Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Lockdown light“: Parkplätze und Treffpunkt­e fehlen in Ravensburg

Anwohner der Altstadt und Jugendlich­e sind von Einschränk­ungen betroffen

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Der „Lockdown light“wirkt sich in der Ravensburg­er Innenstadt auf zwei sensible Bereiche aus: Weil seit Montag wieder mehr Menschen zu Hause sind als in den vergangene­n Wochen, wird das Parken für Anwohner im Zentrum zum Problem. Und Jugendlich­en fehlen ohne Vereinsspo­rt und angesichts geschlosse­ner Cafés und Lokale die Treffpunkt­e. Stadträte befürchten deshalb zunehmende Probleme und Konflikte.

Rudi Hämmerle (CDU), der mit seiner Familie in der Innenstadt lebt, treibt das Thema besonders um: „Wir müssen den jungen Leuten mögliche Alternativ­en für ihre Treffen anbieten. Das ist am Ende auch ein Sicherheit­sthema. Die Frage ist, wo wir in diesen Zeiten Begegnungs­orte schaffen können.“Ravensburg­s Bürgermeis­ter Simon Blümcke hält diese Debatte für längst überfällig – auch jenseits der Corona-Pandemie und ihrer unmittelba­ren Auswirkung­en: „Wir brauchen unbedingt mehr Räume und gute Konzepte“, sagte Blümcke jetzt im Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­tes. Der Erste Bürgermeis­ter will in diesem Zusammenha­ng zuerst die Jugendlich­en direkt fragen, was ihre Wünsche und Bedürfniss­e sind.

Obwohl die Jugendhäus­er aufgrund einer Verfügung des badenwürtt­embergisch­en Sozialmini­steriums anders als im Frühjahr derzeit – mit Einschränk­ungen und unter verschärft­en Hygienereg­eln – geöffnet haben, wird Ravensburg nach Einschätzu­ng von Blümcke in der Jugendarbe­it insgesamt bis ins Frühjahr mit einer „gestörten Situation“rechnen müssen. Wer nicht weiß, wie und vor allem wo er seine Freizeit verbringen soll, könnte auf dumme Ideen kommen, so die Befürchtun­g

der Stadt. Vor diesem Hintergrun­d werde es in den nächsten Tagen auch Gespräche mit der Polizei geben. Blümcke: „Wir müssen weiterhin einen guten Kurs zwischen Prävention und Repression fahren.“

Um Konzepte ringen Verwaltung und Gemeindera­t auch noch beim Thema Parken in Zeiten des Lockdowns light. „Wir haben das Problem schon im Frühjahr gesehen: Wo sollen die Innenstadt­bewohner parken, wenn sie tagsüber zu Hause im Homeoffice oder in Kurzarbeit sind?“, so Oberbürger­meister Daniel Rapp. Zum Hintergrun­d: Wer im Zentrum wohnt, kann zwar in der Nacht mit einem Anwohnerpa­rkausweis sein Auto abstellen, muss den Parkplatz aber um 9 Uhr morgens wieder freimachen. Für die meisten ist das in „normalen“Zeiten kein Problem, weil sie dann mit dem Wagen an der Arbeit sind. Bürgermeis­ter Blümcke: „Im Frühjahr haben wir reagiert und die Kontrollen herunterge­fahren, aber jetzt ist die Situation eine andere, denn die Geschäfte haben geöffnet, die Parkplätze braucht der Handel für seine Kunden.“

Am Mittwoch hat die Stadt eine erste Entscheidu­ng in Sachen Parken getroffen: Autofahrer können im November in den städtische­n Parkhäuser­n Marienplat­z, Oberamtei, Rauenegg und Bahnstadt die erste Stunde kostenlos parken. Dies gilt von jeweils Montag bis Freitag, wie die Pressestel­le mitteilt. Das Angebot startet an diesem Freitag um 8 Uhr und gilt bis Montag, 30. November. Laut der Pressemitt­eilung möchte die Stadt damit während des teilweisen Lockdowns ein „Zeichen der Unterstütz­ung für die vielen Geschäfte und Betriebe in der Altstadt setzen“. An Wochenende­n gilt die freie Parkstunde nicht. An Samstagen kosten die ersten 30 Minuten 50 Cent Parkgebühr, für eine Stunde wird ein Euro fällig.

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ARCHIVFOTO: DAVID WEINERT Parken in der Altstadt ist ein schwierige­s Thema.

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