Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eschentriebsterben gefährdet nicht nur den Waldbestand
Der Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus schädigt die Bäume massiv – Im Landkreis Lindau müssen Eschen gefällt werden
KREIS LINDAU (sz) - Das Eschentriebsterben hat immer wieder Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung. Insbesondere dort, wo der Staatswald an öffentliche Wege und Straßen grenzt, muss der Forstbetrieb Sonthofen die Esche besonders im Blickfeld behalten. Rund um Lindau werden nun einige Bäume gefällt, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet werden kann.
Revierleiter Jörg Tarne, der den Staatswald im Bereich Lindau pflegt, beschreibt in einer Pressemitteilung die Arbeiten: „Wir werden jetzt bei uns rund um Lindau verschiedene Verkehrssicherungshiebe durchführen. Dabei müssen vor allem kranke Eschen im Gefährdungsbereich der Straßen und der Bahnlinie gefällt werden.“Man bemühe sich, die Arbeiten möglichst schnell abzuschließen, damit es zu möglichst kurzen Sperrungen kommt. Ursache für die kranken Bäume sei meist das Eschentriebsterben, das unsere Eschen in Bayern seit 2008 befällt.
Die Maßnahmen werden rund zwei Wochen dauern und betreffen die Umgebung von Schlachters entlang der Bahnlinie und an Wegen Richtung Oberhof. „An der Bahnlinie muss sogar ein kleiner Eschenmischbestand gefällt werden. Aber wir haben bereits junge Eichenpflanzen für den Folgebestand bestellt und so können wir die Fläche auch ökologisch aufwerten“, freut sich Förster Jörg Tarne. Weitere Fällungen seien an der Kreisstraße Schlachters – Weißensberg, an der Straße Altis –
Stockenweiler und an einem kurzen Waldstück von Lindau nach Heimesreutin notwendig.
Das Eschentriebsterben ist eine Pilzerkrankung, die in Bayern die heimische Esche befällt, informiert der Forstbetrieb. Der Pilz, der botanisch Hymenoscyphus pseudoalbidus heißt, stammt ursprünglich aus Ostasien, wo er bei dortigen Eschenarten nur zu Blattverlusten führt. Im Frühstadium werden die Blätter infiziert. Das führt dann zu Welkeerscheinungen in der Baumkrone. Danach werden die Leit- und Seitentriebe befallen.
Die befallenen Triebe weisen gelbliche bis ockerfarbene Rindenverfärbungen auf und sterben rasch ab. Ältere Bäume versuchen durch Ersatztriebe diesen Verlust zu kompensieren. Dadurch verändert sich die Kronenform der Bäume. Es treten vermehrt Zwiesel und Verbuschungen auf. Unter diesen abgestorbenen Rindenteilen verfärbt sich auch das Holz.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommen dann Schädigungen durch andere Pilze oder Insekten wie Hallimasch oder den Bunten Eschenbastkäfer hinzu, die dann zum Absterben der Bäume führen. Jungbäume sterben nach akutem, schnellen Verlauf rasch ab, während Altbäume oft einen chronischen Verlauf zeigen.
„Leider führen die Schädigungen der Bäume auch zu einer geminderten Standfestigkeit. So fallen immer wieder befallene Eschen bei geringen Stürmen um und gefährden dadurch Straßen und Wege. Deshalb müssen wir regelmäßig kontrollieren und die befallenen Eschen fällen.“begründet Revierförster Tarne den Einschlag im Landkreis Lindau. „Aber nicht nur hier achten wir auf kranke Eschen, sondern im gesamten Bereich des Forstbetriebs haben wir unsere Eschen im Blick“, gibt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting einen Überblick. „Aber leider zeigen die Eschen bisher wenig Widerstand gegen diese Erkrankung. Trotzdem hoffen wir, dass uns diese wertvolle Baumart langfristig erhalten bleibt.“