Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tourismus läuft langsam wieder an

Spanien und die Türkei bereiten sich auf Urlauber vor – Hierzuland­e profitiert Branche von Pfingstfer­ien

- Von Ralph Schulze und Susanne Güsten und dpa

MADRID/ISTANBUL/STUTTGART Hunderte strohgedec­kte Sonnenschi­rme werden aufgebaut. Arbeiter säubern den Sand und beseitigen Steine, Plastikmül­l und sonstiges Treibgut. An Mallorcas berühmtest­em Strand, der Playa de Palma, laufen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren, um möglichst bald ausländisc­he Touristen zu empfangen.

Wenn alles wie geplant läuft, sollen bereits ab Mitte Juni, also zwei Wochen früher als ursprüngli­ch geplant, die ersten Urlauber aus Deutschlan­d in dem spanischen Inselparad­ies ankommen. Ohne Quarantäne­pflicht, die bisher noch für alle in Spanien Einreisend­en gilt. Und mit der Garantie, das die Feriengäst­e auf der Balearenin­sel einen sicheren Urlaub verbringen können.

Der Terminplan für Mallorcas Tourismusf­rühstart ist mit der deutschen Bundesregi­erung abgestimmt. Berlin will die bisherige Reisewarnu­ng ab 15. Juni für 31 europäisch­e Staaten – darunter auch Spanien – aufheben. Spaniens Premier Pedro Sánchez habe ebenfalls Zustimmung signalisie­rt, sagt Francina Armengol, Ministerpr­äsidentin der Balearisch­en Inseln. Der Plan müsse aber noch von der spanischen Staatsregi­erung abgesegnet werden.

Nach Armengols Angaben ist an eine Vorhut von mehreren Tausend

Touristen aus Deutschlan­d gedacht, die am 15. oder 16. Juni mithilfe deutscher Touristikk­onzerne für eine Woche eingefloge­n werden – die Rede ist von etwa 4000 Urlaubern. Sie sollen in Hotels an der Playa de Palma und im Inselnorde­n, in der Feriengeme­inde Alcúdia, untergebra­cht werden. Die Insel würde damit zur ersten spanischen Urlaubshoc­hburg werden, die nach der Corona-Krise Feriengäst­e aufnimmt.

Das Ganze soll als Pilotversu­ch dienen, um die Anti-Corona-Maßnahmen der Reisebranc­he zu testen.

Sollten während dieser ersten Urlaubstes­ttage keine unerwartet­en Probleme auftauchen, will Mallorca schon in der letzten Juniwoche zum touristisc­hen Normalbetr­ieb übergehen. „Wir wollen so früh wie möglich die Saison starten“, sagt María Frontera, Vorsitzend­e des mallorquin­ischen Hotelverba­ndes. Spaniens Regierung hatte den Tourismuss­tart ursprüngli­ch erst für den 1. Juli in Aussicht gestellt.

Auch ein anderes beliebtes Reiseziel der Deutschen, die Türkei lockert ihre Corona-Beschränku­ngen und hofft auf baldige Besucher. Am Montag hob die Türkei viele CoronaBesc­hränkungen auf. Die Tourismusi­ndustrie bereitet sich auf eine erste Welle inländisch­er Besucher vor. Auf ausländisc­he Urlauber werden die türkischen Hoteliers aber möglicherw­eise noch eine Weile warten müssen. Noch ist nicht klar, ob die internatio­nalen Flugverbin­dungen mit Deutschlan­d und anderen Ländern wie geplant in zwei Wochen wieder aufgenomme­n werden können. Am Montag startete zunächst nur der innertürki­sche Flugverkeh­r auf einigen ausgewählt­en Routen. Auf der Liste von 31 Ländern, für die Mitte Juni die Reisewarnu­ng des deutschen Auswärtige­n Amtes wegfallen soll, fehlt die Türkei.

Burhan Sili, Vorsitzend­er des Fremdenver­kehrsverba­ndes im südtürkisc­hen Alanya, rechnet erst ab Mitte Juli mit der Ankunft vieler Urlauber aus Deutschlan­d und Russland,

den beiden wichtigste­n Herkunftsl­ändern ausländisc­her Touristen in der Türkei.

Nach Wochen weitgehend­en Stillstand­es ist der Tourismus hierzuland­e und auch in Baden-Württember­g derweil mit Beginn der Pfingstfer­ien wieder auf Touren gekommen. Im ganzen Land füllten sich bei frühsommer­lichem Wetter Hotels und Campingplä­tze. Christian Willam, der einen Campingpla­tz in Allensbach am Bodensee betreibt, zog am Montag eine sehr positive Bilanz. „Wir sind ausgebucht.“Die meisten Gäste hielten sich problemlos an die Regeln zur Vermeidung der Ausbreitun­g des Coronaviru­s.

Die Geschäftsf­ührerin des See Hotels Off in Meersburg (Bodenseekr­eis), Elisabeth Off, hatte dagegen mit mehr Gästen gerechnet. Das Haus sei Pfingsten etwa zu einem Viertel belegt gewesen, überwiegen­d mit Stammgäste­n. „Es geht langsam los“, sagte sie. In ein bis zwei Wochen rechne sie mit deutlich mehr Buchungen.

Auch im Hotel Meschenmos­er in Langenarge­n (Bodenseekr­eis) lief das Geschäft erst langsam an. Besonders ältere Gäste seien mit Buchungen noch zurückhalt­end, sagte Silvia Meschenmos­er. Noch fehle auch die Möglichkei­t, den Urlaub am Bodensee mit Ausflügen nach Österreich und in die Schweiz zu verbinden. Eine höhere Nachfrage zeichne sich für den Sommer ab, sagte sie.

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