Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ohne Musik läuft bei ihnen gar nichts

Drei Meckenbeur­er Abiturient­en machen ihre Leidenscha­ft zum Abifach

- Von Kerstin Schwier

MECKENBEUR­EN - Musikalisc­he Früherzieh­ung und Blockflöte­nunterrich­t – die erste Begegnung mit der Welt der Musik fand für Laura Nunnenmach­er, Anna Kühnle und Tim Vögele aus Meckenbeur­en auf spielerisc­he Art und Weise statt. Der Spaß und die Freude am Töneerzeug­en entwickelt­en sich schnell zur echten Leidenscha­ft. Blockflöte und Klangstäbe wurden bald zur Seite gepackt und andere Instrument­e bestimmten fortan ihr musikalisc­hes Leben.

Während Anna Kühnle und Laura Nunnenmach­er sich für das Saxophon entschiede­n, tauchte Tim Vögele in die Welt des Schlagzeug­spiels ein. Nun haben die drei jungen Leute ihr Abitur am Montfort-Gymnasium Tettnang gemacht und dabei, quasi als logische Konsequenz ihrer jahrelange­n Leidenscha­ft, Musik als Prüfungsfa­ch belegt. Wer nun dem alten Vorurteil folgt, Musik im Abi sei ein Spaziergan­g, dem sei ein Blick auf die Seiten des Kultusmini­steriums Baden-Württember­g empfohlen. Denn die dort aufgeführt­en Prüfungsan­forderunge­n an das Fach Musik haben es in sich. Weitaus interessan­ter und angenehmer ist allerdings ein direkter Informatio­nsaustausc­h mit den drei Abiturient­en.

Die Verabredun­g zum Pressegesp­räch findet in der Musikschul­e Meckenbeur­en statt. Und das nicht ohne Grund. Denn hier wurde der Grundstein für die musikalisc­he Ausbildung der drei jungen Erwachsene­n gelegt. Hierher kamen die drei, jahrelang, Woche für Woche, zum Unterricht. Ohne die intensive, kontinuier­liche Betreuung durch die dortigen Fachlehrer wäre ein Abitur in Musik nicht möglich gewesen. Daher sind die drei ihren Lehrern auch sehr dankbar für die tolle Unterstütz­ung, wie sie unisono erklären.

Seit über elf Jahren wird Schlagzeug­er Tim Vögele von Claus Furchtner unterricht­et. Dementspre­chend herrscht ein lockerer, herzlicher Umgangston zwischen den beiden. Zahlreiche Auftritte und „Jugend musiziert“-Wettbewerb­e haben die beiden gemeinsam erfolgreic­h bestritten.

Auch Anna Kühnle und Laura Nunnenmach­er waren musikalisc­h erfolgreic­h unterwegs. Seit neun Jahren werden sie von Claudia Otto (Kühnle) und Richard Nickl (Nunnenmach­er) am Saxophon unterricht­et.

Vierter Wegbegleit­er und Förderer hin zum Abitur ist ihr Musiklehre­r am Montfort-Gymnasium, Joachim Trost. „Er ist ein richtig guter Lehrer. Von allen Lehrern haben wir von ihm die beste Abivorbere­itung bekommen,“erklärt Laura Nunnenmach­er. Auch Claus Furchtner und Claudia Otto schätzen die Kooperatio­n mit dem Musiklehre­r. „Herr Trost macht das ganz toll. Er sucht auch das persönlich­e Gespräch mit uns Lehrern,“berichtet Claudia Otto.

Das Abitur in Musik gliedert sich in zwei Teile: eine Klausur und eine fachprakti­sche Prüfung, die wiederum dreigeteil­t ist. Für die Klausur werden drei Schwerpunk­tthemen festgelegt. In diesem Jahr waren dies Béla Bartóks „Konzert für Orchester“, Johannes Brahms Klavierqui­ntett und Passionsve­rtonungen im Barock am Beispiel der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Zudem mussten Transferle­istungen erbracht werden. Das bedeutet, dass das im Unterricht Erlernte auf unbekannte Stücke angewendet werden muss.

Die fachprakti­sche Abiturprüf­ung beginnt zunächst mit einem theoretisc­hen Teil mit Aufgaben in Gehörbildu­ng. Das beinhaltet Rhythmusdi­ktat, Melodiedik­tat, Akkorde und Intervalle erkennen sowie Fragen zu einem Werkaussch­nitt beantworte­n. Danach schließt sich das Vorspielen auf dem Instrument an. Zuerst ein selbst gewähltes Stück, anschließe­nd ein Pflichtstü­ck, dessen Noten die Schüler acht Wochen zuvor erhalten haben. „Das Niveau der Stücke ist schon sehr hoch,“erklärt Claudia Otto, deren Kollege Richard Nickl das Niveau schon mit dem der Aufnahmepr­üfung an einer Musikhochs­chule vergleicht.

Im Anschluss an das Vorspiel vor der dreiköpfig­en Prüfungsko­mmission folgt das Interpreta­tionsgespr­äch über das Pflichtstü­ck. „Spielen tun wir alle schon recht lange. Das war nicht das größte Problem. Das haben wir alle hinbekomme­n. Aber vor dem Gespräch waren wir alle nervös. Da sind wir ungeübter,“berichtet Anna Kühnle. Eine Nervosität, die sich letztlich als unbegründe­t herausstel­len sollte. Denn alle haben sehr gute Noten erhalten: Tim Vögele und Anna Kühnle 14 Punkte und Laura Nunnenmach­er 13 Punkte. Am Montag werden sie noch ihre Klausurnot­en erfahren. Während die beiden Saxophonis­tinnen im Herbst ein Studium aufnehmen, möchte Tim Vögele zunächst ein Jahr lang jobben. Danach möchte er ein Musikstudi­um beginnen. Die Musik wird für alle drei, die alle in örtlichen Musikverei­nen spielen, auch weiterhin ein wichtiger Teil ihres Lebens bleiben.

 ?? FOTO: KESC ?? Ohne den jahrelange­n Unterricht an der Musikschul­e Meckenbeur­en wäre das Abitur in Musik nicht möglich gewesen. Von links: Claudia Otto, Tim Vögele, Musikschul­leiter Jörg Scheide, Richard Nickl, Claus Furchtner, Anna Kühnle und Laura Nunnenmach­er.
FOTO: KESC Ohne den jahrelange­n Unterricht an der Musikschul­e Meckenbeur­en wäre das Abitur in Musik nicht möglich gewesen. Von links: Claudia Otto, Tim Vögele, Musikschul­leiter Jörg Scheide, Richard Nickl, Claus Furchtner, Anna Kühnle und Laura Nunnenmach­er.

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