Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Umgang mit Islamisten

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Was beobachten Sie stattdesse­n? Menschen werden aus allen sozialen und wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen rausgeriss­en, suchen nach Bezugspers­onen. Das Umfeld Gefängnis führt dazu, dass Menschen sich vom Staat abwenden. Nun sitzen Gefangene aber auch in Haft, weil sie lernen müssen, sich an Gesetze zu halten. Eine gewünschte Verhaltens­änderung erreicht man aber selten durch Bestrafung, sondern indem man Vorbild ist – das weiß man auch aus der Erziehung. Heißt konkret: Der Staat sollte sich in den Haftanstal­ten an Gesetze halten, was oft nicht der Fall ist.

Sie arbeiten auch als Strafverte­idigerin. Was haben Sie in der Hinsicht schon erlebt?

Da gibt es unendlich viele Beispiele. Ein häufiges: Ein Gefangener hat einen Antrag gestellt, aber der ist nicht vorhanden – und es wird ihm auch nicht bestätigt, dass er ihn eingereich­t hat. Das mag wie eine Kleinigkei­t

Das Internatio­nale Zentrum für das Studium von Radikalisi­erung und politische­r Gewalt (ICSR) hat die Ansätze verschiede­ner europäisch­er Länder verglichen. Als Reaktion auf islamistis­chen Terror setzt zum Beispiel seit 2015 vor allem auf Loslösung: von der Ideologie und den Organisati­onen wie dem sogenannte­n Islamische­n Staat (IS). Der Strafvollz­ug bietet den Insassen freiwillig­e, individuel­le Programme an. Dazu zählen Traumather­apie, spirituell­er Beistand sowie Fähigkeite­n für das Berufslebe­n. Damit soll die Integratio­n zurück ins gesellscha­ftliche Leben ermöglicht werden.

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