Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auf Ersatz ist Verlass

Der US-Amerikaner Joe Worsley hat sich am Bodensee zu einem guten Bundesliga­spieler entwickelt

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Rollen auf der Zuspielerp­osition sind beim VfB Friedrichs­hafen klar verteilt. Dejan Vincic ist die Nummer eins und Joe Worsley die Nummer zwei, das haben die Verantwort­lichen des Volleyball-Bundesligi­sten den beiden Spielern vor der Saison auch transparen­t mitgeteilt. Aufgrund der Klasse und Erfahrung des aus Polen gekommenen Vincic sei das nur die logische Rangfolge, berichtet VfB-Trainer Michael Warm. Ohne dabei seinen zweiten Zuspieler zu verärgern. „Meine Rolle ist mir bewusst“, sagt Worsley, der dennoch gerne beim VfB ist. „Ich genieße es, in diesem Team zu spielen und zu lernen.“

Seine Lust ist ihm bei seinen Einsätzen auch immer anzumerken. Der 23-jährige US-Amerikaner agiert mit Freude und versucht, der Mannschaft mit seiner Spielstärk­e zu helfen. Wie auch am vergangene­n Samstag, als er für seine starke Leistung beim 3:1-Sieg in Lüneburg die Auszeichnu­ng zum wertvollst­en Spieler des Spiels erhielt. „Das war sehr schön“, meint Worsley. Seinen besten Auftritt in dieser bisherigen Runde hatte er allerdings Ende Januar gegen eine der besten Mannschaft­en Deutschlan­ds. Statt dem 34-jährigen Vincic stand nämlich Worsley in der Topbegegnu­ng bei den Berlin Recycling Volleys auf dem Feld – er überrascht­e positiv und überzeugte beim 3:1-Erfolg der Häfler auf ganzer Linie.

In seiner noch jungen Karriere war dies ein Meilenstei­n. Worsley bewies damit, großen Spielen seinen Stempel aufdrücken zu können.

Alles andere als eine Selbstvers­tändlichke­it, gerade auch wegen des kurzfristi­gen Zustandeko­mmens. Denn erst zwei Tage vor dem Spiel in Berlin war klar, dass Vincic wegen einer Verletzung passen muss. Nicht irgendwer, sondern der Kapitän der Mannschaft und eine der prägenden Figuren im Spiel des deutschen Rekordmeis­ters. Das warf durchaus die Frage auf, ob die Friedrichs­hafener in Berlin ohne ihn erfolgreic­h sein können. Außer bei Warm. Der sieht Worsley jeden Tag im Training und traute ihm die Aufgabe auf jeden Fall zu. „Ich wusste, dass Joe immer bereit war. Er ist verlässlic­h, hat sich spielerisc­h stabilisie­rt und immer gut gespielt, wenn man ihn gebraucht hat“, sagt der VfB-Coach. Mit seiner Trainingsu­mstellung unmittelba­r vor dem Spiel, die Worsley in den Fokus rückte, hatte Warm keinen unwesentli­chen Anteil an seiner Leistung. Den 23-jährigen US-Amerikaner trieb jetzt aber auch nicht die Angst um, möglicherw­eise zu versagen und der Herausford­erung nicht gewachsen zu sein. „Ich habe mich vorbereite­t gefühlt, war voller Vorfreude und hatte Vertrauen in meine Fähigkeite­n.“Mittlerwei­le ist er eben mehr als ein Ersatz. „Joe hat sich prächtig entwickelt und ist ein guter Bundesliga­spieler“, betont Warm.

Worsley ist es somit in nur zwei Jahren gelungen, sich in der ersten Liga Deutschlan­ds einen Namen zu machen. Seit seinem Wechsel von einer Universitä­tsmannscha­ft im USBundesst­aat Hawaii zum VfB (2019) sind seine Verbesseru­ngen offensicht­lich, unter anderem im Block habe er laut Warm einen großen Schritt gemacht. Das macht ihn noch kompletter, neben seiner Spielstärk­e besitzt er zudem im Aufschlag eine hohe Qualität. Beim US-Amerikaner, der ein bisschen Deutsch spricht, erhöhen sich dadurch die persönlich­en Ziele. Er will weiter wachsen, sich dauerhaft auf höchstem Niveau beweisen und mehr Einsatzzei­ten bekommen. Völlig richtig, meint Warm. „Er muss jetzt den Anspruch haben, Stammspiel­er zu sein. Ob hier in Friedrichs­hafen oder woanders.“

Für Worsley und den VfB Friedrichs­hafen steht am Mittwoch die Partie beim neuen Pokalsiege­r United Volleys Frankfurt auf dem Programm. Anpfiff in ihrem letzten Auswärtssp­iel in der regulären Saison der Volleyball-Bundesliga ist um 19.30 Uhr. Die Häfler fahren wahrschein­lich mit dem gesamten Team nach Hessen – anders als noch am Samstag, als sie mit einem Rumpfteam in Lüneburg den ersten Platz fixierten.

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FOTO: MICHAEL HUNDT Der Aufschlag zählt zu den Stärken von Joe Worsley.

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