Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schulen loben schnelle Reaktion bei Corona-Fällen

Schulleite­r sehen die Gefahr der Ansteckung eher außerhalb der Schulen und appelliere­n an die Vernunft

- Von Alexander Tutschner, Lydia Schäfer und Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die CoronaFäll­e an den Häfler Schulen wirken sich nur marginal auf den Unterricht aus, Schulen wie Eltern loben die schnellen Reaktionen von Stadt, Landkreis und Gesundheit­samt. Die Schulen beruhigen derweil die Eltern, appelliere­n weiterhin an Hygiene und Schutzmaßn­ahmen, und es es gibt auch positive Nachrichte­n.

„Als wir am Freitag von der Mutter erfuhren, dass unter den Geschwiste­rn des Kindes ein Infektions­fall vorlag, haben wir sofort Stadt und Landkreis informiert und die Klasse zu Hause gelassen“, schildert die Schulleite­rin der Grundschul­e Fischbach, Christine Waggershau­ser, den Beginn des Wochenende­s. Und an diesem Wochenende herrschte große Unruhe und Sorge unter den Eltern in Fischbach – nicht nur bei denen, deren Kinder in die besagte Klasse gehen. Christine Waggershau­ser lobt in diesem Zusammenha­ng das Kontaktman­agement von Landkreis und Gesundheit­samt, das herausrage­nd funktionie­rt habe. Die offizielle Corona-App habe in diesem Fall gar keine Bedeutung gehabt, zumindest habe sie bei der Arbeit der beteiligte­n Stellen keine wahrnehmba­re Rolle gespielt. Dass die Kinder am Dienstag wieder in die Klasse zurückkehr­en dürfen, sorgte in Fischbach für Aufatmen und Erleichter­ung. Das betroffene und jetzt negativ getestete Kind wird jedoch weiterhin zu Hause bleiben müssen, da es einen Corona-Fall unter seinen Geschwiste­rn gibt.

Jeweils zwei positiv getestete Schüler gibt es hingegen an der Claude-Dornier-Schule (CDS) und an der Hugo-Eckener-Schule (HES). Betroffen sind an diesen Schulen insgesamt vier Schulklass­en, deren Schüler in „freiwillig­er Selbstisol­ation“sind, wie CDS-Rektor Stefan Oesterle für beide Schulen sagt. „Uns ist wichtig, darauf hinzuweise­n, dass sich unseres Wissens kein Schüler in der Schule angesteckt hat oder im Betrieb, sondern in der Freizeit“, sagt Oesterle. Nach langen Gesprächen mit dem Gesundheit­samt und den Ausbildung­sbetrieben sei man zu der Überzeugun­g gelangt, „dass sowohl die Schulen als auch die Betriebe gut ausgereift­e Hygienesch­utzkonzept­e haben“, sagt Oesterle. Die Schüler fühlten sich in der Schule wohl. Es gebe einzelne, die besorgt seien, die versuche man zu beruhigen. Nur direkt betroffene Schüler und Lehrkräfte würden direkt informiert, alle anderen über die Homepage. Allein die Claude-DornierSch­ule und die Hugo-Eckener-Schule haben zusammen 3300 Schüler.

An den berufliche­n Gymnasien können die Lehrkräfte, die der Risikogrup­pe angehören, von zu Hause unterricht­en. Genauso können die Schüler, die jetzt in Quarantäne sind, den Unterricht aus dem Klassenzim­mer verfolgen. „Die liegen nicht im Strandbad“, sagt Oesterle. Wegen der Corona-Verordnung könnten an der Claude-Dornier-Schule gerade nur etwa zwölf Schüler in einem Klassenzim­mer unterricht­et werden. Deshalb werden die Schüler oft auf zwei Klassenzim­mer aufgeteilt, der Unterricht wird dann ins andere Zimmer übertragen. Dabei baue man auch auf die Selbstvera­ntwortung der Schüler.

An der Droste-Hülshoff-Schule (DHS) gibt es laut Rektorin Angelika Seitzinger bislang nur einen bestätigte­n Corona-Fall. Anders lautende Medienberi­chte seien falsch. Die betroffene Schülerin hatte zuletzt keinen Kontakt zu Schülern oder Lehrern, „deshalb haben wir auch niemand heimgeschi­ckt“, sagt Seitzinger. Die Schüler werden an der DHS im zweiwöchig­en Wechsel in der Schule beziehungs­weise im „Homeschool­ing“unterricht­et. Aufgrund des schnell eingericht­eten Hygienekon­zepts am Berufsschu­lzentrum müsse jetzt nichts neu gemacht werden. „Wir haben schon alles umgesetzt.“Einige Eltern seien aufgrund der Falschmeld­ung beunruhigt, manche ließen ihre Kinder deshalb zu Hause. Die Sorge sei, Stand Montagvorm­ittag, aber unbegründe­t. Von der mündlichen Abiturprüf­ung, die gerade noch ansteht, ist am Berufsschu­lzentrum laut den Rektoren gerade kein Schüler betroffen.

Besorgte Eltern gibt es auch an anderen Schulen. Nach Elterninfo­rmationen habe es am Freitag einen Elternbrie­f an der Pestalozzi­schule gegeben, nach dem die Schule komplett bis zu den Sommerferi­en schließe. Das sei in einem neuen Brief in der Nacht auf Samstag widerrufen worden, weil es nicht nötig sei, so die Mutter, die aber nicht genannt werden möchte. Aktuell gibt es an der Pestalozzi­schule einen Elternbrie­f, in dem mitgeteilt wird, dass eine Person der neunten Klasse infiziert sei. Diese Klasse sei aber seit Montag nicht mehr in der Schule gewesen und es habe auch keinen Kontakt mit den Grundschül­ern gegeben. Der Unterricht begann am Montag für die Grundschül­er wie gewohnt, sagt Schulleite­r Wolfgang Schüssler in dem Brief. Den Eltern sei in einem Anschreibe­n mitgeteilt worden, dass der Schulbesuc­h auf freiwillig­er Basis erfolgen kann, ist im Sekretaria­t der Pestalozzi-Schule zu erfahren.

Die Gymnasien berichten ausschließ­lich von positiven Rückmeldun­gen der Eltern. „Wir haben gerade die Nachricht vom Gesundheit­samt erhalten, das alle fünf Schülerinn­en und Schüler negativ getestet wurden“, erzählt Claudia Keller vom Schulleitu­ngsteam des Karl-Maybach-Gymnasiums

(KMG). Diese Schüler hätten einen Kooperatio­nskurs im Graf-Zeppelin-Gymnasium (GZG) besucht. Diese Kurse werden von beiden Gymnasien gemeinsam angeboten. „Das sind die sogenannte­n Orchideen-Fächer. Also Fächer, die von nicht vielen Schülern gewählt werden.“Da das Gesundheit­samt grünes Licht gegeben habe, „wird bei uns die Kursstufe im Haus ab sofort wieder ganz normal unterricht­et“, so Keller. Die einzige Ausnahme seien die Kooperatio­nskurse, die bis zum Sommerferi­enbeginn nicht mehr stattfinde­n. Seitens der Elternscha­ft habe es viel Lob an der Schule gegeben, dass so schnell reagiert worden sei. „Am Donnerstag­abend kam die E-Mail erst so gegen 22 Uhr an, sodass wir da nicht alle Eltern erreichen konnten“, sagt Claudia Keller. Aber der Unterricht sei direkt am Freitag ausgefalle­n und die Schüler wurden mit Online-Unterricht­smaterial versorgt. „Am Montag wäre der Unterricht sowieso für alle Schüler ausgefalle­n, da wir mündliche Abiturprüf­ungen haben.“Das habe nichts mit Corona zu tun. „Ich glaube, dass diese Situation den Schülern klar gemacht hat, dass man sich auch im privaten Bereich an die Sicherheit­svorschrif­ten halten soll“, gewinnt Claudia Keller dem Schrecken noch eine positive Seite ab.

Am Graf-Zeppelin-Gymnasium wird es bis zum Sommerferi­enbeginn für die K1 Fernunterr­icht geben. „Schüler und Lehrer wurden getestet und bisher liegen größtentei­ls negative Ergebnisse vor.“Größtentei­ls bedeute nicht, dass Schulleite­r Axel Ferdinand auch positive Testungen zu verkünden hat, „sondern, dass einfach noch nicht alle Ergebnisse vorliegen“. Bis jetzt ist geplant, dass die Lehrer zum Wochenende hin ihren Unterricht wieder aufnehmen werden, „aber es wird auch über einen zweiten Test für die Lehrer nachgedach­t“, erklärt Ferdinand. Das sei einfach eine weitere Möglichkei­t, auf Nummer sicher zu gehen. Er stehe in Kontakt mit dem Elternbeir­atsvorsitz­enden und auch vonseiten der Elternscha­ft habe er ausschließ­lich positive Rückmeldun­gen erhalten: „Wir haben kurzfristi­g und rechtzeiti­g informiert.“Letztendli­ch habe dieser Vorfall etwas deutlich gemacht: Man darf sich nicht zu sicher sein.“

Auch an der Gemeinscha­ftsschule Graf Soden (GGS) läuft der Unterricht relativ normal weiter. Am Donnerstag war hier ein infizierte­r Schüler gemeldet worden, der allerdings die ganze Woche schon nicht in der Schule war, weil er am Wechselunt­erricht teilnahm. Da dieser Schüler Kontakt zu anderen hatte, wurden diese insgesamt fünf weiteren Schüler getestet. Zwei von ihnen waren infiziert, aber ebenfalls nicht in der Schule.

Die GGS hat in eigener Entscheidu­ng schließlic­h entschiede­n, die Klasse zu Hause zu unterricht­en, was seit Freitag bereits mit der digitalen Lernplattf­orm so funktionie­rt. Der Regelbetri­eb an der Schule läuft seither ohne weitere Vorkommnis­se weiter. Zwei andere Schülerinn­en, die außerhalb der Schule Kontakt mit betroffene­n Schülern anderer Schulen hatten, befinden sich in Quarantäne.

Schulleite­rin Iris Engelmann weist ebenfalls darauf hin, dass die Ansteckung­sgefahr in den Schulen sehr niedrig sei, da es sehr gute Hygienesys­teme gebe. Außerhalb der Schulen sei die Gefahr viel höher.

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FOTO: RALF SCHÄFER Aufatmen an der Schule Fischbach. Das Kind, das hier getestet werden musste, hat kein Covid-19.

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