Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Lockdown light“: Parkplätze und Treffpunkte fehlen in Ravensburg
Anwohner der Altstadt und Jugendliche sind von Einschränkungen betroffen
RAVENSBURG - Der „Lockdown light“wirkt sich in der Ravensburger Innenstadt auf zwei sensible Bereiche aus: Weil seit Montag wieder mehr Menschen zu Hause sind als in den vergangenen Wochen, wird das Parken für Anwohner im Zentrum zum Problem. Und Jugendlichen fehlen ohne Vereinssport und angesichts geschlossener Cafés und Lokale die Treffpunkte. Stadträte befürchten deshalb zunehmende Probleme und Konflikte.
Rudi Hämmerle (CDU), der mit seiner Familie in der Innenstadt lebt, treibt das Thema besonders um: „Wir müssen den jungen Leuten mögliche Alternativen für ihre Treffen anbieten. Das ist am Ende auch ein Sicherheitsthema. Die Frage ist, wo wir in diesen Zeiten Begegnungsorte schaffen können.“Ravensburgs Bürgermeister Simon Blümcke hält diese Debatte für längst überfällig – auch jenseits der Corona-Pandemie und ihrer unmittelbaren Auswirkungen: „Wir brauchen unbedingt mehr Räume und gute Konzepte“, sagte Blümcke jetzt im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates. Der Erste Bürgermeister will in diesem Zusammenhang zuerst die Jugendlichen direkt fragen, was ihre Wünsche und Bedürfnisse sind.
Obwohl die Jugendhäuser aufgrund einer Verfügung des badenwürttembergischen Sozialministeriums anders als im Frühjahr derzeit – mit Einschränkungen und unter verschärften Hygieneregeln – geöffnet haben, wird Ravensburg nach Einschätzung von Blümcke in der Jugendarbeit insgesamt bis ins Frühjahr mit einer „gestörten Situation“rechnen müssen. Wer nicht weiß, wie und vor allem wo er seine Freizeit verbringen soll, könnte auf dumme Ideen kommen, so die Befürchtung
der Stadt. Vor diesem Hintergrund werde es in den nächsten Tagen auch Gespräche mit der Polizei geben. Blümcke: „Wir müssen weiterhin einen guten Kurs zwischen Prävention und Repression fahren.“
Um Konzepte ringen Verwaltung und Gemeinderat auch noch beim Thema Parken in Zeiten des Lockdowns light. „Wir haben das Problem schon im Frühjahr gesehen: Wo sollen die Innenstadtbewohner parken, wenn sie tagsüber zu Hause im Homeoffice oder in Kurzarbeit sind?“, so Oberbürgermeister Daniel Rapp. Zum Hintergrund: Wer im Zentrum wohnt, kann zwar in der Nacht mit einem Anwohnerparkausweis sein Auto abstellen, muss den Parkplatz aber um 9 Uhr morgens wieder freimachen. Für die meisten ist das in „normalen“Zeiten kein Problem, weil sie dann mit dem Wagen an der Arbeit sind. Bürgermeister Blümcke: „Im Frühjahr haben wir reagiert und die Kontrollen heruntergefahren, aber jetzt ist die Situation eine andere, denn die Geschäfte haben geöffnet, die Parkplätze braucht der Handel für seine Kunden.“
Am Mittwoch hat die Stadt eine erste Entscheidung in Sachen Parken getroffen: Autofahrer können im November in den städtischen Parkhäusern Marienplatz, Oberamtei, Rauenegg und Bahnstadt die erste Stunde kostenlos parken. Dies gilt von jeweils Montag bis Freitag, wie die Pressestelle mitteilt. Das Angebot startet an diesem Freitag um 8 Uhr und gilt bis Montag, 30. November. Laut der Pressemitteilung möchte die Stadt damit während des teilweisen Lockdowns ein „Zeichen der Unterstützung für die vielen Geschäfte und Betriebe in der Altstadt setzen“. An Wochenenden gilt die freie Parkstunde nicht. An Samstagen kosten die ersten 30 Minuten 50 Cent Parkgebühr, für eine Stunde wird ein Euro fällig.