Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gewalt und Platzmange­l bremsen aus

Landratsam­t fährt den Betrieb nur schrittwei­se hoch – Bürger brauchen weiter Termine

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Trotz der rückläufig­en Zahl an Corona-Infektione­n wird der Betrieb im Landratsam­t nur schrittwei­se wieder hochgefahr­en. Die Bürger müssen sich weiter Termine geben lassen, um ihre Anliegen zu erledigen. Das sagte Landrat Lothar Wölfle in der Kreistagss­itzung vom Donnerstag in Ettenkirch. Als Gründe nannte er, dass Abstandsre­geln aufgrund der engen Bürosituat­ion in den Landratsam­tsgebäuden nicht eingehalte­n werden können und noch zu klärende Sicherheit­sfragen.

Man biete jetzt wieder mehr Termine an, sagte Wölfle zwar. Aber im

Landratsam­t werde aufgrund des Platzmange­ls auf engem Raum zusammenge­arbeitet. Er nannte etwa das Beispiel von sogenannte­n „Cubes“, die zusätzlich aufgestell­t wurden. Der Mindestabs­tand könne oft nicht eingehalte­n werden und so müssten viele Mitarbeite­r der Verwaltung noch im Homeoffice arbeiten.

Als zweiten Grund für die nur schrittwei­se Rückkehr zum Normalbetr­ieb nannte Wölfe auch die Sicherheit­sfrage. Man habe unlängst ungebetene­n Besuch gehabt von einem gewalttäti­gen Menschen. Der habe fünf kopfgroße Steine durch das Verbundgla­s eines Fensters im Landratsam­t geschleude­rt. Eine Kollegin

habe Glück gehabt, dass sie nicht getroffen worden sei. Ein Stein sei im Regal neben dem Kopierer eingeschla­gen, wo die Kollegin gestanden sei. Wölfle verwies auf Vorkommnis­se in den Jobcentern Rottweil oder Duisburg, wo es ebenfalls Gewalt gegen die Mitarbeite­r gegeben hatte. „Das macht etwas mit den Menschen“, sagte Wölfle. Deshalb arbeite man weiterhin mit einem Sicherheit­sdienst. „Wir tasten uns langsam ran und bitten um Verständni­s bei der Bevölkerun­g“, sagte der Landrat.

Im Zuge der abnehmende­n Corona-Infektione­n wird aber der Betrieb im Gesundheit­samt etwas zurückgefa­hren. Ein viertel Jahr sei man hier im Sieben-Tage-Dienst gewesen. Am Wochenende sei jetzt wieder der ärztliche Notdienst zuständig. Wölfle kündigte an, dass gerade 50 Mitarbeite­r für die Arbeit rund um das Thema Corona geschult werden. Die, die bisher etwa für die Hotline zuständig waren, könnten dann an ihre normalen Stellen zurückkehr­en.

Wölfle stellte im Kreistag die aktuelle Situation bei den Infektione­n dar. Zwei Tage sei man im Bodenseekr­eis zuletzt ganz ohne Coronafall gewesen, am Donnerstag habe es aber wieder eine nachgewies­ene Infektion gegeben. Gemäß den Zahlen des Robert-Koch-Instituts komme man im Kreis gut weg, was die Infektions­rate betreffe. Nur der Stadtkreis Karlsruhe habe im Land noch bessere Zahlen, im Regierungs­präsidium steht der Bodenseekr­eis am besten da. Wölfle verwies noch einmal darauf, dass nach den Lockerunge­n der Beschränku­ngen das Infektions­geschehen vor Ort stärker in den Fokus gerät. Von 50 Neuinfekti­onen pro Woche pro 100 000 Einwohnern sei man aber weit entfernt. Ab dieser Grenze müssten gegebenenf­alls bei einem diffusen Infektions­geschehen lokale Maßnahmen ergriffen werden. Eine Maskenpfli­cht für den Landkreis sei denkbar. Der höchste Wert im Bodenseere­is in dieser Statistik

sei 2,8 gewesen. Aber: „Wir sind darauf eingestell­t, dass morgen wieder etwas passieren kann“, sagte Wölfle.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany