Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Brisante Erinnerungen an NS-Zeit
Online-Gesprächsrunde mit Landrat Lothar Wölfle und Historikern aus Oberschwaben
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Möven-Apotheke, Hemigkofener Str. 10, 07543/ 8641, Fr. 8.30-Sa. 8.30 Uhr
Meckenbeuren Schussen-Apotheke, Hauptstr. 26, 07542/ 4259, So. 10-So. 13 Uhr Oberteuringen Rotach-Apotheke, Eugen-Bolz-Str. 8, 07546/ 5222, Fr. 8.30-Sa. 8.30 Uhr Überlingen
Löwen-Apotheke, Maurus-Betz Str. 2, 07551/ 944777, Fr. 8.30-Sa. 8.30 Uhr
Münster-Apotheke, Münsterstr. 1, 07551/ 63329, So. 8.30-Mo. 8.30 Uhr
Büchereien
Tettnang Stadtbücherei,
Telefonseelsorge, gebührenfrei, 0800/ 1110111, 0800/ 1110222 Weißer Ring - Hilfe für Kriminalitätsopfer, kostenfreie, bundesweite Rufnummer, 116006
Bodenseekreis Kinderärztlicher Notfalldienst,
Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt,
Polizei,
Tettnang
Stör- und Gasgeruchsmeldung, 07542/ 9379-299, Regionalwerk Bodensee, Waldesch 29
Eriskirch
Wertstoffhof beim Bauhof,
3, Schlatt, Sa, 9-12 Uhr Kressbronn
Wertstoffhof, Gewerbegebiet Heidach, Sa, 9-12 Uhr Meckenbeuren
Wertstoffhof, Dieselstr. 15, Gewerbegebiet Ehrlosen, Sa, 9-12 Uhr Tettnang
Entsorgungszentrum Sputenwinkel, Prinz-Eugen-Str., Sa, 8-12.45 Uhr
FRIEDRICHSHAFEN - Als brandaktuell hat Landrat Lothar Wölfle das Thema „Die NS-Herrschaft in Oberschwaben – Forschungsstand und Erinnerungskultur“bezeichnet, zu dem am Mittwochabend Archivare, Museumsleiter und Historiker in einem Onlinegespräch Stellung genommen haben.
Aktuell ist die Thematik, weil bei Corona-Demonstrationen immer wieder Namen von Opfern der NaziDiktatur fallen und diese missbräuchlich als Zeugen einer vermeintlichen Corona-Diktatur angeführt werden, so der Referent. Hochbrisant, weil im Zusammenhang mit dem neuen Infektionsschutzgesetz immer wieder die Rede von einem „Ermächtigungsgesetz“ist – ein an den Haaren herbeigezogener Vergleich mit 1933, der zeige, wie notwendig Erinnerungskultur sei, so der Landrat.
Eingeladen hatte die Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur zusammen mit dem Bodenseekreis. Die Veranstaltung sollte ursprünglich in der Zeppelin-Universität stattfinden, wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie ins Netz verlegt. Dort „versammelten“sich bis zu 50 Zuschauer. Die Teilnehmerzahl schwankte, denn man konnte sich beliebig aus- und einklinken. Über eine E-Mail-Adresse konnte man auch Fragen an die Experten stellen.
Unter der Moderation von Stefan Feucht, Kulturamtsleiter im Landratsamt Bodenseekreis, waren aus Überlingen der Historiker Oswald Burger, aus Sigmaringen der Leiter des Kreisarchivs, Edwin Ernst Weber, aus Biberach der Leiter des dortigen Museums, Frank Brunecker, und Landrat Wölfle zugeschaltet. Angekündigt war ferner Benigna Schönhagen, Honorarprofessorin an der Uni Tübingen, doch die Verbindung klappte nicht.
Das kollektive Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus’ sei im ländlich geprägten Oberschwaben eine „späte Geburt“und stecke weithin noch in den Anfängen, sagte der Biberacher Museumsleiter. Bis in die 80er/90er-Jahre hinein habe es praktisch keine Ortsstudien gegeben. Vor allem, wenn es um die Täter geht, sehen sich Historiker mit Forderungen von Nachfahren konfrontiert, die nicht wollen, dass ihre Namen in Zusammenhang mit Naziverbrechen gebracht werden. „Es ist für die Familien schmerzhaft, aber es hilft nichts“, sagte Brunecker. „Alle haben nach dem Krieg ihre Beteiligung heruntergespielt.“
Historiker seien ja nicht dazu da, um jemanden den Prozess zu machen. Ihre Aufgabe sei es, Fakten festzuhalten, zu rekonstruieren, was passiert ist, und zu erinnern. Letztlich gehe es darum, die Bedingungen der Möglichkeit von Naziverbrechen zu verstehen und eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie konnte aus unbescholtenen Menschen Täter, Mitläufer, Trittbrettfahrer werden?
Wie groß das Interesse an einer Aufarbeitung ist, habe die Ausstellung über den Biberacher Nationalsozialismus 2006 gezeigt. Es sei die bestbesuchte Ausstellung gewesen, so der Museumschef. Der Begleitband ist 2012 in zweiter Auflage erschienen, 2023 soll die Ausstellung wiederholt werden. Oswald Burger bestätigte, dass das Interesse gewaltig sei. Die Führungen durch den Goldbacher Stollen, ein Außenlager des KZ Dachau, seien stärker nachgefragt als Stadtführungen. Gleichzeitig beklagte er, dass es nach wie vor keine umfassende Darstellung der NS-Zeit in Überlingen gebe.
Die Erinnerungskultur in Oberschwaben ist vielfältig. Es gibt Denkmale, Gedenkwege, Gedenkveranstaltung und Buchprojekte. Wölfle nannte das aktuelle Erinnerungsund Forschungsprojekt zum Thema NS-Euthanasie im Bodenseekreis. Geplant seien eine Opferdatei und ein Gedenkbuch. „Gerade jungen Menschen müssen wir klarmachen, dass die aktuellen Corona-Einschränkungen nichts mit dem zu tun haben, was in der Zeit des Nationalsozialismus passiert ist“, so der Landrat.
Sa, 10-13 Uhr
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