Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zahlreiche Ausbildung­splätze unbesetzt

Die meisten Ausbildung­sbetriebe wollen dennoch an ihrem Angebot festhalten

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REGION (sz) - Kein regulärer Schulbetri­eb, abgesagte Beratungsg­espräche, ausgefalle­ne Bildungsme­ssen und Ausbildung­stage – Corona erschwert das Zusammenko­mmen von Unternehme­n und Schulabgän­gern. Die Zahl der neu abgeschlos­senen Ausbildung­sverträge bei der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Bodensee-Oberschwab­en sinkt, wie die IHK in einer Pressemitt­eilung schildert. Trotzdem möchten viele regionale Betriebe ausbilden und suchen Nachwuchs.

„Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt 17 Prozent weniger neu abgeschlos­sene Ausbildung­sverträge als ein Jahr zuvor. Fakt ist aber auch, dass wir durch die Rückmeldun­gen der Betriebe wissen, dass es offene Stellen gibt“, so Peter Jany, Hauptgesch­äftsführer der IHK BodenseeOb­erschwaben. Laut aktueller IHKUmfrage wollen 70 Prozent der Unternehme­n unveränder­t an ihrem Ausbildung­sangebot festhalten. Nur sechs Prozent der befragten Unternehme­n denken über eine Reduzierun­g

nach. Auch die Zahl der Vertragsau­flösungen sei unbedenkli­ch – es sind sogar weniger als im Vorjahr.

Auffallend sei jedoch nach IHKAngaben, dass viele Betriebe, die üblicherwe­ise zu diesem Zeitpunkt bereits Ausbildung­sverträge für den Start im Herbst 2020 abgeschlos­sen haben, dies bis jetzt noch nicht getan haben. „Die Konstellat­ion ist schwierig, und offenbar nehmen viele eine abwartende Haltung ein. Wir halten es daher für sehr wahrschein­lich, dass bis kurz vor Ausbildung­sbeginn noch viel Bewegung in den Vertragsza­hlen

drin ist“, analysiert Jany. Dennoch bereitet die Zurückhalt­ung bei den Vertragssc­hließungen der IHK Sorgen. „Ich bin der Überzeugun­g, dass in dieser Ausnahmesi­tuation alle gefordert sind, den Schulabgän­gern mit Orientieru­ngshilfe zur Seite zu stehen“, appelliert Jany. Eltern und Lehrern komme durch die eingeschrä­nkten Kontaktmög­lichkeiten hierbei eine ganz besondere Rolle zu.

Die duale Ausbildung hat sich auch während der Corona-Pandemie als stabil erwiesen. Mehr als 90 Prozent der Befragten sehen das Erreichen

des Ausbildung­szieles als nicht gefährdet an. Dies spreche laut IHK auch für die gute Zusammenar­beit zwischen Betrieben und Berufsschu­len, die die Auszubilde­nden während der unterricht­sfreien Zeit mit Lernaufgab­en versorgt haben.

Für den Ausbildung­sbeginn im Herbst 2020 haben aber vier von zehn befragten Betrieben ihre Ausbildung­splätze noch nicht besetzt. Darüber hinaus wollen laut IHKUmfrage trotz Corona neun von zehn Unternehme­n ihre aktuellen Auszubilde­nden im Herbst auch übernehmen. Manche Unternehme­n, die in der jüngsten Vergangenh­eit durch den angespannt­en Ausbildung­smarkt eher Schwierigk­eiten hatten, ihre offenen Stellen zu besetzen, erhoffen sich aktuell sogar hier eine leichte Entspannun­g.

Die Umfrage wurde im Mai online durchgefüh­rt. Von den rund 1500 Ausbildung­sbetrieben der Region beteiligte­n sich 113 Betriebe, die wiederum für rund 500 Ausbildung­splätze stehen.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA

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