Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Linke unter den Oberschwaben
Der 23-jährige Korbinian Sekul tritt bei der Landtagswahl im Wahlkreis Ravensburg/Tettnang an
RAVENSBURG - Die Linke hat es in Oberschwaben traditionell sehr schwer, Stimmen zu bekommen. Bisher hat es die Partei noch nicht einmal in den Landtag von Baden-Württemberg geschafft. Aber Korbinian Sekul, der Landtagskandidat der Linken im Wahlkreis Ravensburg/Tettnang, gibt sich trotzdem kämpferisch und ist davon überzeugt, dass sich Oberschwaben und die Linke nicht ausschließen. Im Gegenteil, es sei sogar sehr wichtig, dass es eine linke Stimme im Landtag für die Region gibt. Dabei setzt er auch auf das Thema Ökologie.
Tatsächlich fiel in Ravensburg und Umgebung schon sehr früh auf, dass überall Wahlplakate der Linken an den Straßenlaternen hingen. Beim Plakatieren hat der Kandidat selbst mitangepackt, wie er erzählt. „Wir sind dazu auch in Dörfer gefahren. Unter anderem nach Schlier, Wolpertswende oder Ebersbach-Musbach“, so Sekul. Es sei sehr wichtig, dass man auch auf den Dörfern präsent sei.
Der 23-Jährige weiß, wovon er spricht, wenn er vom Dorf erzählt. Denn aufgewachsen ist er in Ebersbach-Musbach. Die Realschule besuchte er in Bad Saulgau. Danach absolvierte er seine Ausbildung als Schreiner. Seit September macht er seinen Meister. Politisch interessiert war er schon immer. „Aber ich habe mir gesagt: Allein vom Meckern wird es nicht besser, man muss selber mitanpacken“, sagt er.
Und so trat er mit 21 Jahren in die Linke ein und kandidierte auch bei der Kreistagswahl 2019, schaffte den Sprung ins Kreisparlament allerdings nicht. Er hätte sich auch vorstellen können, bei den Grünen Mitglied zu werden („Die SPD war nie eine Option für mich“). Aber der Kurs von Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe ihm nicht gepasst – gerade was das Thema Umweltund Klimaschutz angeht. „Da passiert zu wenig. Die Linke hat mehr konkrete Forderungen wie zum Beispiel ein Verbot von Inlandsflügen“, sagt er. Das ist aber ein Bundesthema.
Umwelt- und Klimaschutz hat der überzeugte Vegetarier als sein wichtigstes Thema ins Zentrum seines Wahlkampfes gesetzt. Das merkt man schnell, wenn man sich mit ihm unterhält. Aber auch auf den Wahlplakaten und auf seinem InstagramKanal ist dieser Fokus deutlich zu erkennen. „Sozial. Ökologisch. Schwäbisch.“steht da – sein Wahlkampfslogan.
Wichtig sei beim Klimaschutz, dass alle mitgenommen werden, dass er sozial ist, findet Sekul. Deswegen dürfe man nicht auf E-Mobilität allein setzen, sondern müsse dringend den öffentlichen Nahverkehr massiv ausbauen, von dem alle profitieren können und nicht nur diejenigen, die es sich leisten können. In einem ersten Schritt sei ihm das 365-Euro-Jahresticket wichtig. Langfristig müsse der ÖPNV aber kostenlos sein. Er nennt ein Beispiel: Wer von Aulendorf nach Ravensburg mit der BOB fährt, bezahlt fünf Euro. Hin und zurück sind das zehn Euro. Das sei zu viel und nicht attraktiv.
Sozial und ökologisch sieht er auch beim Thema Bauen angebracht. Beim Baurecht könne auch das Land Stellschrauben drehen, um das sozialer zu gestalten. Denn es sei dringend notwendig, sozialen Wohnraum zu fördern. Auch seien die Mietpreise zu hoch. Dafür bräuchte es einen Mietpreisdeckel nach Berliner Vorbild. Sekul findet auch, es sei problematisch, wenn die Gemeinden immer mehr Wohngebiete in der Fläche ausweisen, die teuer sind und zudem Fläche versiegeln. „Wir müssten in die Höhe bauen“, so Sekul. Und das Land müsse durch seine Möglichkeiten finanzielle Anreize dafür schaffen.
Auch das Thema Holzbau müsse dabei eine Rolle spielen. Damit ist Korbinian Sekul beim Thema Regionalplan, den er, wie viele Umweltverbände, stark kritisiert. „Der Regionalplan setzt sehr auf Wachstum. Aber es bringt nichts, wenn das Wachstum nur sehr wenigen nutzt“, meint er und spielt dabei nochmals auf die Themen Wohnen und Bauen an. Gerade die Diskussion um den geplanten Kiesabbau bei Vogt zeige, dass man mehr an alternative Baustoffe denken müsse, um die Ressourcen zu schonen, anstatt auf den Baurohstoff Kies zu setzen.
Um die Ressourcen zu schonen, trete er auch für einen Ausbau der erneuerbaren Energien ein. So gebe es viele ungenutzte Flächen für Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden, die man nutzen sollte. Außerdem unterstützt er auch die Windkraft. Dort, wo es möglich ist, müssten Windräder gebaut werden. Um für solche Projekte Akzeptanz zu erhalten, sei Bürgerbeteiligung sehr wichtig.
Aber was ist nun mit dem dritten Punkt in seinem Wahlkampf-Slogan – „Schwäbisch“? „Schwäbisch bin ich“, sagt er und lacht. „Ich komme hier aus der Region und bin auch im Narrenverein in Aulendorf aktiv. Das ist mir wichtig.“Und weil er für die Region antrete und sich für diese einsetzen wolle.
LANDTAGSWAHLEN 2021
Weitere Berichte zur Landtagswahl gibt es in einem Dossier unter www.schwäbische.de/ltw21-rv