Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Komponist Enjott Schneider wird 70
MÜNCHEN (epd) - Er gilt als einer der meistgespielten Komponisten Deutschlands für zeitgenössische Musik: Enjott (eigentlich Norbert Jürgen) Schneider. Bekannt wurde er vor allem durch seine Filmmusik („Herbstmilch“, „Schlafes Bruder“, „Marienhof “, „Stauffenberg“). Am Montag wird er 70 Jahre alt.
Schneider wurde 1950 in Weil am Rhein geboren. Er studierte Musiktheorie, Schulmusik, Orgel und Trompete an der Musikhochschule Freiburg und an der dortigen Universität Musikwissenschaft, Germanistik und Linguistik. 1977 promovierte er und bekleidete von 1979 bis 2012 eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater München, zunächst für Musiktheorie, später für Filmmusik.
Musik versteht Schneider als „die Sprache des Universums und der Freiheit, gegen Kommerz und Kapitalismus gerichtet“.
Aus seiner Feder stammen neun
Opern, Werke der Orchesterund Kammermusik, geistliche
Musik, darunter große Oratorien, Orgelkonzerte und 16 Orgelsinfonien sowie über 500 Filmmusiken. Künstlerischer Meilenstein war die Oper „Marco Polo“, die seit 2018 viermal in China und Italien inszeniert wurde. Auch die Regensburger Domspatzen singen seine Werke wie etwa den „Sonnengesang“des heiligen Franz von Assisi, den er für den weltberühmten Chor geschrieben hat.
Schneider hat zahlreiche Ämter inne: Seit 2013 ist er Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA).
Nach den Corona-Einschränkungen verspürt er ein „riesengroßes Bedürfnis“nach Livemusik in Echtzeit. Die Onlineübertragungen mit ihren sekundenlangen Verzögerungen seien überhaupt kein Ersatz, sondern „Einbahnstraßen der Kommunikation“.