Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wunschlos glücklich und doch mit Trauer
Vor dem Spiel gegen den FC Bayern befindet sich Stuttgarts Trainer Matarazzo im Zwiespalt der Gefühle
TSG erreicht Zwischenrunde: Die TSG 1899 Hoffenheim darf sich schon auf die nächste Auslosung in der Europa League am 14. Dezember freuen. Der Fußball-Bundesligist feierte mit dem 2:0 am Donnerstag beim FC Slovan Liberec in Tschechien den vierten Sieg im vierten Gruppenspiel. Damit ziehen die Kraichgauer erstmals in ihrer Clubgeschichte in die K.o.-Runde eines internationalen Wettbewerbs ein. Für die TSG erzielten Christoph Baumgartner (77. Minute) und Andrej Kramaric (89., Handelfmeter) die Tore. Die beiden abschließenden Spiele bei Roter Stern Belgrad (3. Dezember) und gegen KAA Gent (10. Dezember) sind damit nicht mehr von Bedeutung. Unter dem damaligen Trainer Julian Nagelsmann war Hoffenheim in der Europa League 2017 und in der Champions League 2018 jeweils als Gruppenletzter nach der Vorrunde ausgeschieden.
Europa League (4. Spieltag)
Gruppe C: Bayer Leverkusen – Hapoel Be’er Scheva 4:1 (1:0), OGC Nizza – Slavia Prag 1:3 (0:1). – Tabelle: 1. Leverkusen 14:6/9, 2. Prag 8:6/9, 3. Be’er Scheva 6:10/3, 4. Nizza 6:12/3.
Gruppe L: KAA Gent – Roter Stern Belgrad 0:2 (0:1), Slovan Liberec – TSG Hoffenheim 0:2 (0:0). – Tabelle: 1. Hoffenheim 13:1/12, 2. Belgrad 9:4/9, 3. Liberec 2:12/3, 4. Gent 2:9/0.
STUTTGART - Das Ereignis, das derzeit wohl keinen Fußballfan auf der Welt kalt lässt, ging auch nicht spurlos an Pellegrino Matarazzo vorüber. „Meine Eltern kommen aus der Gegend um Neapel und da gehörte Maradona zu unseren Sonntagen in den 1980er Jahren einfach dazu“, erzählte der Trainer des VfB Stuttgart, der sofort seinen Vater anrief, als er vom Tod der argentinischen Fußballlegende erfuhr, des „Weltmenschen“, der die Leute „bezaubert und berührt“habe. „Es gibt genug Lieder über Diego Maradona, die ich früher mit meinem Bruder im Garten gesungen habe. Es sind die Momente, die unsere Kindheit und die Verbindung zum Fußball geprägt haben, deshalb habe ich auch ein komplexes trauriges Gefühl“, schilderte Matarazzo und ließ damit tief blicken.
Dieses Gefühl wird den 42-Jährigen sicher auch nicht loslassen, wenn er am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zum ersten Mal als Cheftrainer auf den FC Bayern München trifft. Dennoch muss er sich auf die größte Hürde in der Bundesliga einstellen. Auf
Geschenke wird Matarazzo bei der „vielleicht besten Mannschaft der Welt“nicht hoffen, auch wenn er am Spieltag Geburtstag feiert. Das trifft sich aber auch ganz gut, denn Matarazzo ist ohnehin wunschlos glücklich, so viel Freude bereitet ihm der VfB derzeit: „Die Art und Weise, wie die Mannschaft im Training mitgeht und agiert ist schon Geschenk genug, daher benötige ich am Samstag auch kein spezielles.“
Mit elf Punkten und nur einer Niederlage in acht Spielen steht der Aufsteiger auf einem akzeptablen achten Tabellenplatz – auch wenn mehr möglich gewesen wäre. „Wenn man zum Beispiel nur das 3:3 in Hoffenheim sieht, ist man schon enttäuscht, aber wenn man dann etwas wegzoomt, dann sind wir nach acht Spielen sogar weit über dem Soll und können zufrieden sein.“Dass die Leistungen etwas schwanken, gehöre auch zu so einer jungen Mannschaft dazu – „auch in einem Spiel“. Dennoch sei man guter Dinge und werde sich gegen den Branchenprimus sicher nicht verstecken.
„Unsere Art Fußball zu spielen wird gleich sein und soll 90 Minuten wie unser Spiel ausschauen, dennoch variieren wir natürlich in der Taktik und haben auch einen Plan B“, verrät Matarazzo. Visier offen und volle Offensivkraft vorraus, wird es wahrscheinlich nicht geben, allerdings „liegt das Mutige in unserer DNA.“Eine „charakterliche Reife“sei das Ziel, um zukünftig die Schwächephasen – die jüngst vor allem in der zweiten Halbzeit auftraten – abzustellen. Matarazzo forderte von seinen Spielern daher vor allem zu erkennen, in welcher Phase des Spiels es wichtig sei, diese Power einzusetzen. „Die Wahrscheinlichkeit gegen Bayern zu punkten, diese kleinen Prozente wollen wir versuchen zu vergrößern“, so Matarazzo.
Verzichten muss er dabei weiter auf seinem Top-Angreifer Nicolás González. Nach dessen Innenbandanriss im Knie sei dieser im Rehatraining und verblüffend weit mit seinen Fortschritten. „Es läuft besser als erwartet, aber er ist noch keine Option für das Wochenende, aber vielleicht gegen Bremen“, sagte Matarazzo, der sich weiterhin über die jüngste Überraschung im Zusammenhang mit dem Argentinier freute – die Vertragsverlängerung ohne Ausstiegsklausel, auch wenn er „in jeder Phase über Wochen und Monate darüber informiert“war, wie weit die Gespräche vorangingen.
Beinahe ebenso überraschend und dennoch naheliegend trudelte wenig später auch die Vertragsverlängerung mit Mittelfeldspieler Wataru Endo um zwei weitere Jahre bis 2024 ein. Seit einem Jahr hat er mit Ausnahme einer Gelbsperre keine einzige Pflichtspielminute verpasst. „Mit seinen fußballerischen Qualitäten, aber auch mit seiner Mentalität und seiner professionellen Einstellung ist Wataru ein Führungsspieler“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat.
Da kann der FC Bayern ja kommen.
Champions League (8. Spieltag), Gruppe B: FC Barcelona – THW Kiel 29:25 (13:12). Bundesliga (1./8./10. Spieltag): TUSEM Essen – FA Göppingen 28:32 (13:14), HBW Balingen-Weilstetten – DHfK Leipzig 20:20 (9:9), Rhein-Neckar Löwen – HSG Wetzlar 37:24 (18:11), TVB Stuttgart – HSG Nordhorn-Lingen 36:24 (20:11).
DVV-Pokal, Viertelfinale: SVG Lüneburg – VFB Friedrichshafen 0:3 (26:28, 24:26, 19:25), Volleyball Bisons Bühl – United Volleys Frankfurt 1:3 (25:23, 21:25, 23:25, 24:26), Berlin Recycling Volleys – Netzhoppers KW-Bestensee 2:3 (25:22, 25:23, 24:26, 18:25, 13:15), Volleys Herrsching – Grizzlys Giesen 3:0 (27:25, 25:17, 25:15).
EuroLeague (11. Spieltag): Alba Berlin – Chimki Moskau 100:80 (50:44).
„Die Art und Weise, wie die Mannschaft im Training mitgeht und agiert ist schon Geschenk genug.“Pellegrino Matarazzo
MagentaSport Cup, Gruppe B: EHC RB München – Adler Mannheim 4:3 n.V. (0:1, 1:1, 2:1/1:0), Schwenninger Wild Wings – Eisbären Berlin 7:2 (1:0, 3:1, 3:1). – Tabelle: 1. Schwenningen 16:8/9, 2. Mannheim 12:9/7, 3. München 11:9/7, 4. Berlin 5:18/1.