Schwäbische Zeitung (Tettnang)
2000 Menükarten aus aller Welt machen Appetit
Eriskircher Speisekarten-Museum nimmt Form an – Initiator Manfred Bertele zeigt Raritäten
ERISKIRCH - Im Frühjahr 2021 wird die Gemeinde Eriskirch ein Speisekarten-Museum eröffnen. Die Besucher der außergewöhnlichen Dauerausstellung dürfen sich auf zahlreiche Menükarten aus längst vergangenen Zeiten und Epochen sowie auf geschichtsträchtige Küchenutensilien freuen.
„Hinter jeder Speisekarte steht eine Geschichte, die wir im neuen Museum erzählen werden. Aus mehr als 2000 Exponaten, die ich im Laufe meiner langen Karriere sammeln durfte, werden wir eine große Anzahl eindrucksvoll präsentieren“, sagt Museums-Initiator Manfred Bertele im SZ-Gespräch.
Wenn alles wie geplant läuft, wird das neue Speisekarten-Museum im ehemaligen Haus Gasser gegenüber vom Rathaus seine Besucher schon bald auf eine außergewöhnliche Reise mitnehmen. Im Eingangsbereich des Hauses soll es Manfred Bertele zufolge eine Einführung in die Ausstellung geben. 18 historische Bilder und Grafiken werden die kulinarische Entwicklung des Kochens vor 2000 Jahren bis heute unter dem Titel „Am Anfang war das Feuer und die Jagd“erklären.
„Die beiden Wohnräume verwandeln sich im Zuge der Arbeiten in eine Galerie, in der wir die seltenen Speisekarten an den Wänden und Vitrinen samt ihren Geschichten dazu platzieren. Wahre Raritäten aus Königshäusern oder von Empfängen und Banketten großer Politiker und Künstler, darunter Michael Gorbatschow und Ronald Reagan, Grace Kelly mit ihrem Fürst Rainier III von
Monaco oder Prinz Phillip mit Queen Elisabeth, zeugen von der einmaligen Internationalität des künftigen Museums.“Wie der Initiator ausführt, dürfen sich die Besucher im zweiten Raum auf fast 500 Kochbücher freuen, darunter ein handgeschriebenes Exemplar einer österreichischen Gräfin aus dem Jahr 1727.
Weitere Küchenutensilien wie ein Spätzlehobel mit der Stempelung
„LZ“für Luftschiff Zeppelin runden die Ausstellung ab. Auf die Frage, ob Manfred Bertele auch eine Speisekarte besitzt, die etwas mit dem frisch abgewählten US-Präsidenten Donald Trump hat, sagt er: „Das leider nicht. Dafür aber einen an mich und meine Frau Moni persönlich gerichteten und von Hand unterschriebenen Brief, in dem er uns als VIPVielflieger 1989 bat, ihm bei seiner neu gekauften, größten, besten und fantastischsten Airline der Welt weiter als Kunde die Treue zu halten. Irgendwie kommen mir diese Sprüche auch heute noch bekannt vor.“
Historisch belegt sei übrigens, dass Graf Hugo von Montfort die Speisekarte erfunden habe, als ihm beim Festmahl im Rahmen des Reichstages zu Regenburg um 1560 ein Zettel mit den Trachten, also der Speisefolge, auffiel. Auf Nachfrage sagte ihm der gastgebende Fürst, dass er sich all die kulinarischen Gänge nicht namentlich merken könne, der Aufschrieb ihm dahingehend helfen würde. Graf Montfort war so fasziniert, dass er fortan bei großen Zusammenkünften die Trachten für seine Gäste prunkvoll niederschreiben ließ. Manfred Bertele: „Das war die Geburtsstunde der Speisekarte, wie wir sie heute kennen.“