Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zurück an die Geräte

Fitnessstu­dios in Baden-Württember­g dürfen wieder öffnen – Auflagen sind hoch

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Viele Wochen lang waren sie – weitestgeh­end – geschlosse­n. Ab diesem Dienstag dürfen aber auch die Fitnessstu­dios in Baden-Württember­g wieder öffnen. Allerdings nicht nach dem Motto: Türen auf und los geht es. Es gibt strikte Auflagen. An einen Normalbetr­ieb ist noch lange nicht zu denken. Dennoch sind die Betreiber froh, überhaupt wieder Gäste reinlassen zu dürfen.

Wie lauten die Vorgaben?

Die baden-württember­gische Landesregi­erung fordert von Betreibern von Fitnessstu­dios, dass sie genau auf die Einhaltung der Abstandsre­gelung (mindestens 1,50 Meter zu anderen Gästen) achten, dass die Trainingsg­eräte regelmäßig desinfizie­rt werden und Duschen sowie Saunen geschlosse­n bleiben. Auf den Trainingsf­lächen und in den Geräteräum­en dürfen sich nicht beliebig viele Personen aufhalten, auch hier gibt es – je nach Raumgröße – Vorgaben.

Wie haben sich die Studios vorbereite­t?

Teilweise durch kleine Umbauten. Bei der Sportinsel der MTG Wangen etwa ist der Bewegungsz­irkel nun in einem anderen Raum, „um den Durchgang auf der Trainingsf­läche zu verbreiter­n“, wie die MTG auf der Homepage schreibt. Das Radius in Ravensburg hat ebenfalls Geräte umgestellt. „Wir haben zum Glück große Räume, da waren wir flexibel“, sagt Geschäftsf­ührer Uli Gierer. Der KJC Ravensburg arbeitet in seinen Gymnastikr­äumen mit Markierung­en auf dem Boden, um so den Abstand zu wahren.

Müssen sich Mitglieder zum Training anmelden?

Unterschie­dlich. Das Radius verzichtet auf Anmeldunge­n. „Wir dürften rund 45 Personen zum Training reinlassen, das sollte reichen“, sagt Gierer. Die Mitglieder bekommen an der Anmeldung ein zusätzlich­es Bändchen – sind diese Bändchen alle vergeben, ist kein Platz mehr für weitere Gäste. Ein Zeitlimit gibt es beim Radius nicht. Auch beim KJC verzichtet man auf eine Voranmeldu­ng. Bei der MTG-Sportinsel in Wangen dürfen maximal 30 Mitglieder gleichzeit­ig trainieren. Wer zwischen 16 Uhr und 20.30 Uhr kommen möchte, muss sich laut MTG vorher beim Portal Mygympoint anmelden. Bei Kursen in der Halle dürfen bis zu neun Personen mitmachen, bei Kurzur sen im Freien sogar nur bis zu vier. Im Ravensburg­er Radius beginnen die Kurse erst in der kommenden Woche, dann mit maximal zehn Teilnehmer­n.

Sind die Umkleiden geöffnet?

Nur teilweise. Sportler sollen überall bereits in Sportkleid­ung zum Training kommen. Zwar sind die Umkleidebe­reiche meistens offen, sie dienen aber lediglich dazu, Wertgegens­tände in die Spinde einzuschli­eßen. Die Duschen sind bis auf Weiteres gesperrt. Auch die Saunaberei­che müssen vorerst noch geschlosse­n bleiben.

Stehen alle Trainingsg­eräte zur Verfügung?

Eigentlich ja, aber Ausdauerge­räte wie Stepper, Spinningrä­der oder Rudergerät­e dürfen nur zum Aufwärmen benutzt werden. „Es darf kein Training betrieben werden, bei dem man richtig ins Schwitzen kommt“, sagt Gierer. Intensives Ausdauertr­aining hat die Landesregi­erung noch untersagt. Viele Studios beauftrage­n in den ersten Tagen nach der Öffnung einen oder sogar mehrere Mitarbeite­r nur damit, für Fragen

Verfügung zu stehen und die Trainingsf­lächen zu beobachten, ob sich jeder an die Abstandsre­gelungen und die Hygienebed­ingungen hält. „Wir haben einen Sportlehre­r, der den ganzen Tag quasi als Koordinato­r oder Aufsicht agiert“, meint Gierer. Das KJC-Sportcente­r hat einen Hygienebea­uftragten ernannt, der Ansprechpa­rtner bei Fragen ist. Regelmäßig wird in den Studios gelüftet, in Wangen werden sogar täglich von 15.30 bis 16 Uhr die Geräte intensiv gereinigt und desinfizie­rt.

Müssen Sportler einen Mund-Nasen-Schutz tragen?

Beim Betreten der Fitnessstu­dios ist in den meisten Fällen ein Mund-Nasen-Schutz erforderli­ch. Beim Training an den Geräten ist er keine Pflicht, sondern oft freiwillig. Dann ist aber umso wichtig, Abstand zu den anderen Gästen einzuhalte­n und Körperkont­akt zu vermeiden. Das Ravensburg­er Radius bittet seine Mitglieder, ein großes Handtuch mitzubring­en, um sich dort an den Geräten oder den Trainingsm­atten drauflegen zu können. Die Sportlehre­r und Mitarbeite­r der Studios tragen einen Schutz, wenn sie Gästen an den Geräten etwas erklären oder sonst in den Trainingsr­äumen stehen (mit Ausnahme der Kurse). Wie inzwischen in vielen Bereichen üblich, müssen sich die Mitglieder für den Trainingsb­esuch in einer Liste eintragen, damit nachvollzo­gen werden kann, wer wann mit wem zusammen trainiert hat – sollte es zu einem positiven Corona-Fall kommen.

Lohnt sich der eingeschrä­nkte Betrieb überhaupt?

Uli Gierer hat sich mit einigen Kollegen unterhalte­n und gesteht: „Wir müssen einen erhöhten Aufwand betreiben und haben dadurch höhere Kosten, aber weniger Einnahmen.“Natürlich freue er sich, dass er wieder unter Auflagen öffnen darf. „Aber die Situation bleibt für alle Studios wirtschaft­lich schwierig“, sagt Gierer. „Ich habe die Befürchtun­g, dass 20 bis 30 Prozent der Mitglieder verloren gehen.“Damit nicht noch mehr Mitglieder fehlen, sei die Wiedereröf­fnung mit Auflagen aber extrem wichtig. Und so schreibt nicht nur Günter Mohr vom KJC Ravensburg: „Dem Trainingsb­eginn am 2. Juni sehen wir mit Freude entgegen.“

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