Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein farbiges Zeichen gegen Gewalt
Neues Schloss erstrahlt am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in Orange
TETTNANG - „Orange day 2020“hat seit Donnerstagabend das Neue Schloss in Tettnang orange getönt. Eine weltweite Kampagne der Clubs Soroptimist International (SI) „Orange the world - stand up for women“setzt damit ein gut sichtbares Zeichen des Protests gegen Gewalt an Frauen und bekundet Solidarität mit den Opfern.
An diesem seit 1999 von den Vereinten Nationen anerkannten internationalen Gedenktag ist es den Soroptimistinnen des Clubs Bodensee/ Friedrichshafen gelungen, auch in Tettnang ein zentrales Gebäude in Orange zum Strahlen zu bringen. „Ganz besonders möchten wir dem Leiter des Amts Ravensburg für Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Hermann Zettler, danken, der uns dabei mit intensivem Engagement unterstützt hat“, betonten Kristina Deike-Müller, Vizepräsidentin
Soroptimist Friedrichshafen und Barbara Gebhard, die mit Clubschwestern vor Ort am Schloss waren. Friedrichshafen und Markdorf beteiligen sich ebenfalls an der Aktion, die 16 Tage dauern wird und nach dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember endet.
Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner getötet. Sexuelle oder körperliche Gewalt erfährt ungefähr jede dritte Frau während ihres Lebens. 25 Prozent aller Frauen erfahren diese in der Partnerschaft. Zwei von drei Frauen sind von sexueller Belästigung betroffen, 24 Prozent von Stalking und 42 Prozent erleben psychische Gewalt. Oft aus Scham oder Angst vor unzulänglichen Rechtssystemen nutzen nur 20 Prozent der Frauen Hilfs- und Beratungsangebote, um über ihren Missbrauch zu sprechen. Dass es in anderen Ländern große Probleme dieser Art gibt, ist bekannt. Doch jährlich 140000
Fälle von häuslicher Gewalt in Deutschland sind Zahlen, die betroffen machen müssen. Gewalt in Familien beginnt meistens schleichend. Wurde die Grenze einmal überschritten, geschieht es erfahrungsgemäß immer wieder und die Hemmschwelle der Täter sinkt. Macht-, Kontrollansprüche, familiäre Prägung sowie Suchterkrankungen, Arbeitslosigkeit, Geldprobleme und vieles mehr können Auslöser der Übergriffe sein. Neue Räume für geschlechtsspezifische Gewalt schaffen zusätzlich die digitalen Medien.
Auch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben weltweit zu einem weiteren Anstieg geführt, so Soroptimist International. Durch soziale und berufliche Probleme sowie die Ausgangsbeschränkungen komme es in betroffenen Familien verstärkt zu Gewalt, der Frauen und Kinder hilflos und unbemerkt ausgeliefert seien. Soroptimist International fordert Konzepte zur Prävention und zum Schutz der Frauen und Mädchen sowie eine durchgreifende Strafverfolgung der Täter und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. Dabei handelt es sich um einen 2011 ausgearbeiteten völkerrechtlichen Vertrag des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und um die Schaffung verbindlicher Rechtsnormen.
Das gemeinsame Zeichen aller Aktionen ist die Farbe Orange, die eine bessere Zukunft ohne Gewalt symbolisiert. Auch auf Webseiten und in den sozialen Medien setzen Soroptimist International weltweit ein sichtbares Zeichen.
Gewalt gegen Frauen: 08000 / 11 60 16; Weitere Infos über Soroptimist International Friedrichshafen/Bodensee unter
●» www.soroptimist-friedrichshafen.de