Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Heizzentrale stellt 2023 Betrieb ein
Damit tickt die Uhr für die Einrichtung des neuen Wärmenetzes
TETTNANG - Die Lebensdauer der Heizzentrale in der Stadthalle neigt sich nun wirklich dem Ende entgegen. Das hängt auch damit zusammen, dass ab dem Jahr 2024 eine neue Filtertechnik für Abgasreinigung Pflicht wird, wie Reiner Beranek vom Energie- und Klimamanagement der Stadt Tettnang vergangene Woche dem Technischen Ausschuss erläutert hat. Das Problem: Der Vertrag läuft bereits am 31. August 2021 aus. Die klare Empfehlung lautete: Verlängerung mit dem gleichen Auftragnehmer bis Juni 2023. Dem stimmte das Gremium dann auch einstimmig zu.
Hinter dieser Entscheidung lugt sozusagen schon ein Blick auf die nähere Zukunft hervor. Denn die Anlage unter der Stadthalle, die die Firma Kraftwärmeanlagen aus BietigheimBissingen seit Juli 2001 betreut, soll durch ein zukünftiges Nahwärmenetz abgelöst werden. Das hatte der Gemeinderat im Dezember beschlossen, nachdem im Juli bereits die Grundsatzentscheidung hierfür gefallen war. Und wie Beranek in seinem Sachvortrag klar machte, sei es sicher auch besser, den Wechsel nicht gerade mitten in der Heizsaison vorzunehmen.
Man könnte auch sagen: Wenn die Uhr für die Anlage unter der Stadthalle abläuft, sollte bereits das Nahwärmenetz stehen und die Versorgung des Schulzentrums übernehmen können. Aber eben bitte nicht im Hochbetrieb.
Die Alternative wäre lediglich gewesen, dass die Stadt Tettnang selbst bis dahin die Betreuung der bestehenden Anlage übernimmt. In seiner Präsentation zeigte Beranek eine eindrückliche Folie, auf der Aufgaben dargestellt waren wie Technische Betreuung, 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, Koordination der Wartung, Brensstofflogistik und Ascheentsorgung sowie weitere Spiegelstriche. Mit den Kapazitäten der Stadtverwaltung sei das nicht zu stemmen.
Mit 7,6 Cent / Kilowattstunde sei der Preis sehr günstig, andernorts seien diese höher. Aber: Je älter eine Anlage werde, desto mehr steige das Risiko. So sei 2019 eine größere Reparatur notwendig gewesen. Das Verhältnis zur betreuenden Firma bezeichnete Beranek als fair. Die Stadt sei mit der Anlage in der Vergangenheit gut gefahren. Auch deckt der Betreiber Risiken bis zu einer gewissen Kostengrenze mit ab.
Karl Welte (FW) befand diese Lösung in seinem Wortbeitrag ebenso für gut wie Sylvia Zwisler (CDU). Kajo Aicher (Grüne) sagte, auch seine Fraktion stimme dem Vorschlag zu. Er machte aber darauf aufmerksam, dass man nun Gas geben müsse, um rechtzeitig umsteigen zu können.
In der Juli-Sitzung des Gemeinderats mit dem Grundsatzbeschluss war die CO2-neutrale Wärmeversorgung
ein wichtiges Argument, das neue Nahwärmenetz auf den Weg zu bringen. Dies zum einen mit Blick auf den Klimawandel, aber eben auch auf die Kostensteigerung durch die in Zukunft immer weiter steigenden Preise für die Erzeugung des Klimagases.
Während die jetzige Anlage relativ beschränkt ist und vor allem das Schulzentrum versorgt, soll das neue Nahwärmenetz von einem noch nicht feststehenden Standort aus auch weitere Gebiete versorgen.
Das Schulzentrum hat dabei einen Wärmebedarf von rund 1,6 Millionen Kilowattstunden im Jahr, die die aktuelle Heizzentrale auch abdeckt. Die Idee ist aber, mit dem neuen Konzept auch in Richtung Innenstadt Anschlussmöglichkeiten zu schaffen, etwa für das Schloss, das
Rathaus oder die Bücherei. Laut einer Präsentation des Energieteams aus der Dezembersitzung des Gemeinderats liegt der Bedarf hier bei nochmals 1,17 Millionen Kilowattstunden im Jahr bei öffentlichen Gebäuden, insgesamt (mit Wohngebäuden) hat allein Bereich der Innenstadt einen Wärmebedarf von rund 10,8 Millionen Kilowattstunden.
Nicht mit eingerechnet ist dabei zum Beispiel das Neubaugebiet Ackermannsiedlung mit einem geschätzten Bedarf von rund einer Million Kilowattstunden pro Jahr.
Die Wärmeanlage dürfte einen Grundriss von etwa 20 mal 25 Metern haben. Der Standort ist noch nicht klar, als möglich ist in der Vergangenheit aber immer ein Grundstück in der Nähe des Bauhofs bezeichnet worden.