Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schnelltests für daheim im Verkauf
Erste Händler bieten Prüfsets ab Samstag an
RAVENSBURG/BERLIN - Der Discounter macht den Anfang: Ab Samstag gibt es Schnelltests für zu Hause im freien Verkauf. Aldi Süd und Aldi Nord nehmen die Antigen-Schnelltests ab dem Wochenende als Aktionsangebot ins Sortiment. Kommende Woche ziehen auch die Drogeriemärkte Rossmann und dm nach.
„Der Schnelltest eignet sich zum direkten Nachweis des Sars-CoV-2Antigens. Der Test ist in Deutschland produziert und für den Heimgebrauch zugelassen. Die Schnelltests können direkt an der Kasse erworben werden“, bestätigt ein Sprecher der „Schwäbischen Zeitung“. Die Abgabemenge ist zunächst auf eine Packung pro Kunde beschränkt, um zu gewährleisten, dass möglichst viele Menschen auf das Angebot zugreifen können. Eine Packung mit fünf Tests kostet 24,99 Euro.
Die Drogeriemarktkette dm hatte Anfang der Woche ebenfalls angekündigt, solche Tests in den Filialen zum Kauf anzubieten. dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer hatte erklärt, es seien „voraussichtlich“ab dem 9. März Selbsttests erhältlich. Auch dm wird die Abgabe pro Kunde zunächst begrenzen. Ein Preis für die Tests ist bisher nicht bekannt. Auch Rossmann hat angekündigt, „bald“Corona-Schnelltests anzubieten. Ein genauer Zeitpunkt steht bislang aber nicht fest. In ganz Baden-Württemberg will das Drogeriemarkt-Unternehmen außerdem Schnelltestzentren errichten. Nach vorheriger Anmeldung per Handy-App sollen sich dort Kunden auf eine Corona-Infektion
testen lassen können. Wann das Projekt startet, ist aber offen.
Schnelltests sind Teil der Öffnungsstrategie, die Bund und Länder am Mittwoch beschlossen haben. Dazu zählen neben Selbsttests auch Schnelltests, die nur medizinisch geschultes Personal anwenden darf. Doch auch diese muss man erst einmal haben. Weshalb Bund und Länder nun eine Arbeitsgruppe zur schnellen Beschaffung von Tests gebildet haben. Am Donnerstag hieß es aus dem Ministerium, es gebe „genug Schnelltests auf dem Markt“. 150 Millionen lägen laut Herstellerangaben „auf Halde und können direkt geliefert werden“. Ab Montag zahlt der Bund für den Einsatz, drei Milliarden Euro sind dafür eingeplant. Man habe sich schon 800 Millionen Schnelltests gesichert.
Auch Selbsttests werde es bald massenhaft geben. Doch das ist Zukunftsmusik. Und so fürchtet SPDGesundheitsexperte Karl Lauterbach, dass angesichts der fehlenden Flankierung der Lockerungen durch massenhafte Schnelltests „die dritte Welle langsam anläuft“.
Dabei sollten die Schnelltests das verhindern. Im Gegensatz zu PCRTests, auf deren Ergebnis man meist zwei, drei Tage warten muss, wird bei den Antigen-Tests nicht nach Erbgut gesucht, sondern nach virustypischen Proteinen. Das ist schneller, aber ungenauer. Bei Schnelltests nimmt geschultes Personal mit einem langen Stäbchen tief in der Nase oder im Rachen einen Abstrich. Das Ergebnis gibt es nach 15 Minuten. Den Selbsttest kann jeder zu Hause durchführen. Bei sechs der sieben zugelassenen Tests reicht es, ein Bürstchen ins Nasenloch einzuführen. Zudem gibt es einen Spucktest.
Allerdings warnen Gesundheitspolitiker und Mediziner vor folgendem Effekt: Flächendeckende Corona-Tests würden zwangsläufig zu höheren Inzidenzwerten führen. Höhere Werte verhindern aber weitere Lockerungen. Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, warnt vor solch einer Entwicklung. Sie könne „zu einer allgemeinen Skepsis in der Bevölkerung“führen. Für flächendeckende Tests spricht er sich dennoch aus. Der Mediziner fordert, sich bei Lockerungen nicht einseitig an der Zahl der Infizierten zu orientieren. In die Öffnungsstrategie müssten „auch die Intensivkapazitäten sowie Testkonzepte und die Durchimpfungsrate der Bevölkerung einfließen“.
Das sieht BundesärztekammerPräsident Klaus Reinhardt ebenso. Er fordert die Ausrichtung an einem „Gefahrenindex“, in dem etwa die Sterberate berücksichtigt wird. Sie sinkt derzeit stark.