Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ohne Musik läuft bei ihnen gar nichts
Drei Meckenbeurer Abiturienten machen ihre Leidenschaft zum Abifach
MECKENBEUREN - Musikalische Früherziehung und Blockflötenunterricht – die erste Begegnung mit der Welt der Musik fand für Laura Nunnenmacher, Anna Kühnle und Tim Vögele aus Meckenbeuren auf spielerische Art und Weise statt. Der Spaß und die Freude am Töneerzeugen entwickelten sich schnell zur echten Leidenschaft. Blockflöte und Klangstäbe wurden bald zur Seite gepackt und andere Instrumente bestimmten fortan ihr musikalisches Leben.
Während Anna Kühnle und Laura Nunnenmacher sich für das Saxophon entschieden, tauchte Tim Vögele in die Welt des Schlagzeugspiels ein. Nun haben die drei jungen Leute ihr Abitur am Montfort-Gymnasium Tettnang gemacht und dabei, quasi als logische Konsequenz ihrer jahrelangen Leidenschaft, Musik als Prüfungsfach belegt. Wer nun dem alten Vorurteil folgt, Musik im Abi sei ein Spaziergang, dem sei ein Blick auf die Seiten des Kultusministeriums Baden-Württemberg empfohlen. Denn die dort aufgeführten Prüfungsanforderungen an das Fach Musik haben es in sich. Weitaus interessanter und angenehmer ist allerdings ein direkter Informationsaustausch mit den drei Abiturienten.
Die Verabredung zum Pressegespräch findet in der Musikschule Meckenbeuren statt. Und das nicht ohne Grund. Denn hier wurde der Grundstein für die musikalische Ausbildung der drei jungen Erwachsenen gelegt. Hierher kamen die drei, jahrelang, Woche für Woche, zum Unterricht. Ohne die intensive, kontinuierliche Betreuung durch die dortigen Fachlehrer wäre ein Abitur in Musik nicht möglich gewesen. Daher sind die drei ihren Lehrern auch sehr dankbar für die tolle Unterstützung, wie sie unisono erklären.
Seit über elf Jahren wird Schlagzeuger Tim Vögele von Claus Furchtner unterrichtet. Dementsprechend herrscht ein lockerer, herzlicher Umgangston zwischen den beiden. Zahlreiche Auftritte und „Jugend musiziert“-Wettbewerbe haben die beiden gemeinsam erfolgreich bestritten.
Auch Anna Kühnle und Laura Nunnenmacher waren musikalisch erfolgreich unterwegs. Seit neun Jahren werden sie von Claudia Otto (Kühnle) und Richard Nickl (Nunnenmacher) am Saxophon unterrichtet.
Vierter Wegbegleiter und Förderer hin zum Abitur ist ihr Musiklehrer am Montfort-Gymnasium, Joachim Trost. „Er ist ein richtig guter Lehrer. Von allen Lehrern haben wir von ihm die beste Abivorbereitung bekommen,“erklärt Laura Nunnenmacher. Auch Claus Furchtner und Claudia Otto schätzen die Kooperation mit dem Musiklehrer. „Herr Trost macht das ganz toll. Er sucht auch das persönliche Gespräch mit uns Lehrern,“berichtet Claudia Otto.
Das Abitur in Musik gliedert sich in zwei Teile: eine Klausur und eine fachpraktische Prüfung, die wiederum dreigeteilt ist. Für die Klausur werden drei Schwerpunktthemen festgelegt. In diesem Jahr waren dies Béla Bartóks „Konzert für Orchester“, Johannes Brahms Klavierquintett und Passionsvertonungen im Barock am Beispiel der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Zudem mussten Transferleistungen erbracht werden. Das bedeutet, dass das im Unterricht Erlernte auf unbekannte Stücke angewendet werden muss.
Die fachpraktische Abiturprüfung beginnt zunächst mit einem theoretischen Teil mit Aufgaben in Gehörbildung. Das beinhaltet Rhythmusdiktat, Melodiediktat, Akkorde und Intervalle erkennen sowie Fragen zu einem Werkausschnitt beantworten. Danach schließt sich das Vorspielen auf dem Instrument an. Zuerst ein selbst gewähltes Stück, anschließend ein Pflichtstück, dessen Noten die Schüler acht Wochen zuvor erhalten haben. „Das Niveau der Stücke ist schon sehr hoch,“erklärt Claudia Otto, deren Kollege Richard Nickl das Niveau schon mit dem der Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule vergleicht.
Im Anschluss an das Vorspiel vor der dreiköpfigen Prüfungskommission folgt das Interpretationsgespräch über das Pflichtstück. „Spielen tun wir alle schon recht lange. Das war nicht das größte Problem. Das haben wir alle hinbekommen. Aber vor dem Gespräch waren wir alle nervös. Da sind wir ungeübter,“berichtet Anna Kühnle. Eine Nervosität, die sich letztlich als unbegründet herausstellen sollte. Denn alle haben sehr gute Noten erhalten: Tim Vögele und Anna Kühnle 14 Punkte und Laura Nunnenmacher 13 Punkte. Am Montag werden sie noch ihre Klausurnoten erfahren. Während die beiden Saxophonistinnen im Herbst ein Studium aufnehmen, möchte Tim Vögele zunächst ein Jahr lang jobben. Danach möchte er ein Musikstudium beginnen. Die Musik wird für alle drei, die alle in örtlichen Musikvereinen spielen, auch weiterhin ein wichtiger Teil ihres Lebens bleiben.