Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mann von gestern
Die Jugendorganisation der CDU votiert für einen Politiker von gestern. Nichts anderes ist Friedrich Merz. Er galt schon lange als nicht teamfähig. Sein Verhalten nach der Absage des Bundesparteitages hat das Defizit überdeutlich bewiesen. Will man eine Volkspartei von einem Mann geführt wissen, der bei Gegenwind entweder hart austeilt oder den ungerecht Behandelten gibt? Nein.
Die CDU braucht jemanden, der vereinen kann. Der den Konservatismus modernisiert, ohne ihn zu entkernen. Der ein CDUProfil schafft, hinter dem sich die Partei versammeln kann. Das muss nicht zu einem „Linksruck“führen, wie Kritiker jeder Modernisierung fürchten. Es muss aber gesellschaftliche Realitäten berücksichtigen, an denen einige in der CDU weiter vorbeisehen.
Merz steht weder für eine solche Erneuerung noch für das nötige menschliche Geschick. Armin Laschet wirkt seinerseits planlos und zu nah bei Merkel, um glaubhaft eine andere Ära einzuläuten. Schade, dass ausgerechnet der Nachwuchs nicht darauf drängt, wirkliche Erneuerung anzugehen.
●» entzündete sich heftiger Streit. Kandidat Merz warf der CDU-Führung vor, man wolle ihn benachteiligen. Später einigten sich Laschet, Roettgen und Merz doch noch auf einen Termin am 16. Januar. Noch steht aber nicht fest, ob es zu einem persönlichen Treffen oder einem anderen Format kommt. Möglich wäre etwa ein Online-Parteitag mit elektronischer Abstimmung und schriftlicher Schlussabstimmung per Briefwahl. Kuban sprach sich für letztere Variante aus, falls es keine digitale Wahl geben könne.
Die Jugendorganisation von CDU und CSU hatte die gut 70 000 der rund 100 000 JU-Mitglieder befragt, die nicht aus Bayern stammen. Nicht alle JUler gehören der CDU an. Unter den 1001 Delegierten des CDUParteitags sind etwa 100 auch Mitglied der Jugendorganisation. Die JU selbst entsendet keine weiteren Delegierten.