Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schulen loben schnelle Reaktion bei Corona-Fällen
Schulleiter sehen die Gefahr der Ansteckung eher außerhalb der Schulen und appellieren an die Vernunft
FRIEDRICHSHAFEN - Die CoronaFälle an den Häfler Schulen wirken sich nur marginal auf den Unterricht aus, Schulen wie Eltern loben die schnellen Reaktionen von Stadt, Landkreis und Gesundheitsamt. Die Schulen beruhigen derweil die Eltern, appellieren weiterhin an Hygiene und Schutzmaßnahmen, und es es gibt auch positive Nachrichten.
„Als wir am Freitag von der Mutter erfuhren, dass unter den Geschwistern des Kindes ein Infektionsfall vorlag, haben wir sofort Stadt und Landkreis informiert und die Klasse zu Hause gelassen“, schildert die Schulleiterin der Grundschule Fischbach, Christine Waggershauser, den Beginn des Wochenendes. Und an diesem Wochenende herrschte große Unruhe und Sorge unter den Eltern in Fischbach – nicht nur bei denen, deren Kinder in die besagte Klasse gehen. Christine Waggershauser lobt in diesem Zusammenhang das Kontaktmanagement von Landkreis und Gesundheitsamt, das herausragend funktioniert habe. Die offizielle Corona-App habe in diesem Fall gar keine Bedeutung gehabt, zumindest habe sie bei der Arbeit der beteiligten Stellen keine wahrnehmbare Rolle gespielt. Dass die Kinder am Dienstag wieder in die Klasse zurückkehren dürfen, sorgte in Fischbach für Aufatmen und Erleichterung. Das betroffene und jetzt negativ getestete Kind wird jedoch weiterhin zu Hause bleiben müssen, da es einen Corona-Fall unter seinen Geschwistern gibt.
Jeweils zwei positiv getestete Schüler gibt es hingegen an der Claude-Dornier-Schule (CDS) und an der Hugo-Eckener-Schule (HES). Betroffen sind an diesen Schulen insgesamt vier Schulklassen, deren Schüler in „freiwilliger Selbstisolation“sind, wie CDS-Rektor Stefan Oesterle für beide Schulen sagt. „Uns ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich unseres Wissens kein Schüler in der Schule angesteckt hat oder im Betrieb, sondern in der Freizeit“, sagt Oesterle. Nach langen Gesprächen mit dem Gesundheitsamt und den Ausbildungsbetrieben sei man zu der Überzeugung gelangt, „dass sowohl die Schulen als auch die Betriebe gut ausgereifte Hygieneschutzkonzepte haben“, sagt Oesterle. Die Schüler fühlten sich in der Schule wohl. Es gebe einzelne, die besorgt seien, die versuche man zu beruhigen. Nur direkt betroffene Schüler und Lehrkräfte würden direkt informiert, alle anderen über die Homepage. Allein die Claude-DornierSchule und die Hugo-Eckener-Schule haben zusammen 3300 Schüler.
An den beruflichen Gymnasien können die Lehrkräfte, die der Risikogruppe angehören, von zu Hause unterrichten. Genauso können die Schüler, die jetzt in Quarantäne sind, den Unterricht aus dem Klassenzimmer verfolgen. „Die liegen nicht im Strandbad“, sagt Oesterle. Wegen der Corona-Verordnung könnten an der Claude-Dornier-Schule gerade nur etwa zwölf Schüler in einem Klassenzimmer unterrichtet werden. Deshalb werden die Schüler oft auf zwei Klassenzimmer aufgeteilt, der Unterricht wird dann ins andere Zimmer übertragen. Dabei baue man auch auf die Selbstverantwortung der Schüler.
An der Droste-Hülshoff-Schule (DHS) gibt es laut Rektorin Angelika Seitzinger bislang nur einen bestätigten Corona-Fall. Anders lautende Medienberichte seien falsch. Die betroffene Schülerin hatte zuletzt keinen Kontakt zu Schülern oder Lehrern, „deshalb haben wir auch niemand heimgeschickt“, sagt Seitzinger. Die Schüler werden an der DHS im zweiwöchigen Wechsel in der Schule beziehungsweise im „Homeschooling“unterrichtet. Aufgrund des schnell eingerichteten Hygienekonzepts am Berufsschulzentrum müsse jetzt nichts neu gemacht werden. „Wir haben schon alles umgesetzt.“Einige Eltern seien aufgrund der Falschmeldung beunruhigt, manche ließen ihre Kinder deshalb zu Hause. Die Sorge sei, Stand Montagvormittag, aber unbegründet. Von der mündlichen Abiturprüfung, die gerade noch ansteht, ist am Berufsschulzentrum laut den Rektoren gerade kein Schüler betroffen.
Besorgte Eltern gibt es auch an anderen Schulen. Nach Elterninformationen habe es am Freitag einen Elternbrief an der Pestalozzischule gegeben, nach dem die Schule komplett bis zu den Sommerferien schließe. Das sei in einem neuen Brief in der Nacht auf Samstag widerrufen worden, weil es nicht nötig sei, so die Mutter, die aber nicht genannt werden möchte. Aktuell gibt es an der Pestalozzischule einen Elternbrief, in dem mitgeteilt wird, dass eine Person der neunten Klasse infiziert sei. Diese Klasse sei aber seit Montag nicht mehr in der Schule gewesen und es habe auch keinen Kontakt mit den Grundschülern gegeben. Der Unterricht begann am Montag für die Grundschüler wie gewohnt, sagt Schulleiter Wolfgang Schüssler in dem Brief. Den Eltern sei in einem Anschreiben mitgeteilt worden, dass der Schulbesuch auf freiwilliger Basis erfolgen kann, ist im Sekretariat der Pestalozzi-Schule zu erfahren.
Die Gymnasien berichten ausschließlich von positiven Rückmeldungen der Eltern. „Wir haben gerade die Nachricht vom Gesundheitsamt erhalten, das alle fünf Schülerinnen und Schüler negativ getestet wurden“, erzählt Claudia Keller vom Schulleitungsteam des Karl-Maybach-Gymnasiums
(KMG). Diese Schüler hätten einen Kooperationskurs im Graf-Zeppelin-Gymnasium (GZG) besucht. Diese Kurse werden von beiden Gymnasien gemeinsam angeboten. „Das sind die sogenannten Orchideen-Fächer. Also Fächer, die von nicht vielen Schülern gewählt werden.“Da das Gesundheitsamt grünes Licht gegeben habe, „wird bei uns die Kursstufe im Haus ab sofort wieder ganz normal unterrichtet“, so Keller. Die einzige Ausnahme seien die Kooperationskurse, die bis zum Sommerferienbeginn nicht mehr stattfinden. Seitens der Elternschaft habe es viel Lob an der Schule gegeben, dass so schnell reagiert worden sei. „Am Donnerstagabend kam die E-Mail erst so gegen 22 Uhr an, sodass wir da nicht alle Eltern erreichen konnten“, sagt Claudia Keller. Aber der Unterricht sei direkt am Freitag ausgefallen und die Schüler wurden mit Online-Unterrichtsmaterial versorgt. „Am Montag wäre der Unterricht sowieso für alle Schüler ausgefallen, da wir mündliche Abiturprüfungen haben.“Das habe nichts mit Corona zu tun. „Ich glaube, dass diese Situation den Schülern klar gemacht hat, dass man sich auch im privaten Bereich an die Sicherheitsvorschriften halten soll“, gewinnt Claudia Keller dem Schrecken noch eine positive Seite ab.
Am Graf-Zeppelin-Gymnasium wird es bis zum Sommerferienbeginn für die K1 Fernunterricht geben. „Schüler und Lehrer wurden getestet und bisher liegen größtenteils negative Ergebnisse vor.“Größtenteils bedeute nicht, dass Schulleiter Axel Ferdinand auch positive Testungen zu verkünden hat, „sondern, dass einfach noch nicht alle Ergebnisse vorliegen“. Bis jetzt ist geplant, dass die Lehrer zum Wochenende hin ihren Unterricht wieder aufnehmen werden, „aber es wird auch über einen zweiten Test für die Lehrer nachgedacht“, erklärt Ferdinand. Das sei einfach eine weitere Möglichkeit, auf Nummer sicher zu gehen. Er stehe in Kontakt mit dem Elternbeiratsvorsitzenden und auch vonseiten der Elternschaft habe er ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten: „Wir haben kurzfristig und rechtzeitig informiert.“Letztendlich habe dieser Vorfall etwas deutlich gemacht: Man darf sich nicht zu sicher sein.“
Auch an der Gemeinschaftsschule Graf Soden (GGS) läuft der Unterricht relativ normal weiter. Am Donnerstag war hier ein infizierter Schüler gemeldet worden, der allerdings die ganze Woche schon nicht in der Schule war, weil er am Wechselunterricht teilnahm. Da dieser Schüler Kontakt zu anderen hatte, wurden diese insgesamt fünf weiteren Schüler getestet. Zwei von ihnen waren infiziert, aber ebenfalls nicht in der Schule.
Die GGS hat in eigener Entscheidung schließlich entschieden, die Klasse zu Hause zu unterrichten, was seit Freitag bereits mit der digitalen Lernplattform so funktioniert. Der Regelbetrieb an der Schule läuft seither ohne weitere Vorkommnisse weiter. Zwei andere Schülerinnen, die außerhalb der Schule Kontakt mit betroffenen Schülern anderer Schulen hatten, befinden sich in Quarantäne.
Schulleiterin Iris Engelmann weist ebenfalls darauf hin, dass die Ansteckungsgefahr in den Schulen sehr niedrig sei, da es sehr gute Hygienesysteme gebe. Außerhalb der Schulen sei die Gefahr viel höher.