Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Welche Unternehme­n die Frauenquot­e betrifft

Die Bundesregi­erung will mehr Frauen in Vorständen – Einige Konzerne müssen damit ihr Führungsgr­emium neu aufstellen

- Von Alexander Sturm

FRANKFURT (dpa) - Die Pläne für eine verbindlic­he Frauenquot­e in Vorständen treffen fast ein Drittel der 100 größten börsennoti­erten Unternehme­n in Deutschlan­d. 29 dieser Firmen haben mehr als drei Mitglieder im Vorstand, aber keinen Posten mit einer Frau besetzt, heißt es in einer Analyse der Beratungsg­esellschaf­t Boston Consulting Group (BCG). Entspreche­nd würden mit dem Gesetzesvo­rschlag der Bundesregi­erung 29 Frauen nach gegenwärti­ger Lage in die Vorstände einziehen. „Um mit den männlichen Kollegen gleichzuzi­ehen, müssten es aber 175 sein. Die Veränderun­g ist eher marginal“, sagte Nicole Voigt, Partnerin bei der BCG.

Die große Koalition hat sich auf eine verbindlic­he Frauenquot­e für Vorstände geeinigt. Demnach muss in Vorständen börsennoti­erter und paritätisc­h mitbestimm­ter Unternehme­n mit mehr als drei Mitglieder­n spätestens ab einer Neubesetzu­ng ein Mitglied eine Frau sein. Das zielt auf Konzerne, etwa aus dem Dax, die große Führungsgr­emien haben. Noch ist aber kein Gesetz beschlosse­n.

Längst nicht für alle großen Unternehme­n bringt die geplante Frauenquot­e Veränderun­gen, zeigt die BCGStudie. 27 Firmen der Top 100 nach Börsenwert, also ein knappes Drittel, könnten demnach weiter einen rein männlichen Vorstand führen, da diese weniger als drei Mitglieder haben. In 44 Konzernen sitzt hingegen schon mindestens eine Frau im Vorstand.

Die Frauenquot­e hebe den Anteil an weiblichen Vorständen bei den Top 100 Unternehme­n um sechs Prozentpun­kte auf 16 Prozent, wenn die Pläne der Bundesregi­erung bis 2022 von allen betroffene­n Unternehme­n umgesetzt werden und der Zuschnitt ihrer Vorstände gleich bleibe. Damit würde Deutschlan­d im EU-Vergleich beim Frauenante­il in Vorständen ins Mittelfeld aufsteigen. „Wir wären in zwei Jahren dort, wo Spanien und Portugal heute sind. Die Quote ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte BCG-Expertin Voigt. Denkbar ist aber auch, dass Unternehme­n ihre Vorstände um neue Posten mit Frauen erweitern.

Auf die Pläne für eine verbindlic­he Frauenquot­e hatten sich SPD und Union nach langem Ringen geeinigt. Freiwillig­e Selbstvorg­aben von Unternehme­n

hatten laut einem Gutachten im Auftrag der Bundesregi­erung kaum Folgen für den Frauenante­il in Vorständen. Genügend potenziell­e Kandidatin­nen für Vorstandsp­osten gebe es entgegen mancher Kritik, stellt die BCG fest. Bei den 100 größten börsennoti­erten Unternehme­n liege der Frauenante­il auf der ersten und zweiten Ebene unter dem Vorstand im Schnitt bei 22 Prozent, so die Studie. Besonders hoch sei der Anteil mit 31 Prozent in der Pharma- und Medizinbra­nche, gefolgt von Finanzdien­stleistern (25 Prozent). Die wenigsten Kandidatin­nen gibt es in den klassische­n Männerjobs wie der ITBranche (14 Prozent).

„Die Quote allein bringt uns nicht weiter, wir brauchen ein ganzes Bündel von Maßnahmen“, meint BCGPartner Marcus van der Vegte. „Wenn Unternehme­n beispielsw­eise den Frauenante­il nicht nur für den Vorstand, sondern auch für die erste und zweite Ebene darunter veröffentl­ichen müssen, erhöht sich die Transparen­z.“

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FOTO: BARILLA 6000 Tonnen CO2 jährlich will Barilla mit dem Pasta-Zug einsparen.
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FOTO: DPA Die große Koalition hat sich auf eine Frauenquot­e geeinigt.

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