Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Drittel der Eltern liest nie oder selten vor
HAMBURG (KNA) - Elterliches Vorlesen ist in Deutschland nach wie vor nicht die Regel. 32 Prozent der Mütter und Väter lesen ihren Kindern selten oder nie vor, wie die Stiftung Lesen bei der Vorstellung der Vorlesestudie 2020 in Hamburg erläuterte. Davon betroffen seien etwa 1,6 Millionen Kinder.
Diese Zahl sei seit Jahren konstant, hieß es. Grund sei häufig, dass es in den Familien an Zeit und Bereitschaft fehle. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der nicht oder selten vorlesenden Eltern gebe an, dass sie im Haushalt anderes zu tun hätten und sie zu erschöpft zum Vorlesen seien. Ebenfalls fast die Hälfte (48 Prozent) denke, dass ihren Kindern anderswo, etwa in der Kita, schon genug vorgelesen werde.
Ein weiterer Grund ist den Angaben zufolge ein Mangel an Vorlesestoff in den Familien. 68 Prozent der Eltern hätten angegeben, dass ihre Kinder höchstens zehn Bücher besitzen. Häufig werde das nicht einmal als Mangel betrachtet. Allerdings wünschten sich 57 Prozent der Mütter und Väter, dass ihren Kindern regelmäßig Bücher geschenkt werden. Von den nicht überwiegend deutschsprachigen Eltern hätten sich zudem 57 Prozent dafür ausgesprochen, dass Büchereien mehr fremdsprachige Angebote bereithalten.
Die Gründe für den Vorlesemangel sind oft auch ganz persönlich. 49 Prozent der befragten Eltern macht Vorlesen der Studie zufolge keinen Spaß. 44 Prozent sagen, dass ihr Kind zu unruhig zum Vorlesen ist. 31 Prozent geben an, dass sie glauben, ihr Kind wolle gar nicht vorgelesen bekommen. Rund ein Viertel der nicht vorlesenden Eltern halten das Vorlesen für nicht wichtig oder altmodisch. Aus ihrer Sicht lesen andere Eltern vor, weil deren Kinder sich nicht allein beschäftigen können oder sie sonst nicht einschlafen.