Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Herzlicher Empfang für Pfarrer Riedle
Tettnanger feiern unter Corona-Bedingungen am ersten Advent die Investitur des neuen Pfarrers von St. Gallus
TETTNANG - Gewiss wäre in normalen Zeiten die St. Gallus-Kirche am Sonntagnachmittag brechend voll gewesen, denn da hat die katholische Kirchengemeinde die Investitur ihres neuen Pfarrers Hermann Riedle gefeiert. Doch die Zeiten sind eben nicht normal, die Plätze in der Kirche waren abgezählt, auch ein Stehempfang durfte nicht stattfinden. Ebenso wenig normal, sondern, wie Dekan Bernd Herbinger zur Begrüßung sagte, eher geheimnisvoll und auf alle Fälle ein besonderer Glücksfall sei es, dass die katholische Kirchengemeinde St. Gallus in Tettnang so kurz nach der Verabschiedung von Pfarrer Rudolf Hagmann bereits wieder einen neuen Pfarrer begrüßen durfte.
Rückblickend dankte der Dekan dem Meckenbeurer Pfarrer Josef Scherer, der bis dahin als Administrator fungierte, und Vakanzvertreter Egide Gatali für ihre Dienste. Dann war freudiges Vorausschauen angesagt.
„Auch wenn er noch jung wirkt, bringt Pfarrer Riedle einige Erfahrung mit, und im Wesen ist er super organisiert“, versprach Herbinger, schließlich war Hermann Riedle seit 2005 Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ravensburg-Mitte und zudem Geschäftsführender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Ravensburg.
In Tettnang komme er in eine Gemeinde, wo alles über den Pfarrer hinaus gut versorgt sei, dennoch brauche eine Gemeinde einen Geistlichen, der den Glauben hineinbringt. Daher freue ihn, dass Riedles besondere Sorge auch den Kindergärten gelte, denn 90 Prozent der Kinder kämen außerhalb des Kindergartens mit dem Evangelium gar nicht mehr in Berührung.
Herbinger wünschte dem neuen Pfarrer eine große Tiefe und Predigten, die unter die Haut gehen.
Bevor Riedle selbst den Gottesdienst weiterführte, legte er traditionsgemäß vor Zeugen am Altar das Amtsversprechen ab. Dazu zählt das Versprechen, die Gemeinde in Zusammenarbeit
mit den Kirchengemeinderäten zu leiten, mit den Mitarbeitern vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, das Wort Gottes zu verkünden, die Liturgie zu feiern sowie im Geist der Liebe allen beizustehen. Zur Bekräftigung folgte ein gemeinsames Glaubensbekenntnis. Dann verlas der Gewählte Kirchengemeinderatsvorsitzende Guido Hagedorn die Ernennungsurkunde von Bischof Gebhard Fürst mit der Bitte an die Gemeinde, ihren Pfarrer vertrauensvoll aufzunehmen.
In seiner Predigt ging Riedle auf den Namensgeber der Gemeinde, den heiligen Gallus, ein, mit dem ihn als Allgäuer verbinde, dass dieser auch als Allgäuheiliger gelte. „Was könnte St. Gallus uns heute mitgeben?“, fragte er. Da mahne der Spruch „Egal, wohin wir kommen, Gott ist schon da“dazu, gemeinsam nach den Spuren Gottes im Leben zu suchen. Missionieren sei heute noch ein Auftrag, aber nicht mit Gewalt, sondern als Weitergabe des Glaubens durch Vorleben: „Glaubensweitergabe geht nur ganzheitlich, der Pfarrer muss den ganzen Menschen sehen.“
Eindringlich führte Kantor Georg Grass mit einem Vokalensemble aus dem Kirchenchor mit Liedern vom
Spätmittelalter und Barock bis zum eigens zum Anlass von ihm komponierten innigen Danklied durch die Feier. Pfarrer Riedle zelebrierte allein die Messe, während Dekan Herbinger und die Priester Anton Hirschle, Josef Scherer und Egide Gatali sich im Hintergrund hielten.
Nach dem Gottesdienst folgten Grußworte und Geschenke. „Es ist einfach wunderbar, dass Sie jetzt da sind und wir jetzt gemeinsam etwas gestalten können, wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg“, sagte Guido Hagedorn im Namen des Kirchengemeinderats. Als Vertreter der bürgerlichen Gemeinde hieß ihn Bürgermeister
Bruno Walter willkommen, wünschte ihm viel Kraft, Mut und Segen und viele spannende Begegnungen in seiner „anspruchsvollen und dynamischen“Gemeinde. Pfarrerin Martina Kleinknecht-Wagner überbrachte herzliche Grüße von der evangelischen Schwestergemeinde, wünschte ihm offene Herzen und freute sich auf einen regen Austausch und gemeinsame Schritte.
In seinem Dank sagte Riedle: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat und der evangelischen Gemeinde. Was wir gemeinsam machen können, machen wir gemeinsam.“