Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Auf Kosten der Patienten gespart
Ganz klar, das Klinikum muss sich in diesen Zeiten personell und organisatorisch rüsten. Das ist wichtig und richtig. Allerdings dürfen die Patienten dabei nicht auf der Strecke bleiben. Denn wer steht für deren Interessen ein, wenn die Angehörigen ausgesperrt sind? Wenn sie wochenlang auf Station liegen, Menschen jeden Alters, ohne persönlichen Kontakt nach draußen. Ohne die Fürsorge ihrer Liebsten, ohne aufmunternde Besuche von Freunden und Bekannten und ohne Ablenkung in möglicherweise angsteinflößenden Lebensabschnitten. Wer im Häfler Klinikum nicht gerade auf der Komfortplus-Station untergekommen ist und sich selbst nicht mehr ablenken kann, der starrt über Stunden Löcher in die Luft. In vielen Krankenzimmern gibt es weder Radio noch Fernsehgeräte. Abmontiert. Ohne Plan und ohne Konzept. Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass hier auf Kosten der Patienten gespart wird. Vor allem alte und schwerkranke Menschen erfahren eine große Einsamkeit. Es wird Zeit, über eine adaptierte Besucherregelung nachzudenken und Geld in Fernsehgeräte zu investieren, die allen zur Verfügung stehen, damit sie wenigstens ein kleines Fenster zur Außenwelt aufstoßen können.
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