Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kita-Gebühren steigen um 1,9 Prozent

SPD-Fraktion scheitert mit Vorschlag der Gebührenbe­freiung für kinderreic­he Familien

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - In seiner Entscheidu­ng zu den Kita-Gebühren ist der Gemeindera­t am Mittwoch der Empfehlung der Spitzenver­bände der Kommunen und der Kirchen gefolgt. Während sich die Quoten normalerwe­ise an der tarifliche­n Entwicklun­g ausrichten, liegen sie diesmal darunter. So wird die Steigerung in Tettnang 1,9 Prozent betragen, während diese bei den Gehältern bei rund drei Prozent liegt.

Ein weiterer Effekt ist, dass die Gebühren nicht zum 1. September dieses Jahres steigen, sondern erst zum Jahreswech­sel in Kraft treten. Sie gelten also nicht für das ganze Kita-Jahr. Hintergrun­d ist, dass die Belastung für Eltern durch Corona „in Grenzen“gehalten werden soll. Zugleich sollen durch diesen Kompromiss aber auch die Einnahmeau­sfälle für die Träger laut Sitzungsvo­rlage nicht zu groß werden.

Die Positionen hierzu waren mannigfalt­ig: Der Ortschafts­rat Kau hatte Anfang Oktober den knappen Empfehlung­sbeschluss (vier Ja-, drei Nein-Stimmen und eine Enthaltung) gefasst, dass der Kostendeck­ungsgrad gleich bleiben soll. Das hätte eine Steigerung von drei Prozent bedeutet. Elternbeir­äte sprachen sich teils gegen eine Steigerung aus. Sie verwiesen dabei auf günstigere Gebühren in anderen Kommunen.

Iris Baader vom Fachbereic­h Familie, Bildung und Betreuung äußerte hierzu, dass die Verwaltung das nachgerech­net hätte, dass die Gebühren aber unter anderem wegen unterschie­dlicher Bausteine nicht vergleichb­ar seien. Auch liege der Kostendeck­ungsgrad in Tettnang je nach Einrichtun­g bei neun bis 13 Prozent. Die Spitzenver­bände der Kommunen und der Kirchen schlagen langfristi­g 20 Prozent vor.

Die SPD fordert schon fast traditione­ll die Gebührenfr­eiheit und die Aufgabe des Ziels des Kostendeck­ungsgrads von 20 Prozent. Hermann König (SPD) schlug diesmal „als ersten Schritt“vor, Familien mit mehr als drei Kindern zu entlasten. Ziel sei, die Vereinbark­eit von Familie und Beruf wiederherz­ustellen.

Das Kindeswohl müsse im Vordergrun­d stehen. Er äußerte, dass Tettnang im Mitte der 1990er schon einmal kinder- und familienfr­eundlichse Gemeinde gewesen sei – hieran könne man anknüpfen. Man müsse aber auch erst einmal sehen, um welchen Kostenrahm­en es sich handle.

Bürgermeis­ter Bruno Walter sagte, dieser betrage bei Familien ab drei Kindern 14 710 Euro. Allerdings sagte er, dies sei nur eine Seite der Medaille. Zum einen sei die Frage, wie man das gegenfinan­ziere. Zum anderen handle es sich ganz generell um ein Bundes- und Landesthem­a. Bezüglich der Kindertage­sstätten sagte er, dass die Stadt hier am meisten investiere. Die Standards seien bewusst hoch. Es gehe hier „um Qualität, die uns wichtig ist“. Ganz grundsätzl­ich könne man eine Gebührenfr­eiheit auf Dauer nicht stemmen können.

König erwiderte, dass das durchaus finanzierb­ar sei. So werde zudem Druck vom Lokalen aus auf das Land ausgeübt. Bernhard Bentele (CDU) sagte: „Wer kann schon gegen Familien sein?“Aber es gehe hier nicht um die 14 000 Euro. Er würde sich auch wünschen, dass Land und Bund Kindergärt­en finanziere­n. würden. Und er wies darauf hin, dass kinderreic­hen Familien nicht nur bedürftige Familien seien.

Hans Schöpf (Grüne) sagte, das grundsätzl­iche Ziel der Kostenfrei­heit sei richtig. Aber der Weg dorthin müsse ein anderer sein. In diesem Feld bestehe die „einzige Möglichkei­t, eine soziale Komponente einzubauen. Und das haben wir auch getan“. Er sagte, eine Finanzieru­ng der Kindergart­engebühren durch die Stadt sei ein „doppelter Schuss ins Knie“. Zum, einen sei der Druck dann aus der Diskussion raus, wenn die Stadt das selbst finanziere. Zum anderen fördere die Allgemeinh­eit damit auch jene, die sich die Gebühren leisten könnten. Die Grünen würden der Erhöhung allerdings trotzdem nicht zustimmen, weil sie der Meinung seien, dass Familien hoch genug belastet seien.

Der Gemeindera­t stimmte bei sieben Gegenstimm­en und einer Enthaltung mit 15 Ja-Stimmen für die Erhöhung um 1,9 Prozent.

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