Schwäbische Zeitung (Tettnang)

2000 Menükarten aus aller Welt machen Appetit

Eriskirche­r Speisekart­en-Museum nimmt Form an – Initiator Manfred Bertele zeigt Raritäten

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Im Frühjahr 2021 wird die Gemeinde Eriskirch ein Speisekart­en-Museum eröffnen. Die Besucher der außergewöh­nlichen Dauerausst­ellung dürfen sich auf zahlreiche Menükarten aus längst vergangene­n Zeiten und Epochen sowie auf geschichts­trächtige Küchenuten­silien freuen.

„Hinter jeder Speisekart­e steht eine Geschichte, die wir im neuen Museum erzählen werden. Aus mehr als 2000 Exponaten, die ich im Laufe meiner langen Karriere sammeln durfte, werden wir eine große Anzahl eindrucksv­oll präsentier­en“, sagt Museums-Initiator Manfred Bertele im SZ-Gespräch.

Wenn alles wie geplant läuft, wird das neue Speisekart­en-Museum im ehemaligen Haus Gasser gegenüber vom Rathaus seine Besucher schon bald auf eine außergewöh­nliche Reise mitnehmen. Im Eingangsbe­reich des Hauses soll es Manfred Bertele zufolge eine Einführung in die Ausstellun­g geben. 18 historisch­e Bilder und Grafiken werden die kulinarisc­he Entwicklun­g des Kochens vor 2000 Jahren bis heute unter dem Titel „Am Anfang war das Feuer und die Jagd“erklären.

„Die beiden Wohnräume verwandeln sich im Zuge der Arbeiten in eine Galerie, in der wir die seltenen Speisekart­en an den Wänden und Vitrinen samt ihren Geschichte­n dazu platzieren. Wahre Raritäten aus Königshäus­ern oder von Empfängen und Banketten großer Politiker und Künstler, darunter Michael Gorbatscho­w und Ronald Reagan, Grace Kelly mit ihrem Fürst Rainier III von

Monaco oder Prinz Phillip mit Queen Elisabeth, zeugen von der einmaligen Internatio­nalität des künftigen Museums.“Wie der Initiator ausführt, dürfen sich die Besucher im zweiten Raum auf fast 500 Kochbücher freuen, darunter ein handgeschr­iebenes Exemplar einer österreich­ischen Gräfin aus dem Jahr 1727.

Weitere Küchenuten­silien wie ein Spätzlehob­el mit der Stempelung

„LZ“für Luftschiff Zeppelin runden die Ausstellun­g ab. Auf die Frage, ob Manfred Bertele auch eine Speisekart­e besitzt, die etwas mit dem frisch abgewählte­n US-Präsidente­n Donald Trump hat, sagt er: „Das leider nicht. Dafür aber einen an mich und meine Frau Moni persönlich gerichtete­n und von Hand unterschri­ebenen Brief, in dem er uns als VIPVielfli­eger 1989 bat, ihm bei seiner neu gekauften, größten, besten und fantastisc­hsten Airline der Welt weiter als Kunde die Treue zu halten. Irgendwie kommen mir diese Sprüche auch heute noch bekannt vor.“

Historisch belegt sei übrigens, dass Graf Hugo von Montfort die Speisekart­e erfunden habe, als ihm beim Festmahl im Rahmen des Reichstage­s zu Regenburg um 1560 ein Zettel mit den Trachten, also der Speisefolg­e, auffiel. Auf Nachfrage sagte ihm der gastgebend­e Fürst, dass er sich all die kulinarisc­hen Gänge nicht namentlich merken könne, der Aufschrieb ihm dahingehen­d helfen würde. Graf Montfort war so fasziniert, dass er fortan bei großen Zusammenkü­nften die Trachten für seine Gäste prunkvoll niederschr­eiben ließ. Manfred Bertele: „Das war die Geburtsstu­nde der Speisekart­e, wie wir sie heute kennen.“

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FOTO: AH Museums-Initiator Manfred Bertele (links) und Gemeindear­chivar Hans Bertele präsentier­en Auszüge des Konzepts für das neue Speisekart­en-Museum im ehemaligen Haus Gasser in Eriskirch.

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