Vorbildfunktion wahrnehmen, um keine Verwirrung unter den Bewohnern zu stiften, weil der Mundschutz plötzlich fehle.
„Letztlich müssen die Einrichtungen ihre Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen so ausüben, dass sie eine Abwägung zwischen Schutzbedürfnis einerseits und isolationsbedingten Schäden für die Betroffenen andererseits, vornehmen“, heißt es im Schreiben mit den Vorgaben für Besucher. Wie schwierig diese Abwägung ist, macht Kehling so klar: Auch wenn die Zahlen im Bodenseekreis gering seien, reiche schon ein Fall unter den Bewohnern aus. Das sei die Schwierigkeit.